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München: Wann wird das alte Grünwalder Stadion endlich saniert?


Im Schatten des FC Bayern
Das ungelöste Stadionproblem Münchens


31.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die Fans von 1860 München in der Ostkurve des Grünwalder Stadions (Symbolbild): Drei mutmaßliche Löwen-Anhänger haben eine Gruppe von Lübeckern angegriffen.Vergrößern des Bildes
Die Fans von 1860 München in der Ostkurve des Grünwalder Stadions (Archivbild): Bislang ruht der Ball in Sachen Sanierung noch. (Quelle: IMAGO / Sven Simon/imago-images-bilder)

Seit Jahren wird in München über eine teure Sanierung des Grünwalder Stadions diskutiert. Es ist ein Sehnsuchtsort für viele Fans des TSV 1860, die Stadt aber zögert. Wie geht es weiter?

Wer am Candidberg eine günstige Stelle erwischt, kann auf halb München blicken. Hier, auf dem Giesinger Berg, der eher ein Hügel ist, steht das altehrwürdige Grünwalder Stadion. Ende der 1960er-Jahre war es das "Wohnzimmer" von Gerd Müller, dem "Bomber der Nation". Doch nicht nur die "Roten" des FC Bayern feierten hier deutsche Meisterschaften, sondern auch die "Blauen" des TSV 1860.

Im Mai 1966 machten sich die "Löwen", wie sie von ihren Fans genannt werden, im Grünwalder zum Meister. Entsprechend emotional fiel die Rückkehr ins "Sechzgerstadion" beim Zwangsabstieg des Klubs 2017 in die viertklassige Regionalliga aus. Der TSV hatte zuvor in der Allianz Arena gespielt, als Mieter der Bayern. Seit dem Comeback im "Sechzger" ist ein großes Streitthema zwischen Verein und Stadt, wie das Grünwalder zweitligatauglich saniert werden kann. Auch wenn es sportlich in der 3. Liga momentan nicht nach einem Aufstieg in die Zweite Bundesliga aussieht.

"Es haben immer wieder Gespräche zwischen der Stadt und den Löwen stattgefunden. Aber geliefert haben sie nicht. Langsam geht unsere Geduld zu Ende", sagte die Dritte Bürgermeisterin, Verena Dietl, jüngst der "Abendzeitung". Was sie mit Geduld konkret meint, präzisiert Dietl auf Anfrage von t-online. Ein Bekenntnis zum langfristigen Verbleib im städtischen Stadion seitens des Vereins sei die "Voraussetzung dafür, dass die Landeshauptstadt das Stadion entsprechend ertüchtigt".

77 Millionen Euro für einen Umbau heutzutage kaum haltbar

Ein Rückblick: Das Rathaus hatte bereits ein Architekturbüro mit einer Machbarkeitsstudie beauftrag. Heraus kam im Sommer 2019 ein Lösungsansatz für satte 77 Millionen Euro. Es sind Kostenschätzungen, die angesichts von Inflation und hohen Energiepreisen kaum zu halten sein dürften. Dabei würde die Kapazität bei Heimspielen von zurzeit 15.000 Zuschauern auf 18.105 Fans erhöht, die Haupttribüne neu gebaut, das Stadion komplett überdacht werden.

Vor allem Lärmschutz-Argumente erschweren laut Studie ein noch größeres Stadion. Die Heimspiele des TSV 1860 sind seit Jahren meist ausverkauft. "Natürlich wäre ein Ausbau auf mehr als 20.000 Zuschauer besser. Aber das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ist aktuell die wohl einzig realistische Ausbauoption", sagt Martin Scherbel vom "Freunde des Sechz'ger Stadions e.V." zu t-online. "Im Nachhinein könnte immer noch geprüft werden, ob ein weiterer Ausbau möglich sein könnte."

Grünwalder Stadion eines der meistbespielten Stadien des Landes

Der Verein setzt sich laut Website für "den dauerhaften Erhalt und eine vielfältige Nutzung des Stadions an der Grünwalder Straße" ein. Scherbel zufolge relativiert sich die für die Sanierung nötige Summe mit Blick auf andere Fußballprojekte in der Isarmetropole. "In den letzten Jahren hat der Münchner Stadtrat Millionenbudgets für Veranstaltungen mit wenigen Spielen genehmigt, zum Beispiel für sechs Spiele der Uefa Euro 2024 für rund 27,8 Millionen Euro."

"Das Stadion an der Grünwalder Straße ist dagegen mit circa 50 Spielen pro Jahr immer noch eines der meistbespielten Stadien des Landes", erklärt Scherbel. Denn: Auch die zweite Mannschaft des FC Bayern trägt ihre Heimspiele in der Regionalliga im Grünwalder aus.

1860 München kündigt Stellungnahme in den nächsten Wochen an

Scherbels Beobachtung nach würden aber weder die Profi-Gesellschaft der "Löwen" noch die Verwaltung "das Thema forcieren". Die Stadt selbst braucht kein ausgebautes Grünwalder Stadion, daher ist die Zurückhaltung nachvollziehbar. Der TSV 1860 allerdings benötigt im Falle des Aufstiegs, den ja alle wollen, ein zweitligataugliches Stadion.

"Seit zwei, drei Jahren schieben sich beide Seiten gegenseitig die Schuld zu", meint Scherbel. Das Problem war bisher, dass "Sechzig" ein Bekenntnis zur dauerhaften Nutzung vermeidet. Wohl, um sich eine Hintertür offenzuhalten, falls der mögliche Zuschauerzuspruch, sollte dem TSV der Aufstieg gelingen, eine deutlich höhere Kapazität erwarten lässt. Zudem wären die genauen Mietkonditionen erst nach einer Sanierung bekannt.

Auf Anfrage wollte sich der TSV 1860 nicht äußern und verwies stattdessen auf eine offizielle Stellungnahme, die für die kommenden Wochen zu erwarten sei. In einem Schreiben der "Sechzger", das t-online vorliegt, hieß es noch im Frühjahr 2022: "Es wurde öffentlich davon gesprochen, sich mindestens zehn Jahre nach Abschluss der Arbeiten zur Nutzung des Stadions zu verpflichten." Das wolle man aber nicht, da ein "Ligabetrieb im Grünwalder Stadion in der ersten Bundesliga nicht realistisch" sei. Große Ziele und kein Fortschritt?

Ziel ist die Stadionsertüchtigung

"Es laufen weiterhin Gespräche mit den Löwen, die zum Ziel haben, eine letztendliche Beschlussfassung des Münchner Stadtrats zur Stadionertüchtigung zu erreichen", erklärt Dietl t-online. Die Dritte Bürgermeisterin ist selber "Löwen"-Fan und im Rathaus maßgeblich in die Verhandlungen mit dem Klub involviert.

Sie bekräftigt, dass eine Lösung über einen "Erbbaurechts- beziehungsweise einen langfristigen Mietvertrag weiterhin eine mögliche Option" sei. Dazu müsse der Verein sich jedoch zu dieser Variante bekennen, betont sie und verweist mahnend auf voraussichtliche Einsparungen im künftigen Investitionshaushalt. Das Rathaus erwartet jetzt den nächsten Schritt der "Sechzger" zu Münchens ungelöster Stadionfrage.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an die Dritte Bürgermeisterin Münchens, Verena Dietl
  • Anfrage an die "Freunde des Sechz’ger Stadions e.V."
  • abendzeitung-muenchen.de: "Bürgermeisterin Verena Dietl über TSV 1860: "Meine Geduld ist am Ende" vom 29.11.2023
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