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Obstbaumschnitt: Obstbäume richtig schneiden und pflegen


Ertragreiche Ernte
So schneiden und pflegen Sie Ihre Obstbäume richtig

dpa, t-online, rev

Aktualisiert am 04.02.2021Lesedauer: 6 Min.
Obstbaumschnitt: Ein Rückschnitt kann einem Baum gut tun.Vergrößern des BildesObstbaumschnitt: Ein Rückschnitt kann einem Baum guttun. (Quelle: redstallion/getty-images-bilder)
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Wer im Sommer reichlich Früchte im Garten ernten möchte, sollte seine Obstbäume regelmäßig schneiden. Wir zeigen, wie das geht und was es zu beachten gibt.

Der richtige Schnitt wirkt für Obstbäume wie eine Verjüngungskur: Er formt das Astwerk, lenkt die Saftströme und fördert Blütenreichtum sowie Ernteertrag. Dabei ist der richtige Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt von Art zu Art unterschiedlich. Eine Faustregel gibt es dennoch: Je zeitiger im Winter Bäume geschnitten werden, desto stärker treiben diese im Frühjahr wieder aus.

Der richtige Zeitpunkt

Kernobstbäume wie Apfel, Birne und Quitte sollten im Spätwinter zurückgeschnitten werden, weil diese Arten von November bis März ruhen. Ein Rückschnitt ist auch noch direkt nach der Blüte möglich. Zu diesem Zeitpunkt erkennen Sie zudem, welche Zweige später nur wenige Blüten tragen.

Pfirsichbäume werden im späten Frühjahr (April oder Mai) verschnitten, weil hier auf die Blütenknospen geachtet werden muss; anderes Steinobst wie Süßkirsche oder Pflaume gleich nach der Ernte, das heißt im Juli beziehungsweise im September.

Unterschied: Sommer- und Winterschnitt

Fördert der Winterschnitt das spätere Wachstum des Obstbaumes, so bremst der Sommerschnitt das Wuchspotenzial. Dafür regt der Schnitt in den Sommermonaten eine üppige Baumblüte und spätere reichhaltige Ernte an.

Obstbaumschnitt bei Frost?

Früher galt die Regel: Kein Obstbaumschnitt bei frostigen Temperaturen! Denn die offenen Wunden könnten sich bei starken Frösten verschlimmern und Schäden am Holz verursachen. Heute weiß man, dass ein Baumschnitt bis minus 5 Grad Celsius möglich ist, ohne dem Baum zu schaden. Bei noch niedrigeren Temperaturen sollten Sie aber darauf achten, damit die Triebe nicht einreißen, da das Baumholz in der Kälte sehr spröde werden kann.

Diese Äste besser entfernen

"Wie bei anderen Gehölzen auch muss bei den Obstbäumen Totholz entfernt werden", sagt Oliver Fink vom "Verband der GartenBaumschulen" im nordrhein-westfälischen Haan. Auch Äste, die quer wachsen und daher an anderen scheuern können, oder steil nach oben wachsende Äste sollten im Frühjahr beseitigt werden. Ebenso werden Äste entfernt, die schon mehrere Jahre lang Früchte getragen haben. Denn Obst an jungen Hölzern hat eine bessere Qualität. Alte Äste sollten daher entfernt werden, um das Wachstum neuer anzuregen.

Beim Schneiden sind aber dennoch viele Fehler möglich. So würden häufig die Seitenverzweigungen des Baumes gekappt mit dem Ziel, den Wuchs im Rahmen zu halten, sagt Fink. "Das ist ein fataler Fehler: An diesen Trieben bilden sich die Blüten." Die häufigsten Fehler beim Baumschnitt haben wir für Sie zusammengestellt.

Schnitt beugt Pilzerkrankungen vor

Hobbygärtner sollten auch die Baumspitzen immer mal wieder auslichten. Dann kann genügend Sonnenlicht an den unteren Bereich des Baumes kommen und die Früchte reifen lassen. Außerdem muss regelmäßig ausgelichtet werden, um mehr Luft in der Krone zirkulieren lassen zu können. Das beugt Pilzerkrankungen vor.

