Ukraine-Krieg: Die Chronologie des Konflikts

Dezember 2013: Hunderttausende Ukrainer protestieren in der Hauptstadt Kiew gegen den prorussischen PrΓ€sidenten Viktor Janukowitsch, weil seine Regierung das Partnerschaftsabkommen mit der EU kippte. Der UnabhΓ€ngigkeitsplatz (Maidan) wird zum Symbol.

Februar 2014: Viktor Janukowitsch flieht nach Russland. Moskau besetzt militΓ€risch die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim.

MΓ€rz 2014: Russland hΓ€lt ein international nicht anerkanntes Referendum auf der Krim ab und gliedert sie als Landesteil ein. USA und EU verhΓ€ngen Sanktionen gegen Moskau.

April 2014: In der ostukrainischen Region Donbass rufen die von Moskau unterstΓΌtzten Separatisten die "Volksrepublik" Donezk aus, Luhansk folgt. Das westliche VerteidigungsbΓΌndnis Nato setzt seine militΓ€rische Zusammenarbeit mit Russland wegen der Krim-Krise aus.

Juni 2014: AnlΓ€sslich des 70. Jahrestages der Landung der Alliierten in der Normandie kommen am sechsten Juni zahlreiche Staats- und Regierungschefs in Frankreich zusammen. Unter der Vermittlung von Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs PrΓ€sident Francois Hollande gelingt es, erstmals seit Beginn der Krise gemeinsam GesprΓ€che mit dem russischen PrΓ€sidenten Wladimir Putin und seinem ukrainischen Amtskollegen Petro Poroschenko zu fΓΌhren. Das sogenannte Normandie-Format ist geboren.

Juni 2014: In der Ostukraine schieΓen wenige Tage spΓ€ter Rebellen ein MilitΓ€rflugzeug beim nΓ€chtlichen LandemanΓΆver auf den Flughafen von Luhansk ab. Alle 49 Soldaten an Bord kommen ums Leben.

Juli 2014: Γber dem Separatistengebiet wird ein Passagierflieger der Linie Malaysia-Airlines mutmaΓlich mit einer russischen Rakete abgeschossen. Alle 298 Menschen an Bord sterben. Der Westen verschΓ€rft seine Sanktionen gegen Russland.

Februar 2015: In Belarus wird unter anderem unter deutscher Vermittlung ein Friedensplan ausgehandelt. Der Westen bindet die Aufhebung der Russland-Sanktionen an das sogenannte "Minsker Abkommen". Diese Vereinbarung sieht unter anderem eine Autonomie fΓΌr die Separatistengebiete in der ukrainischen Verfassung vor sowie die Kontrolle der Ukraine ΓΌber ihre Grenze mit Russland.

MΓ€rz 2018: Nachdem die Pipeline Nord Stream 1 bereits seit 2011 Gas von Russland durch die Ostsee bis nach Deutschland transportiert, erhΓ€lt die umstrittene Leitung Nord Stream 2 alle notwendigen Genehmigungen und der Bau kann beginnen.

Eine AbsichtserklΓ€rung fΓΌr die RΓΆhre hatte bereits im September 2005 der damalige Bundeskanzler Gerhard SchrΓΆder (SPD) mit Putin ausgehandelt. Wenig spΓ€ter verlor SchrΓΆder die Bundestagswahl β und ΓΌbernahm kurz darauf den Posten als Aufsichtsratschef der Nord Stream 2 AG. Noch heute ist der Altkanzler Vorsitzender im Gesellschaftsausschuss des Unternehmens.

November 2018: Die russische KΓΌstenwache setzt an der Meerenge von Kertsch drei ukrainische Marineschiffe mit 24 Matrosen an Bord fest. Kiew verhΓ€ngt zwischenzeitlich Kriegsrecht. Die Wahlen in den Separatisten-Gebieten werden international nicht anerkannt.

April 2021: Moskau zieht Truppen im Grenzgebiet zur Ostukraine zusammen und droht mit einem militΓ€rischen Eingreifen. Die MilitΓ€rdoktrin Russlands lΓ€sst eine Intervention zum Schutz seiner StaatsbΓΌrger im Ausland zu. (Symbolfoto)

Juni 2021: Im schweizerischen Genf sprechen US-PrΓ€sident Joe Biden und sein russischer Kollege Wladimir Putin unter anderem ΓΌber den Ukraine-Konflikt. Einen Durchbruch gibt es nicht.

