Straßenhund wird Kultfigur der Athener Protestbewegung

Bullen verbellen: Der vierbeinige Streuner mit dem Spitznamen "Loukanikos" (Knackwurst) ist ein mutiger und ausdauernder Protestler. Nach Zeugenaussagen soll der herrenlose Hund in den letzten Jahren kaum eine Demonstration versäumt haben. Doch nicht er allein hat die bewaffnete Polizei-Armada auf den Plan gerufen.

Der Hund weiß ein ganzes "Rudel" hinter sich: Tausende griechischer Jugendlicher, darunter Schüler und Studenten, sorgen für das Polizeiaufgebot in der Athener Innenstadt. Bereits seit drei Jahren demonstrieren die jungen Leute immer wieder für bessere Ausbildungs- und Berufschancen. Grund der Proteste der letzten Wochen sind die drastischen Sparmaßnahmen des Staates.

Und immer mittendrin im nicht ganz ungefährlichen Protestgetümmel: "Louk", der unerschrockene Streuner. Er ist mittlerweile zum Maskottchen der Athener Proteste geworden und man munkelt, dass der "Riot Dog", der "Randalierer-Hund", wohl einige vierbeinige Doppelgänger hat.

Jaul, das ging in die Augen! Direkt zwischen Louk und einem Demonstranten schlägt eine Tränengas-Bombe ein. Die Staatsmacht verschont auch das berühmte Volks-Maskottchen nicht.

Doch zu zweit sieht man die tierischen Demonstranten nie. Das dokumentieren auch die zahlreichen Pressefotos. Längst ist der "Riot Dog" auch der heimliche Star der Fotojournalisten, die die Proteste seit mehreren Jahren begleiten.

Louk lässt sich die Streicheleinheiten der Demonstranten gerne gefallen. Trotzdem wechselt er auch mal die (Straßen-)Seiten. Schließlich ist er einfach nur Hund und kein Politiker, auch wenn ein Facebook-Nutzer diesen Begriff als Berufsbezeichnung des Vierbeiners auf dessen Fanpage eingetragen hat.

Mittendrin statt nur dabei: Wundersamer Weise ist der Riot Dog noch nie verletzt worden. Vielleicht entschärft seine Anwesenheit auch manch kritische Situation. Sein Geheimnis: "Er trinkt Molotov-Cocktails zum Frühstück und frisst Hundekekse, die wie Polizisten geformt sind", mutmaßt ein Facebook-Fan.

Während dieser Demonstration im Jahr 2009 gingen rund 3000 Schüler und Lehrer auf die Straße - und der berühmte Demo-Star. Beim polizeilichen Einsatz von Tränengas musste auch er sich geschlagen geben.

Kurze Waffenruhe und Zeit zum Verschnaufen. Doch Aufgeben gilt nicht, Louk marschiert mit erhobener Rute und kein wenig verängstigt über das "Schlachtfeld". Immerhin hat er seinen Ruf zu verteidigen.

Denn ein echter Randale-Hund scheut weder beißenden Rauch, noch Feuer. Seine Unerschrockenheit beeindruckt auch Tausende von Fans aus aller Welt, die seine mutigen Einsätze auf einer eigens für ihn eingerichteten Facebook-Fansite und über Youtube verfolgen. "Riot Dog ist politischer, als die meisten Amerikaner", ist zum Beispiel dort zu lesen.

Gruppenbild mit Fans: Der vierbeinige Athener Star posiert auch gerne mal gelassen mit seinen zweibeinigen "Spielkameraden", wie auf dieser Aufnahme mit Studenten der Athener Universität.

Unparteiischer Grenzgänger. Ob Hundeheld, Demo-Star oder Randale-Hund: Eigentlich ist Louk am liebsten einfach nur Hund und räkelt sich entspannt in der Sonne. (Foto. Aris Messinis / AFP)