"Darüber hinaus sind Schnittmaßnahmen oft an der Grenze zum Nachbargrundstück notwendig. Oder dort, wo ein Baum zu hoch geworden ist und beispielsweise unerwünschten Schatten wirft", zählt Uwe Jakubik, Fachbuchautor aus Reutlingen, auf. "Und schließlich muss im Geäst eines größeren Obstbaumes immer ausreichend Raum sein, um später bei der Ernte die Leiter gut anstellen zu können."

Unterschied: junge und alte Obstbäume?

Ist der Obstbaum eingepflanzt, erfolgt als Erstes der Pflanzschnitt. Dieser legt die künftige Form des Obstbaums, aber vor allem die jeweilige Kronenform fest. Beim Pflanzschnitt werden drei bis vier gut verteilte Leitäste (Seitentriebe) auf die gleiche Höhe gestutzt. So befinden sich diese in einer Saftwaage, das heißt: Die Leitäste sind horizontal gleich ausgerichtet. Kürzen Sie die Seitentriebe am besten fünf Millimeter über den nach außen wachsenden Knospen. Nach innen wachsende Knospen werden entfernt, um ins Kroneninnere wachsende Austriebe zu vermeiden und mehr nach außen wachsende Triebe an den Leitästen zu unterstützen. Der Mitteltrieb (Stammverlängerung) sollte etwa 15 Zentimeter oberhalb der zurückgeschnittenen Leitäste gekürzt werden. So erhält die Krone eine Pyramidenform.

Der sogenannte Jungbaumschnitt wird jährlich durchgeführt, bis der Baum etwa zwölf Jahre alt ist. Er sorgt dafür, dass der Baum starke Leit- und Seitenäste bildet und die Krone lichtdurchlässig sowie gut belüftet bleibt. Beim dann folgenden Erziehungsschnitt werden teilweise auch Äste mit Blattknospen abgeschnitten. Dadurch kann der Baum zum Bilden von Früchten angeregt werden, anstatt zum weiteren Austreiben.

Dagegen verpassen Hobbygärtner älteren Bäumen einen Erhaltungsschnitt. Hier wird der Obstbaum anfangs noch alle zwei Jahre ausgelichtet. Dieser Zeitraum kann später auf alle fünf Jahre ausgedehnt werden. Hierbei sollten Konkurrenztriebe und sogenannte Wasserschosser (auch: Wassertriebe) entfernt werden. Letztere sind nach oben wachsende, dünne, unverzweigte Triebe an Obstbäumen, die keine Blüten tragen.

Zudem können alle älteren herabhängenden Zweige auf einen jüngeren Austrieb zurückgeschnitten werden – am besten in einer Pyramidenform: Dazu verbleiben, wie schon beim Pflanzschnitt, nur etwa vier Leitäste sowie die Stammverlängerung beziehungsweise der Mitteltrieb. Sie werden dann wie eine Pyramide in Form geschnitten. Die Seitenäste, auch Seitenholz genannt, sowie das Fruchtholz werden ebenfalls entsprechend verschnitten.

Ist der Obstbaum längere Zeit nicht geschnitten worden und trägt weniger Früchte, kann ein kräftiger Verjüngungsschnitt einen wahren Wachstumsschub auslösen. Wichtig ist, dass der Baum am Ende eine gut belichtete und durchlüftete Krone sowie starke Leitäste und einen robusten Mitteltrieb besitzt. Dazu entfernen Sie Äste im oberen Kronenbereich, sofern sie die Leitäste verschatten. Auch einzelne Leitäste selbst oder die Stammverlängerung können zurückgesetzt werden, sodass sich die Krone ausgewogen entwickeln kann. Zudem sollte auch beim Verjüngungsschnitt altes, herabhängendes Fruchtholz entfernt werden. So steht einem höheren Ernteertrag nichts mehr im Wege.

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Starke Rinde durch einen Anschnitt

Bildet ein Obstbaum mit hohem Wachstum einen zu dünnen Stamm, können Hobbygärtner ihn mit einem Trick zum sogenannten Dickenwachstum anregen. Dafür wird die Rinde schräg oder parallel zur Stammachse angeschnitten. Die Schnitte sollten in Abständen zwischen fünf und zehn Zentimeter erfolgen und etwa 15 bis 20 Zentimeter lang sein. Das Messer sollte so tief einstechen, dass die Rinde bis zum Holz durchtrennt wird. Die Wunden regen den Baum zum Wachstum an. Er muss dann seine Wuchsstoffe im Stamm konzentrieren, der folglich dicker wird.

