Schütze von Reutlingen hatte Sprengstofflizenz
Schockierende Neuigkeiten zum "Reichsbürger" aus Reutlingen: Der Mann, der einen Polizisten angeschossen hat, besaß offenbar auch eine Sprengstofferlaubnis.
Der mutmaßliche "Reichsbürger", der am Mittwoch bei einer Razzia auf Polizisten schoss, war in Besitz einer Sprengstofflizenz. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf die Stadt Reutlingen. Demnach hatte der mutmaßliche Täter Markus L. eine behördliche Genehmigung zum "nicht gewerblichen Umgang mit Sprengstoff". Weiter heißt es, diese sei im Oktober 2019 ausgestellt worden.
Eine solche Lizenz wird beispielsweise benötigt, um Sprengstoffe oder pyrotechnische Gegenstände zu erwerben, zu besitzen oder zu verwenden, die nicht für kommerzielle Zwecke bestimmt sind. Sie erlaubt das Abfeuern von Feuerwerkskörpern zu besonderen Anlässen, das Sprengen von Gestein bei Bauarbeiten oder das Betreiben von Modellraketen. Markus L. war demnach unter anderem der Umgang mit Schwarzpulver erlaubt.
Reutlingen: Schütze wegen versuchten Mordes angeklagt
Gegen 6 Uhr am Mittwochmorgen standen SEK-Beamte vor der Tür von Markus L. in Reutlingen. Zum Zeitpunkt der Durchsuchung galt der nun Verdächtige lediglich als Zeuge. Er verschanzte sich im Wohnzimmer und schoss auf die Polizisten, obwohl diese sich als solche zu erkennen gegeben hatten, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Er traf einen SEK-Beamten am Arm. Mittlerweile sitzt er unter anderem wegen mehrfachen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.
Der Polizist sei auch einen Tag später noch in stationärer Behandlung im Krankenhaus gewesen, sagte Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz.
Über den mutmaßlichen Schützen ist indes vieles noch unbekannt. Jede Menge Waffen soll der Sportschütze legal besessen haben, auf seiner Waffenbesitzkarte waren nach dpa-Informationen 22 Waffen eingetragen.
Durchsuchungen in acht Bundesländern
Im Zusammenhang mit der "Reichsbürger"-Szene hatte es am frühen Mittwochmorgen Durchsuchungen in acht Bundesländern und der Schweiz gegeben. "Reichsbürger" und "Selbstverwalter" zweifeln die Legitimität der Bundesrepublik an. Die Durchsuchungen standen in Verbindung zu einer Großrazzia Anfang Dezember, die sich unter anderem gegen den Unternehmer Heinrich XIII. Prinz Reuß als mutmaßlichen Rädelsführer gerichtet hatte.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft hat sie im Zuge dieser Ermittlungen neben den bisher 25 Hauptverdächtigen 5 neue Beschuldigte im Visier. Gegen sie bestehe der Verdacht der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung, die das politische System in Deutschland stürzen wolle.
- spiegel.de: "Schütze von Reutlingen durfte mit Sprengstoff hantieren"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherchen