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Le Pen will den Euro in Frankreich abschaffen


Ein Baguette, ein Franc
Le Pen will den Euro in Frankreich abschaffen

dpa, Christian Böhmer

14.02.2017Lesedauer: 3 Min.
Marine Le Pen, die Vorsitzende der französischen Partei Front National, bei einer Pressekonferenz im französischen Parlament.Vergrößern des BildesMarine Le Pen, die Vorsitzende der französischen Partei Front National, bei einer Pressekonferenz im französischen Parlament. (Quelle: dpa-bilder)
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Der französische Wahlkampf läuft anders als erwartet. Erst wird Konservativen-Kandidat François Fillon von einer Affäre erschüttert. Nun macht der "Frexit"-Plan von Marine Le Pen die Anleger nervös.

In der Welt von Marine Le Pen ist auch die Währung einfach - zumindest auf den ersten Blick. Falls sie die Präsidentenwahl gewinnt, sollen die Franzosen schon im kommenden Jahr nach einem Referendum nicht mehr den Euro, sondern ihre nationale Währung in der Tasche haben.

Ein Baguette, ein Franc - ganz einfach?

Keine komplizierte Umrechnerei, verspricht die Chefin der Rechtspartei Front National (FN). Die Franzosen würden es im täglichen Leben gar nicht bemerken, meinte die 48-Jährige unlängst beim TV-Sender France 2. "Ihr Baguette, das einen Euro kostete, wird einen neuen Franc kosten."

Von den Milliardenkosten, die eine Währungsumstellung nach sich ziehen würde, ist hingegen keine Rede. Notenbankchef François Villeroy de Galhau warnt, dass es ohne den Euro viel teurer werden würde, neue Schulden aufzunehmen.

Die zusätzlichen Kosten könnten nach einem "Frexit" auf mittlere Sicht über 30 Milliarden Euro im Jahr erreichen, resümierte der Finanzfachmann unlängst in der Tageszeitung "Le Figaro". Auch in Brüssel läuten die Alarmglocken. Währungskommissar Pierre Moscovici sieht im antieuropäischen Populismus eine Gefahr für den Wirtschaftsauschwung auf dem Kontinent. Der Vertraute des scheidenden Präsidenten François Hollande nennt dabei explizit zwei Euroländer: Italien und Frankreich.

Dass 60 Prozent der heimischen Staatsschuld von ausländischen Anlegern gehalten wird, ist Le Pen nach eigenen Worten egal. Wichtig ist ihr lediglich, dass 90 Prozent nach französischem Recht ausgestellt sind. Konsequenz: Auch der Schuldenberg soll auf die neue nationale Währung umgestellt werden.

Le Pens Wahlsieg wäre eine Überraschung

Nachdem die FN-Chefin vor gut einer Woche ihr Programm für die Präsidentenwahl vorgestellt hat, steigt in und außerhalb des Landes die Unruhe. Denn in Umfragen gilt die gelernte Anwältin für die ersten Wahlrunde im April mit einem Stimmenanteil von rund 25 Prozent als Favoritin.

Der Konservative François Fillon, der voll damit beschäftigt ist, die frühere Beschäftigung seiner Frau im Parlament zu rechtfertigen, büßt hingegen wegen der Job-Affäre Sympathiepunkte ein. Er liegt jetzt bei unter 20 Prozent.

In der Stichwahl, dem entscheidenden Wahlduell im Mai, wird Le Pen hingegen eine Niederlage vorhergesagt. Spitzenreiter ist zurzeit der unabhängige Polit-Jungstar Emmanuel Macron. Der 39-Jährige gibt sich optimistisch: "Marine Le Pen gewinnt diese Wahl nicht, Frankreich scheidet nicht aus dem Euro aus, weil die Franzosen das nicht wollen", vertraute der frühere Wirtschaftsminister dem "Handelsblatt" an.

Auch wenn Le Pen nur wenig Chancen eingeräumt werden, in den Élyséepalast einzuziehen, verfolgen die Finanzmärkte die Entwicklung in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone sehr genau. Die Nervosität der Anleger steige, resümiert die Commerzbank in einer aktuellen Analyse.

Frankreich könnte zum Pleitestaat verkommen

Der von Le Pen schon länger propagierte EU-Ausstieg wäre wohl der Anfang vom Ende der Währungsunion. Le Pen sieht dies auch so. "Die einzige Struktur, die bleiben könnte, ist die alte (D-)Mark-Region: Österreich, Niederlande, Deutschland", sagte sie unlängst der französischen Zeitung "Le Monde".

Wird der Euro nun zum heißen Wahlkampfthema? In französischen Medien hat die Debatte zumindest begonnen. Die Erfahrung mit dem neuen konservativen US-Präsidenten Donald Trump sei, "dass Populisten ihre Versprechen halten", kommentiert "Le Monde".

Das Blatt interpretiert das Wahlkampfversprechen, wonach der neue Franc "unserer Wirtschaft angepasst" sein soll, als Abwertungsansage. Mögliche Folgen: Massive Kapitalflucht und eine Herunterstufung Frankreichs zum Pleitestaat.

Bisher versprach vor allem Fillon als Kandidat der bürgerlichen Rechten, wieder Ordnung in die Staatsfinanzen zu bringen. Es gibt viel zu tun. Selbst der französische Rechnungshof zweifelt das Ziel der Regierung an, die Neuverschuldung im laufenden Jahr auf 2,7 Prozent der Wirtschaftsleistung zu senken und damit - erstmals sei vielen Jahren - wieder die EU-Defizitgrenze einzuhalten.

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