Foto-Show: Höhepunkte des deutschen Fußballs

1874: Der Braunschweiger Lehrer August Hermann lässt sich aus England einen Ball kommen und seine noch ahnungslosen Schüler damit spielen. Dieser simple Vorgang ist die Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland. Mitinitiator ist Hermanns Kollege und Freund Konrad Koch. 100 Jahre später findet erstmals eine Fußball-WM auf deutschem Boden statt. 2011 läuft Kochs Pionier-Geschichte im Kino.

1898: Zehn Jahre vor dem ersten offiziellen deutschen Länderspiel bestreiten acht Berliner und je ein Hamburger, ein Straßburger und ein Karlsruher Spieler das Ur-Länderspiel. Frankreich unterliegt am 12. Dezember in Paris mit 0:7. In der Elf der Gastgeber aber stehen neun Engländer. In der deutschen spielt Walther Bensemann, der 1900 ein Motor bei der Gründung des DFB wurde.

1900: Am 28. Januar steht in der Gaststätte "Mariengarten" in Leipzig die Gründung des DFB an. Mit 64 zu 22 Stimmen rufen 86 Vereine den neuen Verband ins Leben. Im Gründungsprotokoll werden 52 Klubs aufgeführt. Zuvor jedoch verlieren sich die Vereins-Delegierten in einer zweistündigen Diskussion. Da kommt das Gefühl des Hungers zu Hilfe. Vor allem dem Frankfurter Wamser knurrt der Magen. Er mahnt zur Eile. So schreiten erst alle zur erfolgreichen Abstimmung - und anschließend zu Tisch.

1908: Zu ihrem ersten offiziellen Länderspiel reisen die DFB-Nationalspieler auf eigene Kosten an. Gastgeber Schweiz lockt mit je einer Gratis-Tafel Schokolade die Frauen in Basels St. Jakob-Park. 4000 Zuschauer kommen. Sie sehen ein 5:3, den ersten Schweizer Sieg.

1922: Vier Stunden und 59 Minuten lang bemüht sich der Hamburger SV in zwei Finalspielen darum, Meister 1. FC Nürnberg zu entthronen. Dann erklärt Schiedsrichter Peco Bauwens den HSV zum Sieger. Der DFB bestätigt das Urteil seines späteren Chefs. Der HSV aber lehnt den geschenkten Titel ab. Wie schon 1904 gibt es keinen Deutschen Meister, beide Teams sind für 1922 auf der Schale eingraviert.

1936: Da ist ein Mal der Führer zugegen - und dann das: Deutschlands Hoffnung auf olympisches Fußball-Gold in der Hauptstadt Berlin endet am 7. August durch ein 0:2 gegen Norwegen. Einer von 55.000 Zuschauern ist Adolf Hitler. Er erscheint nie mehr beim Fußball. So verpasst der Diktator auch die erfolgreiche deutsche Revanche ein Jahr später. Am 24. Oktober 1937 strömen 100.000 Fans ins Olympiastadion. Diesmal ist der Olympia-Dritte Norwegen favorisiert. Die DFB-Elf aber gewinnt mit 3:0.

1938: Am 3. April in Wien noch Kontrahenten, sollen sie am 4. Juni in Paris gemeinsam funktionieren und Weltmeister werden: Die Großmacht-Politik der Nationalsozialisten provoziert zwei Jahre nach dem blamablen Olympia-Aus auch den frühen WM-K.-o. Sechs Deutsche und fünf Österreicher - alle von Wiener Klubs - unterliegen gleich zum WM-Auftakt dem Nachbarn Schweiz nach einem 1:1 n. V. mit 2:4 im Wiederholungsspiel. Ein halbes Jahr zuvor noch hat Deutschlands legendäre "Breslauer Elf" als WM-Favorit gegolten.

1954: 16 Jahre nach dem großdeutschen Aus gegen die Schweiz, macht Sepp Herberger in der Schweiz sein (Welt-)Meisterstück. Beim Vorrunden-3:8 gegen die Ungarn lässt der Bundestrainer die B-Elf ran. Vom späteren "Wunder von Bern" war zunächst wenig zu sehen. Doch auch beim Wiedersehen im Endspiel treffen sie drei Mal. Den Ungarn hingegen glückt nach einer 2:0-Führung kein Tor mehr. Sie verlieren nach vier Jahren erstmals: das wichtigste Länderspiel ihrer Geschichte und Deutschland feiert das "Wunder von Bern".

