Foto-Serie: Der Prozess gegen Pussy Riot
Die russische Punkband Pussy Riot tritt am 21. Februar 2012 in einer Moskauer Kirche auf und wettert gegen Präsident Wladimir Putin.
Auch auf dem Roten Platz der Hauptstadt rufen sie: "Aufstand in Russland, Putin macht sich in die Hose!"
"Heilige Mutter Gottes, erlöse Russland von Putin", singen die jungen Frauen. Es folgte die Festnahme.
Das Markenzeichen der Girl-Band sind die bunten Strickmasken, mit denen sie in der Öffentlichkeit auftritt.
Wegen "Randale" werden drei Bandmitglieder festgenommen. Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Die drei Musikerinnen müssen sich schließlich vor Gericht verantworten. Viele Beobachter kritisieren das Verfahren als Schauprozess.
Der Vorwurf: "Hooliganismus aus Gründen des religiösen Hasses". Die Anklage kommt zu dem Schluss, dass Pussy Riot mit der Gotteslästerung an den "ewigen Grundfesten der russisch-orthodoxen Kirche" gerüttelt habe.
Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa ist die Jüngste der Band, aber zugleich Wortführerin. Die Studentin der Philosophie mischt bereits seit Jahren in der radikalen Kunstszene mit und hat eine vierjährige Tochter.
Im Gericht zeigt sie sich ungebrochen - einmal prangt auf ihrem T-Shirt eine geballte Faust.
Journalistin Maria Aljochina präsentiert sich dagegen als braves Mädchen. Die 24-jährige Mutter eines Sohnes (5) klagt am dritten Prozesstag über Kreislaufprobleme und muss von einem Notarzt behandelt werden.
Die fast 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch ist hingegen schon lange in der radikalen Kunstszene dabei. Aus Protest gegen ein Urteil gegen die Kunstfreiheit schüttete die ehemalige Programmiererin einst Tausende Kakerlaken in ein Gerichtsgebäude, dann engagierte sie sich immer stärker für die Rechte Homosexueller.
International sorgt der Fall für viel Empörung. Bekannte Bands wie die amerikanischen Politpunker Anti-Flag solidarisieren sich mit den Frauen.
Anhänger der Band und Kremlkritiker sprechen entsetzt von einer Hexenjagd wie im Mittelalter.
Kalkül oder Wende? Präsident Putin spricht sich nach einigen Prozesstagen für ein mildes Urteil aus. Die drei jungen Frauen hätten ihre Lektion bereits gelernt.
Trotzdem kommt es schließlich zum Schuldspruch wegen Rowdytums aus religiösem Hass. Die Musikerinnen müssen für zwei Jahre ins Straflager.
Bei Demonstrationen gegen die Verurteilung der Musikerinnen werden in Moskau rund 60 Personen festgenommen. Unter ihnen ist auch der frühere Schachweltmeister Garri Kasparow.
Im Berufungsprozess dann die Überraschung: Eine der Sängerin, die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch, wird auf Bewährung freigelassen. Sie muss nicht ins Straflager.