Glockenspiel auf Marienplatz verstimmt: Stadträte in München empört

Münchens Glockenspiel im Neuen Rathaus bietet statt gewohnter Harmonie nun schräge Töne. Stadträte fordern dringend eine Nachjustierung.

München ist berühmt für sein Glockenspiel im Turm des Neuen Rathauses, das täglich Hunderte von Menschen anzieht. Alle schauen nach oben, wenn die Schäffler wieder tanzen und Herzog Wilhelm V. seine Renata heiratet. Doch seit längerem klingt die Melodie nicht mehr so harmonisch wie früher. Das ist auch einigen Stadträten aufgefallen. "Deutlich verstimmt" seien die Klänge, betonen sie in einer Pressemitteilung vom Donnerstag.

Ob die manchmal schlechte Stimmung und der raue Ton unter den Stadträten sich plötzlich auf die 43 Glocken übertragen haben, ist nicht abschließend geklärt. Fest steht jedenfalls: Die schiefen Töne stammen wohl von der Sanierung und der Reparatur im Jahr 2017.

Aber Hilfe naht: Eine parteiübergreifende Initiative fordert den eiligen Ruf nach einer Stimmgabel, will sagen eine Nachjustierung der Bimmeln im Turm. In wohl beispielloser Einigkeit setzen sich die Stadtratsfraktionen von SPD/Volt, CSU/Freie Wähler, ÖDP/Münchenliste und FDP/Bayernpartei in einem gemeinsamen Antrag für den Wohlklang ein. Möglichst "zeitnah" solle das liebliche Musikspiel ein Feintuning bekommen, fordern sie.

Der Ton macht die Musik: Auch innerhalb des Rathauses

"Unser Rathaus ist die Visitenkarte der Stadt. Das sollte nicht nur schön aussehen, sondern auch gut klingen", betont SPD-Stadtrat Roland Hefter. Einzelne falsche Töne vergraulten schließlich das Publikum und förderten die Politikverdrossenheit.

Er unterstreicht die symbolische Bedeutung des Glockenspiels und fügt hinzu: „Nachdem wir neben unserem Oberbürgermeister auch Stadträte haben, die Musiker sind, wissen wir, dass der beste Musiker auf einem verstimmten Instrument keine Chance hat, das Publikum zu begeistern", sagt Hefter. Er sollte es wissen. Hefter ist bekanntlich selbst Musiker und kennt sich mit der Thematik bestens aus.

Die Forderung nach einer Neuabstimmung der Glocken stößt laut Pressemitteilung jedoch nicht nur bei Musikliebhabern auf Zustimmung.

Hans-Peter Mehling von den Freien Wählern sieht in dem Vorstoß auch eine Vorlgage Wert für den politischen Prozess: „Verstimmung im Rathaus beseitigen – wie aus dem gemeinsamen Ansinnen von Roland Hefter und mir unschwer zu erkennen ist, beschränkt sich die Verstimmung im Rathaus auf das Glockenspiel und erstreckt sich nicht auf die interfraktionelle Zusammenarbeit im Stadtrat."

Sollten alle Fraktionen bei diesem Thema weiter an einem Strang ziehen, könnte Münchens berühmtes Glockenspiel bald wieder ohne Schieflage ertönen, zum Wohle der leidgeplagten Ohren von Bürgern, Touristen – und Münchner Lokalpolitikern gleichermaßen.