Boris Johnson: Vom Aufstieg bis zum Fall

Boris Johnson: Seit 2019 war er britischer Premierminister. Nachdem der Druck auf ihn massiv gestiegen war, verkΓΌndete er seinen RΓΌckzug als Parteichef. Bis ein neuer Regierungschef gefunden ist, will er im Amt bleiben. Ein RΓΌckblick auf seine politische Laufbahn.

Boris Johnson im Jahr 1986 mit der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri: Johnson wurde 1964 in New York City in den USA geboren. WΓ€hrend seiner Kindheit und Jugend lebte er in New York, London und BrΓΌssel. Seine US-amerikanische StaatsbΓΌrgerschaft gab er 2016 ab.

2003: Johnson wurde 1997 als Kandidat der Konservativen fΓΌr Clwys South in das Unterhaus gewΓ€hlt, verlor jedoch deutlich gegen den Amtsinhaber der Labour-Partei. Im Jahr 2001 kandidierte Johnson erneut fΓΌr das Parlament, diesmal gewann er die Wahl im Wahlkreis Henley-on-Thames. Nach der VerΓΆffentlichung eines unsensiblen Leitartikels im "Spectator" musste er sich bei der Stadt Liverpool entschuldigen, und 2004 wurde er von seinem Posten als Schattenkunstminister entlassen, nachdem GerΓΌchte ΓΌber eine AffΓ€re zwischen Johnson und einer Journalistin aufgekommen waren. Trotz dieser ΓΆffentlichen VorwΓΌrfe wurde Johnson 2005 erneut in das Parlament gewΓ€hlt.

2004: Boris Johnson war von 1999 bis 2005 Herausgeber der konservativen Zeitschrift "The Spectator". Zuvor arbeitete er bei "The Times" und "The Daily Telegraph".

Boris Johnson im Jahr 2006: Im Volksmund wird er auch BoJo genannt.

Boris Johnson und seine damalige Frau Marina Wheeler: Am 1. Mai 2008 gewann er die Wahl zum BΓΌrgermeister von London. Aus der Ehe mit Marina gingen zwei SΓΆhne und zwei TΓΆchter hervor. Es war bereits Johnsons zweite Ehe. 2019 wurde bekannt, dass er der Vater einer 2009 geborenen unehelichen Tochter ist. Im April 2020 bekam Johnson mit seiner Partnerin Carrie Symonds einen Sohn, im Mai 2021 heirateten die beiden. Im Dezember 2021 kam eine Tochter zur Welt.

Johnson mit der Queen, Herzogin Camilla und Herzogin Kate im Jahr 2012: Er wird erneut zum BΓΌrgermeister von London gewΓ€hlt. Das Amt hat er bis 2016 inne.

Anfang 2016 weigerte sich Johnson zunΓ€chst, einen Brexit zu befΓΌrworten. Wenig spΓ€ter sprach er seine UnterstΓΌtzung fΓΌr "Vote Leave" aus, eine Organisation, die eine Kampagne fΓΌr den Brexit betrieb.

Theresa May berief Johnson im Juli 2016 nach ihrer Ernennung zur Premierministerin als AuΓenminister in ihr erstes Kabinett. Im Juli 2018 trat Johnson vom Amt des AuΓenministers zurΓΌck, kurz nach dem RΓΌcktritt von David Davis, der das Ministerium fΓΌr den Austritt aus der EuropΓ€ischen Union geleitet hatte.

Nachdem die damalige Premierministerin Theresa May am 7. Juni 2019 ihren RΓΌcktritt angekΓΌndigt hatte, bewarben sich Johnson und mehrere andere prominente Tory-Politiker um die Nachfolge. Johnson setzte sich durch. Nach Mays RΓΌcktritt am 24. Juli 2019 ernannte KΓΆnigin Elisabeth II. Johnson in seiner Funktion als ParteifΓΌhrer der Mehrheitspartei im Unterhaus am selben Tag zum Premierminister.

Dezember 2020: Premier Johnson unterzeichnet den Brexit-Deal. GroΓbritannien verlΓ€sst die EU. Dem Austritt waren mΓΌhsame, monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Der Brexit stieΓ in der britischen BevΓΆlkerung teils auf massive Kritik.

Johnson stand seit seinem Amtsantritt wiederholt im Mittelpunkt von Skandalen. So wurde ihm vorgeworfen, die Corona-Pandemie zuerst unterschΓ€tzt zu haben. Johnson erkrankte selbst schwer an dem Virus. SpΓ€ter gab es AffΓ€ren um die Luxus-Renovierung seiner Amtswohnung sowie einen Luxusurlaub in der Karibik, die jeweils von GΓΆnnern zumindest teilfinanziert wurden, sowie um korrupte Parteifreunde.

Dann kam das "Partygate": Die Londoner Polizei ermittelte wegen insgesamt zwΓΆlf Feiern im Regierungssitz wΓ€hrend Corona-Lockdowns, unter anderem mehrerer Weihnachtsfeiern im Dezember 2021, einer Geburtstagsrunde fΓΌr Johnson und BesΓ€ufnissen in der Nacht vor dem BegrΓ€bnis des Queen-Gatten Prinz Philip im April 2021. Wegen der Teilnahme an seiner eigenen Geburtstagsfeier musste Johnson eine Geldstrafe zahlen und war damit der erste amtierende britische Premier, der erwiesenermaΓen das Gesetz gebrochen hat.

Im Sommer 2022 kam es erneut zur Regierungskrise, ausgelΓΆst durch eine AffΓ€re um Johnsons Parteikollegen Chris Pincher, dem sexuelle BelΓ€stigung vorgeworfen wird. Zuvor war herausgekommen, dass Johnson von den Anschuldigungen gegen Pincher gewusst hatte, bevor er ihn in ein wichtiges Fraktionsamt hievte.

Johnson ΓΌberstand ein Misstrauensvotum in seiner Fraktion.

Juni 2022: Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine reiste Johnson nach Kiew. Der Premier galt als groΓer UnterstΓΌtzer von Waffenlieferungen an das Kriegsland.

Im Juli 2022 traten im Zuge der Pincher-AffΓ€re Dutzende Regierungs- und Kabinettsmitglieder zurΓΌck β so viele wie noch nie in der britischen Geschichte. Mehrere Parteifreunde riefen Johnson zum RΓΌcktritt auf. Johnsons lehnte dies vehement ab β am 7. Juli verkΓΌndete er dann doch seinen RΓΌckzug als Parteichef. Er wolle Premier bleiben, bis es einen neuen Regierungschef gebe.