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WM 2014: Toni Kroos will endlich Weltstar sein


Endlich wichtig
Toni Kroos und der Kampf um Anerkennung

Von t-online
19.06.2014Lesedauer: 3 Min.
Toni Kroos während der DFB-Pressekonferenz.Vergrößern des BildesToni Kroos während der DFB-Pressekonferenz. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Santo André berichtet Thomas Tamberg

Nein, zum Brasilianer taugt Toni Kroos wirklich nicht. Dazu fehlt ihm jede Menge Gelassenheit. Aber vermutlich will er das auch gar nicht. Und es erwartet auch keiner von ihm. Als ihn ein ausländischer Journalist, der vermutlich nicht jeden Auftritt des FC Bayern und der Nationalmannschaft verfolgt hat, auf der täglichen Pressekonferenz im DFB-Medienzentrum fragte, ob er sich freue, dass er endlich auch in einem großen Spiel eine Top-Leistung gezeigt habe, blaffte Kroos den verdutzten Pressemann an. "Dann haben sie nicht so viele Spiele von mir gesehen. Welche Spiele sind denn nicht gut gewesen?"

Hansi Flick, der neben Kroos auf dem Podium saß, merkte, dass die Reaktion auf eine ursprünglich nett gemeinte Frage etwas aus dem Ruder lief und rettete die Situation. "Toni Kroos ist ein junger Spieler, der eine tolle Entwicklung gemacht hat", sagte der Assistenztrainer und schob noch einen kleinen Witz hinterher. "Er erscheint auch jeden Morgen unaufgefordert zum Frühstück."

Der Kellner Kroos

Als wenig später ein brasilianischer Journalist sagte, dass die Mittelfeld-Position, die Kroos derzeit bekleidet, im Gastgeberland "garçon", also Kellner, genannt wird, weil dieser die Stürmer mit Vorlagen bedient, konnte man Kroos im Gesicht ablesen, wie ihm auch das gegen den Strich ging. Womöglich sah er schon die Schlagzeilen in der Heimat über den "Kellner Kroos".

Aber dieses Mal riss er sich zusammen und antwortete brav, dass er auf dem Platz gerne seine Mitspieler einsetze. Fügte dann aber doch hinzu: "Wenn wir abends zusammen sitzen, bin ich nicht so gern der Kellner, da nehme ich lieber die Getränke entgegen." So viel Zeit musste sein.

Langsam setzt sich ein Bild zusammen

Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, die eigene Wahrnehmung und mögliche mangelnde Wertschätzung: Das alles ergibt im Fall Kroos nach wie vor kein rundes Bild. Auch wenn der 24-Jährige selbst sagt, ihm sei nur die Meinung seines Umfeldes und des Trainers wichtig. "Alles andere ist zweitrangig." Man hat den Eindruck, dass muss sich alles erst noch finden.

Aber Kroos ist bei dieser WM drauf und dran, dass sich das Mosaik allmählich zusammenfügt und er bald als das wahrgenommen wird, was er längst ist: ein absoluter Weltklasse-Spieler. Nicht wenige haben zuletzt verwundert gefragt, warum denn Manchester United oder aktuell auch Real Madrid so sehr um die Dienste des Mittelfeldspielers buhlen. Nach dem Portugal-Spiel dürften es nun ein paar mehr sein, die es nachvollziehen können.

Zukunft ungewiss

Als der FC Bayern nicht bereit war, signifikant das Gehalt des Spielers anzuheben, wurden die Vertragsverhandlungen auf Eis gelegt. Dass könnte sich aus Münchner Sicht noch als Fehler erweisen, denn Kroos steigert derzeit massiv seinen Marktwert. "Bei mir gibt es nichts Neues", sagte er über seine Zukunft. "Es hat sich in Bezug auf vor der WM nichts verändert. Wenn sich was tut, werdet ihr es alle erfahren."

Kroos spielt derzeit nicht viel anders als sonst. Wer zuletzt regelmäßig die Spiele des Rekordmeisters verfolgt hat, wird dies bestätigen. Aber irgendwie schien er in der Wahrnehmung stets durchs Raster zu fallen. Nur aktuell ist er im Auftrag der Nation unterwegs, da scheint die Aufmerksamkeit eine ganz andere zu sein. Allerdings legte er gegen Portugal läuferisch noch einmal so sehr eine Schippe drauf, dass er es selbst kaum glauben konnte. "So viel laufe ich normalerweise nicht", sagte er. Mit 11,7 Kilometern war Kroos beim Auftaktspiel der laufstärkste deutsche Spieler.

Es könnten ein paar Tore mehr sein

Seine große Stärke ist jedoch das Passspiel. Kaum ein anderer Akteur kann Bälle so schnell verarbeiten und so zielgerichtet zum Mitspieler weiterleiten wie er. Es sind oft die vielen kleinen Pässe ohne Stockfehler im Mittelfeld, die er spielt und die ihn so wertvoll machen. Das sieht zwar nicht spektakulär aus, ist aber im modernen Fußball eine enorme Qualität. "Er spielt auf einem sehr hohen Niveau", attestierte ihm Flick. Allerdings, fügte Löws Co-Trainer hinzu, könne Kroos ruhig wieder ein paar Tore mehr schießen.

Im deutschen Mittelfeld ist er neben Philipp Lahm derzeit nicht wegzudenken und hat sogar Klubkollegen Bastian Schweinsteiger verdrängt. Das spielt Bundestrainer Löw durchaus in die Karten. Während der 29-Jährige auch auf der Ersatzbank alles für das Team gibt, könnte Kroos wohl nur schwer damit umgehen. "Solange ich im Zentrum spiele, ist alles gut", sagte er. Wenn nicht, dann kann der Familienvater schnell grantig werden. Nahm er seine Reservistenrolle bei der EM 2012 noch zähneknirschend hin, dürfte ihm das in Brasilien schwerer fallen. Zum Glück stellt sich derzeit die Frage nicht.

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