Werkzeug für Obstbaumschnitt

Die wichtigsten Hilfsmittel für den Obstbaumschnitt sind eine kleine und eine große Astschere sowie eine Säge. Zwei Sägentypen sind für den Baumschnitt empfehlenswert: die Klappsäge und die Bügelsäge. Das ideale Werkzeug für etwas dickere Äste ist die Klappsäge, sagt Stiftung Warentest. Sie ist im eingeklappten Zustand platzsparend und deshalb beim Auf-die-Leiter-Klettern nicht hinderlich. Dagegen ermöglicht eine Bügelsäge mit verstellbarem Sägeblatt eine gute Schnittführung. Je feiner die Zahnung, desto präziser der Astschnitt.

Pflege: Kalkanstrich und Fruchtmumien

Damit der Obstbaum gesund bleibt und später gut trägt, ist eine regelmäßige Pflege gerade in den ersten Jahren unerlässlich. Dazu zählt zum Beispiel das Kontrollieren der neu gepflanzten Obsthölzer. Wenn deren Stämme deutlich dicker geworden sind, können Befestigungen gelockert oder Stützpfähle beseitigt werden. So kann sich der Jungbaum besser entwickeln.

Die Rinde von Obstbäumen sollten Sie mit einem Kalkanstrich vor Temperaturschwankungen schützen. Das verhindert, dass sich Risse in der Rinde bilden. Durch diese Öffnungen können nämlich Bakterien, Pilze und Schädlinge eindringen. Gefährdet sind vor allem junge Obsthölzer. Lesen Sie, wie Sie den Garten vor Temperaturschwankungen schützen.

Auch fauliges, verdorrtes Obst – sogenannte Fruchtmumien – sollten Gärtner im Winter vom Baum entfernen. So können sie Pilzkrankheiten vorbeugen, erklärt die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Denn in verdorrten Früchten können die Erreger der sogenannten Monilia-Fruchtfäule überdauern und sich dann im Frühjahr erneut ausbreiten.

Krankheiten und Schädlinge

Auch mögliche Fraßschäden an Obstgehölzen sollten Gärtner im Blick behalten. "Besonders gefährlich sind Schermäuse, vielerorts auch Wühlmäuse genannt", sagt Jakubik. Durch Rütteln am Baum finde man heraus, wie stark das Wurzelwerk geschädigt sei. "Auf jeden Fall sollte man das Erdreich festtreten und das Gehölz zurückschneiden", rät Frank Wetzel, Experte für Obstgehölze an der Gartenakademie Baden-Württemberg in Heidelberg. Um weiteren Schäden vorzubeugen, sollten Sie außerdem die Wühlmäuse aus dem Garten vertreiben.

Auch einige Pflanzenschutzmaßnahmen können und sollten bereits im zeitigen Frühjahr begonnen werden. Waren Gehölze im Vorjahr von Pilzinfektionen wie Schorf oder Rost befallen und wurde ihr Laub noch nicht im Herbst beseitigt, dann wird es jetzt höchste Zeit dafür. Außerdem sollten die Leimringe an den Stämmen erneuert werden. "Dadurch wird der Ameisenzulauf im Sommer verhindert und der Lausbefall eingeschränkt", erklärt Fink.

Dieser Dünger eignet sich

Nach dem Schnitt fehlt den Gehölzen noch eines für die neue Gartensaison, und zwar die nötige Starthilfe in Form von Dünger. "Ideal ist organischer Volldünger", empfiehlt Wetzel. Seine Umsetzung im Boden beginne genau rechtzeitig, nämlich mit der Wachstumszeit. Wer seine Obstbäume ordentlich versorgt, wird für seine Arbeit schließlich im Herbst mit köstlichen Früchten belohnt.

Die wichtigsten Tipps zum Obstbaumschnitt
Zeitpunkt Kernobst (Apfel, Birne, Quitte) im Spätwinter, Steinobst (Süßkirsche, Pflaume) nach Ernte.
Ausnahmen Es wird zwischen Sommer- und Winterschnitt unterschieden.
Was wird geschnitten Äste, die quer oder steil nach oben wachsen; alte Äste; totes Holz; Baumspitzen werden ausgelichtet.
Häufige Fehler Dazu zählen falscher Schnittzeitpunkt, zu starker oder zu schwacher Rückschnitt und das falsche Schnittwerkzeug.
Verwendete Quellen
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