1963: Eine heute undenkbare Peinlichkeit unterläuft dem deutschen Fernsehen, aber auch den Sportfotografen, am 24. August im Bremer Weserstadion: Zum Start der Bundesligasaison verpassen alle Objektive das erste Tor. Immerhin erzielt es mit Friedhelm ("Timo") Konietzka der Mittelstürmer des Deutschen Meisters Borussia Dortmund. Aber so früh - bereits in der ersten Minute -, dass nur der Jubel überliefert ist. Konietzka trifft auch in der letzten Minute. Bremen gewinnt trotzdem, mit 3:2.

1964: Der "Chef" geht, zehn Jahre nach dem "Wunder von Bern": Am 7. Juni endet mit einem 4:1 in Helsinki gegen Finnland eine Ära. Mit seinen 28 Jahren als Bundestrainer ging er in die Geschichte ein. Keiner seiner Vorgänger oder Nachfolger erreicht die Bedeutung des "Weisen von der Bergstraße", der die Nationalelf 162 Mal betreut und Merksätze hinterlässt wie den von den "elf Freunden".

1965: Zwei Jahre nach der Gründung der Bundesliga ist diese aus politischen Gründen ohne Hauptstadtklub nicht denkbar. Da aber Hertha BSC mit seinem Verstoß gegen die Gehaltsobergrenze der Lizenzspieler aufgeflogen ist, muss der DFB die Berliner in die Regionalliga schicken. Die Folge ist der Zwangsaufstieg der Berliner Tasmania. Der ebenso unvorbereitete wie überforderte Klub beschert der Liga mehrere Negativrekorde: wenigste Siege (2), meiste Niederlagen (28), wenigste Tore (15), meiste Gegentore (108).

1966: Von der Querlatte kommend, prallt der Ball hinter die deutsche Torlinie: So sieht es Linienrichter Bachramow. England wird wegen eines Treffers, den kein Bild nachweist, daheim Weltmeister. Der Fußball-Gott aber archiviert die Szene. 44 Jahre später: wieder WM, wieder England gegen Deutschland, wieder kommt der Ball von der Querlatte - diesmal hinter die Linie. Es hieße jetzt nur noch 2:1 für Deutschland. Doch in Person von Schiedsrichter Larrionda holt die Engländer Wembley ein. Sie verlieren 1:4.

1969: Am 7. Juni nimmt die Bundesliga Abschied vom Rekordmeister: Der 1. FC Nürnberg steigt in die Regionalliga ab - als Titelverteidiger. Im Jahr zuvor noch feiert der ruhmreiche Club seinen neunten Titel. Nach dem Abstieg dauert es ein Jahrzehnt, ehe er das Joch der Zweitklassigkeit abschüttelt. Schneller schafft das 30 Jahre später der 1. FC Kaiserslautern: 1996 Abstieg, 1997 Wiederaufstieg, 1998 Meister. Nürnberg und Lautern gehen als einmalige "Unfälle" in die Bundesliga-Geschichte ein.

1971: Geschichtsträchtiges Jahr in Gladbach. Die Gründe: ein morscher Pfosten, eine Cola-Büchse und ein italienischer Schauspieler. Am 3. April stürzt der künftige Bremer Herbert Laumen im Duell mit Werder ins Tornetz des Gegners und bringt das Gehäuse zu Fall. Abbruch in der 88. Minute, Wertung: 0:2 gegen Gladbach. Am 20. Oktober geht Inter am Bökelberg mit 1:7 unter. Boninsegna aber rettet sich und Kollegen, weil ihn der Wurf einer Büchse niederstreckt. Spiel annulliert, die Fohlen scheiden aus.

1971: Tonbänder werden Horst-Gregorio Canellas, Präsident der Offenbacher Kickers, zum Verhängnis. Sie beweisen, dass in der Bundesliga gegen Geld Spiele verschoben werden. Dem OFC bescheren die Absprachen den Abstieg. Neben Canellas werden fünf weitere Funktionäre bestraft, außerdem sein Verein, zwei Trainer und 52 Spieler. Bielefeld werden alle Punkte aberkannt. 2005 lassen sich die Schiedsrichter kaufen, von der kroatischen Wett-Mafia. Robert Hoyzer geht dafür ins Gefängnis.

