Von Zapfenpflückern, Blümlerinnen und Röhrenbohrern: Alte Berufe

Der industrielle Fortschritt bedroht so manchen traditionellen Handwerksberuf. Doch es gibt sie noch - Menschen, die Seidenblumen wachsen lassen, Figuren vergolden, Schafe scheren, Worte einkleiden und Kirchen zum Klingen bringen. Auf dem aufsteigenden AstZapfenpflücker Usama Bellgardt pflückt im moselfränkischen Waldrach in 40 Meter Höhe Tannzapfen. In den grünen und noch geschlossenen Früchten ist Saatgut vorhanden, mit dem in Baumschulen neue Bäume angepflanzt werden. Rund 100 Zapfenpflücker sorgen in Deutschland für den wichtigen Saatnachschub. Eine klassische Ausbildung gibt es nicht.

Täuschend echtIn der Schauwerkstatt "Deutsche Kunstblume Sebnitz" fertigen Mitarbeiterinnen in Handarbeit verschiedene Kunstblumen an. Seit 1834 werden in Sebnitz Kunstblumen aus Seide, Samt und Taft hergestellt. Damals arbeiteten 15.000 Blümlerinnen in dem Ort. Im Jahr 2010 waren es noch elf. Mit den ersten Sonnenstrahlen floriert auch hier das Geschäft - nicht zuletzt wegen der Touristen. Wer den Ort besucht, darf den Blumenmachern über die Schulter schauen.

Fas(s)t ausgestorbenZwei Mitarbeiter einer Küferei platzieren einen Metallreifen um ein Holzfass. Nur noch drei reine Holzküfer gibt es in Rheinland-Pfalz. Nach Zahlen des Verbandes des Deutschen Fass- und Weinküfer-Handwerks gibt es in Deutschland derzeit rund 100 Böttcherbetriebe. Die Auftragslage ist den Angaben zufolge gut, Probleme bereitet allerdings der Fachkräftemangel.

GoldfingerSteinmetz Norbert Leukert arbeitet an der Vergoldung der Putten des Hayden-Mozart-Beethoven-Denkmals in einer Metallrestaurierungswerkstatt in Berlin Weißensee. Sein Beruf ist einer der ältesten überhaupt und das Steinmetzhandwerk hat den Sprung in die Moderne geschafft. Der Beruf des Steinhauers, der früher im Steinbruch die Rohsteine formte, ist dagegen ausgestorben.

Die SchirmherrinJe schlechter das Wetter, desto besser. Zumindest für Jacqueline Brückner, die in Berlin das älteste Fachgeschäft für Schirme betreibt. Sie ist eine der letzten Schirmhändlerinnen mit Reparaturwerkstatt in Deutschland.

Dieser Beruf wird bald KulturerbeDie Lichtdrucker Udo Scholz (li.) und Winfried Hoffmann arbeiten an einem Lichtdruck von dem Bild "Seeimpressionen" von Günther Rothe. Eine Leipziger Initiative will das aussterbende Handwerk des Lichtdrucks auf die Unesco-Liste des zu schützenden immateriellen Kulturerbes der Menschheit setzen lassen. Von einst weltweit 2000 Lichtdruckereien gäbe es heute nur noch drei in Leipzig, Florenz und Kyoto, heißt es in der Begründung des Vereins Lichtdruck-Kunst-Leipzig. Der Lichtdruck geht auf eine Erfindung des königlich bayerischen Hoffotografen Joseph Albert aus dem Jahr 1868 zurück. Bei dem aufwendigen Verfahren, das eine originalgetreue Farbwiedergabe einer Vorlage ermöglicht, werden die Druckplatten mittels einer lichtempfindlichen Emulsion aus Gelatine und Kaliumdichromatlösung auf Glas hergestellt.

Alles PfeifenOrgelbauer Rolf Petrowski überprüft die neue Orgel im St. Marien Doms in Fürstenwalde. Die meisten Aufträge erhalten Orgelbauer von Kirchen. Doch diese müssen bei den Ausgaben für Wartung und Pflege ihrer Orgeln oft sparen. Keine leichte Zeit also für die 170 deutschen Orgelbaufirmen.

Kein Beruf für weiße WestenKohlenträger Dirk belädt in Berlin-Neukölln einen Transporter mit Kohlesäcken, während sein Kollege Thorsten auf dem Transporter steht. Abgesehen von der Schufterei, hat dieser Beruf in Zeiten, in denen die meisten Haushalte mit Gas oder Strom beheizt werden, auch keine rosigen Zukunftsaussichten.