Mercedes SL vs. Porsche 911

234 kg bringt der SL mehr auf die Waage, bei den Testwagen von 1986 war der Unterschied viel größer, der 500 SL wog 386 kg mehr als der 911 Carrera.

Der miamiblaue Elfer punktet mit seiner 2654 Euro teuren Sonderlackierung. Beide kommen ja recht frisch von der Modellpflege.

Beim Mercedes hat diese unter anderem dafür gesorgt, dass jetzt der neue Dreiliter-V6 mit der Neunstufenautomatik im Maschinenraum sitzt.

Der SL federt souverän, ist leise und bietet jeden erdenklichen Komfort, den sich ein Cabriofahrer wünscht.

Der neue V6-Turbo mit 367 PS passt perfekt zum SL. Die Zusammenarbeit mit der Neunstufenautomatik gestaltet sich entspannt und unhektisch.

Dass der Elfer mehr Drama als der SL veranstaltet, gehört zu seinem Sportwagen-Naturell, alles andere wäre enttäuschend.

Mit der Modellpflege wurde der 3,6-Liter-Sauger-Boxer abgelöst und durch einen 3-Liter-Biturbo ersetzt.

Der 911 ist der intensivere Frischluft-Sportwagen. Mit allen Vor-und Nachteilen.

Das Münchner Kopfsteinpflaster kann dem souveränen Fahrverhalten des SL nichts anhaben. Hier verwindet und klappert nichts.

Das Interieur des SL wurde etwas aufgefrischt, doch er hat nicht die neueste Comand-Generation an Bord.

So muss er sich noch mit dem Bediencontroler aus der vorherigen Generation ohne Touchpad begnügen.

Die klassisch gestalteten Rundinstrumente passen hervorragend zum gediegenen Charakter des SL.

Die Sitze sind eine Wohltat. Bestellt man den wärmenden Luftschal in den Kopfstützen optional dazu, schafft der SL an jedem beliebigen Wintertag sein eigenes Cabrio-Klima.

Der Porsche erfordert da mehr Kompromisse. Das wird alle 911-Freunde eher wenig stören, sie wollen ihr Cabrio so direkt und rückmeldungsintensiv wie möglich, und da werden sie hervorragend bedient, auch das ist keine Frage.

Der Arbeitsplatz im Elfer hat nun ein neues Infotainment, ein eindeutiger Gewinn, das neue Lenkrad nicht unbedingt.

Die zahlreichen Taster auf der Mittelkonsole sind mit der Modellpflege jedoch nicht verschwunden.

Die Sitze sind zwar nicht solche Wohlfühl-Oasen, wie die des SL, dennoch absolut langstreckentauglich.

Der offene SL400 verwandelt sich...

... per Knopfdruck zu einem konventionellen Coupé mit Blechdach und gewährleistet dadurch vollständige Ganzjahrestauglichkeit.

Beim 911 hätte solch ein sperriges Blechdach konzeptionell sowieso kein Platz, sodass...

... ihm die Zuffenhausener eine optimal anliegende Stoffmütze schneidern. Die ist so gut gedämmt, dass das 911 Cabrio damit ebenfalls jederzeit winterfest ist.

Weil zu jedem ordentlichen Vergleichstest ein Punktesieger gehört, hat auch dieser einen.

Doch in Wahrheit sind es eher zwei Sieger als einer. Wenn Sie mich fragen, hätte ich am liebsten beide behalten: den 911 zum Schnellfahren, den SL für alles andere.