1973: Am 24. März führt Eintracht Braunschweig die Trikotwerbung in der Bundesliga ein. Der berühmte "Jägermeister"-Hirsch prangt fortan über ein Jahrzehnt lang von der gelb-blauen Brust. Der DFB muss nachgeben, weil Initiator Günter Mast geschickt dessen Statuten umgeht.

1974: Fortuna Köln gehört zu den "Eintagsfliegen" der Bundesliga - daran ändert zum Saisonende 1973/74 auch ein Olympiasieger nichts. Trainer Willi Holdorf hatte zehn Jahre zuvor Gold im Zehnkampf geholt. Unter Holdorf sammelt die Fortuna 17 Punkte, steigt aber als 17. direkt wieder ab. Außer den Fortunen hielten sich Münster, Berlins Tasmania, Blau-Weiß 90 Berlin, Leipzig und Ulms Spatzen ebenfalls nur eine Spielzeit im Oberhaus.

1974: Ein unvorstellbares 0:1 gegen den deutschen Nachbarn und WM-Neuling DDR schreckt am 22. Juni in Hamburg den Europameister auf. Die DDR ist Gruppensieger. In der legendären Aussprache-Nacht von Malente reißt DFB-Kapitän Franz Beckenbauer das Ruder herum: Die Bundesrepublik wird doch noch im eigenen Land Weltmeister, in München.

1978: Als das Meisterschaftsfinale der 15. Bundesliga-Saison durch ist, wird Otto Rehhagel weder als "König Otto" noch "Rehhakles" gefeiert. Als Otto "Torhagel" geht Dortmunds Aufstiegstrainer im WM-Sommer auf Jobsuche. Seine Borussen haben sich von jenen aus Gladbach ein 0:12 eingefangen. Bis heute ist das die höchste Pleite, die je ein Team in der Bundesliga kassierte.

1978: Weinend und vom Bus verlassen, steht Rolf Rüßmann vor dem Estadio Chateau Carreras in Cordoba. Ein Doppelpack seines Gegenspielers Hans Krankl hat ihn und Weltmeister Deutschland gerade blamiert und mit 3:2 aus der WM geworfen. Ein ZDF-Team liest Rüßmann auf und fährt ihn ins Team-Quartier. Vier Jahre später die "Schande von Gijon": Deutschland und Österreich tun sich nicht weh und marschieren nach dem deutschen 1:0 Seite an Seite in die zweite Finalrunde der WM.

1985: Zum A-Nationalspieler bringt es Helmut Winklhofer nicht, aber zum Torschützen des Monats. Meister Bayern startet seine Saison ausgerechnet in Uerdingen. Bayer 05 hatte drei Monate zuvor das Pokalfinale gegen den Favoriten mit 2:1 gewonnen. Diesmal sorgen die Münchner gleich selbst für die Schlagzeilen: Winklhofers Befreiungsschlag aus 25 Metern landet in der 34. Minute über Jean-Marie Pfaff im Tor. Die Wahl des sagenhaften Eigentors zum "Tor des Monats" empfindet Uli Hoeneß als "bodenlose Frechheit".

1986: Am 19. März liefert Uerdingen den Prototyp der Aufholjagd. 0:2 und 1:3 steht es nach zweieinhalb Halbzeiten gegen Dynamo Dresden. Das Aus des Pokalsiegers aus dem Westen im deutsch-deutschen Duell mit dem Pokalsieger aus dem Osten ist beschlossene Sache. Dann aber schießt Uerdingen sechs Tore in 28 Minuten und erreicht beim ersten Europapokal-Start das Halbfinale. Dresden verliert zudem Stürmer Frank Lippmann. Der flieht nach Nürnberg und wird Bundesliga-Profi.

1990: Bis zum ersten Bundesliga-Tor eines Ausländers dauert es drei Spieltage. Der Niederländer Jacobus Prins erzielt es für Kaiserslautern in Berlin. Doch bis zum ersten Bundesliga-Torschützenkönig aus der Fremde vergehen 27 Jahre: Der Norweger Jörn Andersen (Eintracht Frankfurt) stößt in der Saison 1989/90 mit 18 Toren die Tür auf: seitdem sind 13 Mal ausländische Torjäger gekrönt worden.

