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Leipzig: DJ soll intime Fotos von 50 Frauen auf Pornoseite geladen haben


Betroffene melden sich
DJ soll intime Fotos von 50 Frauen auf Pornoseite geladen haben

  • Matti Hartmann
Von Matti Hartmann

09.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Mann vor dem Computer, eine Porno-Website geöffnet (Symbolbild): Der Mann stellte teils die Namen und Adressen der betroffenen Frauen ins Netz.Vergrößern des Bildes
Mann vor dem Computer, eine Porno-Website geöffnet (Symbolbild): Der Mann stellte teils die Namen und Adressen der betroffenen Frauen ins Netz. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Ein DJ soll mehr als 1.000 teils intime Fotos von Frauen ins Netz gestellt haben. Betroffen sind Bekannte und Kolleginnen des Mannes, die den Fall jetzt öffentlich machen. Sie sind enttäuscht von den Ermittlungsbehörden.

"Erst jetzt weiß ich, in welchem Maß Ekel empfindbar sein kann", schreibt eine Frau im Internet. "Ich zitterte am ganzen Körper", schildert eine andere. "Ich hatte tagelang Schlafstörungen."

Auf einer eigens eingerichteten Internetseite berichten aktuell mehr als 50 Frauen über einen DJ aus Leipzig, der Fotos von ihnen auf eine Pornoseite geladen haben soll. Insgesamt seien es mehr als 1.000 Bilder.

"Er fotografierte ihre Brüste, ihren Po, ihre Vulva"

Einen Großteil der Fotos habe der Mann aus sozialen Netzwerken gesammelt und in Ordnern gespeichert, die er unter anderem "Hot Girl Sluts from my Hometown" nannte. Es gebe aber auch etliche intime Aufnahmen: "Zum Beispiel die, die der Täter von einer schlafenden Frau gemacht hat. Er fotografierte ihre Brüste, ihren Po, ihre Vulva."

Auf mehreren Bildern seien die Frauen offensichtlich nicht bei Bewusstsein gewesen. Unter einigen seien Vor- und Nachname, Alter, Beruf und Adresse der Fotografierten vermerkt worden.

Betroffene aus Leipzig: "Uns alle verbindet ein Mensch"

Die erste der Frauen habe vor rund einem Jahr von den Aufnahmen erfahren. Ein Bekannter hatte sie auf der Pornoseite erkannt und ihr einen Link zu dem Profil geschickt, von dem die Bilder veröffentlicht worden waren. Die Betroffene folgte dem Link und war schockiert: Viele der anderen Frauen kannte sie persönlich.

Die meisten wohnen der Internetseite "Our bodies are not your porn" zufolge in Leipzig und sind dort in der Drum-and-Bass-Szene unterwegs. Die betroffenen Frauen nahmen untereinander Kontakt auf und kamen schnell zu einer Vermutung, wer der Täter ist.

"Uns alle verbindet ein Mensch", heißt es auf der Seite der Frauen. "Wie viele von uns ist er schon jahrelang unter anderem als DJ und Veranstalter Teil der mitteldeutschen Bassmusik-Szene. Er wohnt in Leipzig. Er ist unser Facebook-Freund, Bekannter, Kumpel, Kollege oder Ex-Freund."

Nach der ersten Anzeige macht der Mann noch wochenlang weiter

Die Frauen entschlossen sich nach eigenen Angaben, Anzeige zu erstatten. Doch auf eine sichtbare Reaktion der Behörden hätten sie wochenlang vergebens gewartet. Währenddessen habe der mutmaßliche Täter auf der Pornoseite noch neue Alben erstellt oder sich in Kommentaren über die fotografierten Frauen ausgelassen.

"Am 3. Dezember 2020 kontaktiert eine von uns erneut den zuständigen Polizeibeamten", heißt es auf der Seite der Frauen. Und zwar genau in dem Moment, als der mutmaßliche Täter ein Album mit offensichtlich heimlich fotografierten Bildern von sehr jungen Mädchen in knappen Oberteilen und Hotpants veröffentlicht habe.

50 Betroffene, viele Anzeigen – aber nur eine Frau wird als Zeugin vernommen

Erst daraufhin sei die Leipziger Polizei tätig geworden, habe die Wohnung des Mannes durchsucht und Datenträger beschlagnahmt – fast einen Monat nach der ersten Anzeige.

"Das ist jetzt über ein Jahr her", heißt es auf "Our bodies are not your porn". Fast alle der mehr als 50 betroffenen Frauen hätten inzwischen Anzeige erstattet. Aber bisher sei nur eine einzige zu einer Aussage als Zeugin vorgeladen worden.

Staatsanwaltschaft Leipzig: Mutmaßlicher Täter ist ein 36-Jähriger

Auf Anfrage von t-online teilte die Staatsanwaltschaft mit, unter Verdacht stehe ein 36-jähriger Mann. Gegen ihn laufe ein Ermittlungsverfahren wegen Verbreitung pornografischer Schriften und Verletzung von Persönlichkeitsrechten. "Die Ermittlungen, insbesondere die Sichtung und Auswertung der sichergestellten Datenträger, dauern weiter an." Wann mit einem Ergebnis zu rechnen sei, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden.

Zur Identität des mutmaßlichen Täters wollen sich auch die betroffenen Frauen nicht näher äußern: "Da es sich um eine laufende Ermittlung handelt, gilt, so schwierig das auch erscheinen mag, die Unschuldsvermutung. Das fällt nicht unter Täterschutz, sondern ermöglicht den Betroffenen die Chance auf einen sauberen Prozess."

Die Frauen werben nun für eine Petition, die bereits mehr als 100.000 Menschen unterzeichnet haben. In dieser wird unter anderem verlangt, dass "Strafverfolgungsbehörden das geltende Recht vollumfänglich anwenden" sowie dass eine Verifizierungspflicht für Nutzer eingeführt wird, die Inhalte auf Pornoseiten hochladen möchten. Porno-Plattformen sollen zudem verpflichtet werden, alle als missbräuchlich gemeldeten Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu löschen.

Verwendete Quellen
  • Anfrage an die Staatsanwaltschaft
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