Kipppunkte â Wenn das Klima aus dem Gleichgewicht gerĂ€t
Das globale Klima ist ein empfindliches Geflecht unzĂ€hliger Ăkosysteme. GerĂ€t eines aus der Balance, drohen auch andere zu kippen â der Beginn einer gefĂ€hrlichen Kettenreaktion.
Das Klimasystem der Erde könnte schon bald aus der Balance geraten. Davor haben erst Forscher in einem Kommentar im Fachblatt "Nature" gewarnt. Wie bei einer Wippe kann eine plötzlich auftretende klimatische VerÀnderung das gesamte System aus dem Gleichgewicht bringen. Die Wissenschaftler haben neun sogenannte Kipppunkte ausgemacht, an denen das Weltklima wortwörtlich kippen könnte.
Zu den Kipppunkten gehören beispielsweise das Abschmelzen der Pole, tauende Permafrostböden oder zerstörte WĂ€lder. Geraten diese klimatischen Ăkosysteme erst einmal in Schieflage, können sie kaum noch gerettet werden â selbst wenn die menschengemachten Emissionen ĂŒber Nacht auf Null sinken wĂŒrden.
Globale Wechselwirkungen
Der Grund fĂŒr diese Prozesse sind die global steigenden Temperaturen. Klimaforscher warnen davor, dass Kipppunkte nur dann aufzuhalten seien, wenn die globale ErwĂ€rmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf 1,5 Grad Celsius beschrĂ€nkt bliebe. Sind Kipppunkte aber erst einmal ĂŒberschritten, können sie eine gefĂ€hrliche Kettenreaktion auslösen und klimatische Systeme am anderen Ende der Welt beeinflussen.
Das ist schon heute zu beobachten: Das schmelzende Eis der Arktis kĂŒhlt den nordatlantischen Strom ab, wodurch sich dessen Strömung verĂ€ndert. Die verĂ€nderte Strömung könnte wiederum zu DĂŒrrephasen und Baumsterben im Amazonasgebiet fĂŒhren, wodurch sich die Konzentration von CO2 in der AtmosphĂ€re weiter erhöhen wĂŒrde.
Erste Kipppunkte bereits ĂŒberschritten
Erste Kipppunkte könnten bereits heute ĂŒberschritten sein. Messdaten zeigen, dass die Eisschilde der Westantarktis unaufhaltsam schrumpfen â dem westlichen Teil könnte das gleiche Schicksal bevorstehen. Auch auf der Nordhalbkugel geben die Befunde in der Arktis oder in Grönland wenig Grund fĂŒr Optimismus. Treffen die Prognosen zu, hĂ€tte das einen Anstieg des Meeresspiegels von mehreren Metern zur Folge.
Die Wechselwirkungen zwischen der Vielzahl von Faktoren ist hochkomplex. FĂŒr Wissenschaftler ist es deswegen schwer vorherzusagen, wann und wo genau Kipppunkte auftreten. Fest steht, dass mit steigenden Temperaturen die GefĂ€hrdung von immer mehr Ăkosystemen zunimmt. Auch wenn manche Kipppunkte schon heute kaum noch aufzuhalten seien, könne man die drohende Kettenreaktion noch verlangsamen, so die Wissenschaftler. Doch dafĂŒr mĂŒsse die Menschheit sofort aktiv werden, denn: "Das Risiko einzugehen ist keine verantwortungsvolle Option."