1990: "Schickt diesen Mann ganz schnell zurück in die Pampas!", echauffiert sich ARD-Reporter Faßbender. Das WM-Achtelfinale ist erst 20 Minuten alt, doch Schiedsrichter Loustau ist bereits unten durch. Er hat Rijkaards Spucken gegen Völler nicht gesehen. Stattdessen schickt der überforderte Argentinier Täter und Opfer zum Duschen. Weltmeister wird Deutschland: nach einem Strafstoß für ein Foul an Völler, und gegen Loustaus Heimatland.

1995: Mit der 33. Saison endet der Nummernsalat in der Bundesliga - oder beginnt erst, je nach persönlicher Ansicht. In jedem Fall wird 1995/96 jedem Profi eine feste Nummer zugeordnet, ungeachtet seiner Spielposition oder der Minute seines Auftauchens auf dem Spielfeld. Dazu kommt der Service des Spielernamens auf der Rückseite des Trikots. Das darf auch bei Nicht-Brasilianern ein Künstlername sein: zum Beispiel "Zecke" bei Andreas Neuendorf oder "Kuba" bei Jakub Blaszczykowski.

1996: Das so genannte "Golden Goal", das Siegtor, das auf der Stelle eine Verlängerung beendet, hievt am 30. Juni in London die deutsche Nationalmannschaft zum dritten Mal auf den Thron des Europameisters. Einwechselspieler Oliver Bierhoff avanciert gegen Tschechien binnen Sekunden vom Außenseiter zum Endspiel-Helden. Nach der EM 2000, als Frankreich so Italien bezwingt, hat das "Golden Goal" ausgedient.

1998: Der "Maestro" ist zurück in der Bundesliga, und auch seine unnachahmliche Art, seine Spieler in deren Muttersprache zusammenzufalten: Trapattoni holt am 10. März aus zur vielleicht legendärsten Pressekonferenz der Bundesliga. Der Rückstand auf Aufsteiger Kaiserslautern im Titelkampf beträgt sieben Punkte. "Trap" platzt der Kragen. Er wäscht Strunz, Scholl und Basler den Kopf - und schließt mit: "Ich habe fertig!" Das Schlusswort wandert in den Duden - und die Schale trotz "Traps" Toben in die Pfalz.

1999: Franz Beckenbauer steigt beim Stand von 1:0 für seinen FC Bayern in den Aufzug nach unten ein. Der Kaiser möchte rechtzeitig zur Krönung am Spielfeldrand angekommen sein. Als der Weg nach unten endet und sich die Tür öffnet, heißt der Sieger Manchester United. In gefühlter Lichtgeschwindigkeit hat sich das Champions-League-Finale in Barcelona gedreht. Sir Alex Ferguson, wechselt mit den Stürmern Teddy Sherigham und Ole Gunnar Solskjaer beim Stand von 0:1 den Last-Minute-Sieg ein.

2000: Ein Bundestrainer mit Kokain im Haar? Im Herbst 2000 ist Christoph Daum der Messias des deutschen Fußballs. Es kommt aber heraus, dass Leverkusens Cheftrainer regelmäßig Drogen konsumiert. Erzfeind Uli Hoeneß hat das Gerücht gestreut. Daum will es mit einer Haaranalyse zerstreuen. Das (positive) Ergebnis kommt am 23. Oktober, einen Tag vor Daums 47. Geburtstag - und der Bundestrainer trotzdem aus Leverkusen: Sportdirektor Rudi Völler. Alles, was "Tante Käthe" in den Haaren hat, sind graue Strähnen.

2001: 38 Jahre nach ihrer Gründung erlebt die Bundesliga die erste Anfangself, in der kein Deutscher vorkommt. Neuling FC Energie Cottbus schreibt diese Geschichte beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg. Trainer Eduard Geyer bietet zwei Kroaten auf, zwei Rumänen, zwei Bosnier und je einen Albaner, einen Ungarn, einen Polen, einen Brasilianer und einen Spieler aus Benin. Eingewechselt werden zudem ein Rumäne und ein Brasilianer.

2001: Während Schalke bereits feiert, spielen die Bayern noch: Das Bundesliga-Finale am 19. Mai ist nicht von dieser Welt. Königsblau wähnt sich nach dem 5:3 über Unterhaching nach 43 Jahren am ersehnten Ziel. Minuten später bleibt die Meister-Schale doch an der Isar. Denn der FC Bayern nutzt beim HSV in der Nachspielzeit seine unverhoffte letzte Chance zum 1:1-"Sieg". Patrik Anderssons Treffer verfolgen vor allem auch Tausende Schalker fassunglos auf der Videowand des Parkstadions mit...