September 2021: Nord Stream 2 ist fertiggestellt. Die Pipeline soll kΓΌnftig 55 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr von Russland durch die Ostsee nach Deutschland liefern. Im November setzt die deutsche Bundesnetzagentur ihr Verfahren zur Freigabe vorlΓ€ufig aus. (Symbolfoto)

November 2021: Erneut konzentrieren sich ungewΓΆhnlich groΓe Truppenkontingente und moderne Waffen im russischen Grenzgebiet zur Ukraine. SpΓ€ter ist die Rede von bis zu 100.000 Soldaten. Nato und EU warnen Moskau vor militΓ€rischen Γbergriffen.

Januar 2022: Diplomatische Versuche auf verschiedenen Ebenen, wie etwa ΓΌber bilaterale US-Russland-GesprΓ€che, den Nato-Russland-Rat oder ein Treffen der Organisation fΓΌr Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), bringen weiter keine LΓΆsung. Auch die deutsche AuΓenministerin Annalena Baerbock (GrΓΌne) besucht zunΓ€chst die Ukraine und danach Russland.

15. Februar 2022: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist nach Moskau, um mit dem russischen PrΓ€sidenten Wladimir Putin ΓΌber eine Deeskalation des Konflikts zu sprechen. Die Fronten bleiben verhΓ€rtet. Putin betont bei dem Treffen: "Wir wollen keinen Krieg in Europa." Scholz setzt dem entgegen: "Ein Angriff wΓ€re ein UnglΓΌck fΓΌr uns alle." Wenige Tage zuvor hatten die USA vor einer russischen Invasion am 16. Februar gewarnt. Der Kreml hatte diese Behauptungen entschieden zurΓΌckgewiesen.

19. Februar 2022: Deutschland und weitere Staaten rufen ihre BΓΌrgerinnen und BΓΌrger "dringend" dazu auf, die Ukraine zu verlassen. Auch andere Staaten tun das. Moskau testet atomwaffenfΓ€hige Raketen.

21. Februar 2022: Putin erkennt die selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk als unabhΓ€ngige Staaten an, tags darauf stimmt auch die Staatsduma zu. Russische Soldaten sollen in die ostukrainischen Separatistengebiete entsandt werden. Der Westen wirft dem Kremlchef vor, gegen VΓΆlkerrecht zu verstoΓen.

Wenige Tage spΓ€ter einigen sich die 27 EU-Mitglieder auf StrafmaΓnahmen, die vor allen den russischen Finanzsektor ins Visier nehmen. Berlin legt die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 fΓΌr unbestimmte Zeit auf Eis. Auch die US-Regierung kΓΌndigt neue Sanktionen gegen Moskau an. Derweil rΓΌstet sich die Ukraine fΓΌr einen Krieg: PrΓ€sident Wolodymyr Selenskyj kΓΌndigt die Teilmobilmachung von Reservisten an, ein Ausnahmezustand fΓΌr 30 Tage wird verhΓ€ngt.

Am 24. Februar 2022 bricht Krieg aus: Russische Panzer stoΓen in die ehemalige Sowjetrepublik vor, es gibt Luftangriffe im ganzen Land. Die Nato aktiviert VerteidigungsplΓ€ne fΓΌr Osteuropa, schlieΓt aber eine militΓ€rische UnterstΓΌtzung der Ukraine weiter aus. Der Kampf um Kiew und andere StΓ€dte spitzt sich in den kommenden Tagen immer weiter zu. Nach UN-Angaben sind mehrere Hunderttausend Menschen auf der Flucht.

Mehrere Regionen in der Ukraine sind betroffen: Zahlreiche GebΓ€ude und Autos werden zerstΓΆrt. In den ersten Kriegstagen sterben bereits mehrere Tausend Menschen, darunter viele Soldaten auf beiden Seiten.

27. Februar 2022: Deutschland macht eine Kehrtwende und liefert nun Waffen aus den BestΓ€nden der Bundeswehr an die Ukraine. Auch schlieΓt sich Bundesregierung der Entscheidung der westlichen VerbΓΌndeten an, russische Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift zu verbannen β eine weitere Eskalationsstufe der Sanktionen, neben MaΓnahmen gegen die russische Zentralbank. Kanzler Scholz kΓΌndigt eine AufrΓΌstung der Bundeswehr an.

Warschau, Polen: Weltweit gehen Hunderttausende Menschen gegen den Krieg auf die StraΓe und zeigen sich solidarisch mit der Ukraine. Putin reagiert auf die MaΓnahmen des Westens und versetzt die Abschreckungswaffen der Atommacht in Bereitschaft.

VerwaltungsgebΓ€ude in Charkiw nach einer Explosion am 1. MΓ€rz 2022: Die russische Armee beschieΓt unter anderem Stadtzentren. Zahlreiche Zivilisten sterben in den ersten Tagen des Krieges. Verhandlungen zwischen Delegierten der Ukraine und Russlands hatten am Vortag keine Ergebnisse gebracht.