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Neonazi drei Finger abgehackt – erstaunliche Wende in Chemnitz


Vortäuschen einer Straftat
Neonazi drei Finger abgehackt – jetzt wird gegen ihn ermittelt

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 29.08.2023Lesedauer: 2 Min.
Alexander W.: Die Staatsanwaltschaft nennt ihn mittlerweile einen "vermeintlich Geschädigten".Vergrößern des BildesDas angebliche Opfer: Die Staatsanwaltschaft nennt ihn mittlerweile einen "vermeintlich Geschädigten". (Quelle: Screenshot)
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Ganz sicher ist in diesem Fall bisher nur eins: Ein Neonazi hat drei Finger verloren. Anders als von ihm behauptet, waren die Täter aber wohl keine Antifaschisten.

In rechtsextremen Kreisen zeigte man sich vor zwei Wochen noch überzeugt, dass die Täter einer Antifa-Gruppe zuzuordnen sein müssten. Einem 28-Jährigen waren in Chemnitz drei Finger abgehackt worden, er selbst behauptete, eine Gruppe Vermummter habe ihn im Stadtpark überfallen.

Es hieß, der polizeibekannte Neonazi Alexander W. sei möglicherweise aufgrund eines Kleidungsstücks ins Visier geraten, er habe eine Jacke einer rechtsextremen Marke getragen. Nach den Gewalttaten, die der Gruppe um die Leipziger Antifaschistin Lina E. zugeordnet werden, sei dies womöglich "der neue Höhepunkt der Gewaltwelle". "Aus der Hammer-Bande könnte die Macheten-Bande geworden sein", raunte die rechtsextreme Partei "Freie Sachsen" bei Telegram.

Bekannter von W. soll die Finger abgetrennt haben

Doch das ist wohl Unsinn. Wie das sächsische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Chemnitz am Montag mitteilten, wird jetzt gegen W. selbst ermittelt: Ihm wird das Vortäuschen einer Straftat vorgeworfen.

Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart sagte t-online, die Finger habe wohl ein 37 Jahre alter Bekannter des Neonazis abgehackt. Ob mit einer Machete, sei noch unklar: "Die Tatwaffe ist ebenso weg wie die Finger."

Absichtliches Täuschungsmanöver?

Gegen den Bekannten von W. wird wegen schwerer Körperverletzung ermittelt. Über das Motiv für die Tat rätseln die Beamten noch. "Es kann sein, dass die Beschuldigten einvernehmlich gehandelt haben", sagt die Staatsanwältin. Möglicherweise hätten sie dies getan, um politischen Gegnern das Ganze in die Schuhe zu schieben.

Bisher haben sich weder W. noch sein Bekannter zu den Anschuldigungen geäußert. Allerdings wurden laut Polizei bei Wohnungsdurchsuchungen Beweismittel gesichert. In einer der beiden Wohnungen sei zudem Diebesgut aus einem vorausgegangenen Wohnungseinbruch aufgetaucht.

W. steht Führungsfigur der "Freien Sachsen" nahe

Medienberichten zufolge könnte die Tat auch etwas mit Drogenkriminalität zu tun haben. W. soll demnach möglicherweise Schulden in der Chemnitzer Unterwelt gehabt haben. Der 28-Jährige sei unter anderem wegen Betrugs, Brandstiftung, Urkundenfälschung und Körperverletzung vorbestraft. Ursprünglich stamme er aus der Dortmunder Neonaziszene.

Brisant: W. soll zum Umfeld von Michael Brück gehören, einem Rechtsextremisten, der Ende 2020 von Dortmund nach Chemnitz zog, um bei den "Freien Sachsen" aktiv zu werden. Also ausgerechnet bei jener Partei, die vor zwei Wochen die These von der Attacke durch Antifaschisten verbreitet hatte – dort zählt Brück zum inneren Zirkel.

Verwendete Quellen
  • polizei.sachsen.de: Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Chemnitz und des Sächsischen Landeskriminalamtes vom 28. August 2023
  • Telefonat mit Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart
  • bild.de: "Finger wurden mit einem Schlag abgetrennt"
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