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Menschenrechtler: Syrien foltert nach Plan


Menschenrechtler: Syrien foltert nach Plan

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat durch Zeugenaussagen die Standorte von 27 syrischen Geheimdienstzentralen identifiziert, in denen Menschen festgehalten und gefoltert werden.
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Quelle: Human Rights Watch

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat durch Zeugenaussagen die Standorte von 27 syrischen Geheimdienstzentralen identifiziert, in denen Menschen festgehalten und gefoltert werden. Wahrscheinlich gibt es jedoch noch deutlich mehr solcher Zentralen, so die Einschätzung von HRW. Nicht auf der Karte eingezeichnet sind etwa die Städte Hama bei Homs und Deir al-Sor im Westen. Doch auch dort gibt es Folterquartiere. Die EU führt deren Chefs auf ihrer Sanktionsliste auf.

Detaillierte Position der syrischen Foltergefängnisse: Im Ort Daraa verortet Human Rights Watch drei solcher Einrichtungen.
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Quelle: Human Rights Watch

Detaillierte Position der syrischen Foltergefängnisse: Im Ort Daraa verortet Human Rights Watch drei solcher Einrichtungen. Der mittlere Kasten dokumentiert die "Abteilung 245". Dort hat der Militärgeheimdienst das Sagen - und quält mit Schlägen, hängt Gefangene kopfüber auf oder wendet "Dulab" an. Dies beschreibt die Praxis, Menschen mit Kopf und Füßen durch Autoreifen zu stecken und dann zu verprügeln.

Auch in der Millionenstadt Aleppo registrierte HRW zwei Folterzentralen des Regimes.
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Quelle: Human Rights Watch

Auch in der Millionenstadt Aleppo registrierte HRW zwei Folterzentralen des Regimes. Der Kasten unten links beschreibt ein Gefängnis des militärischen Geheimdienstes. Dort werden Häftlinge geschlagen, teils auch mit Gegenständen oder mit Elektroschocks gequält. Weitere Folterpraktiken umfassen unter anderem "Falaqa": Mit einem Stock werden dem Gefangenen dabei die nackten Fußsohlen verprügelt. "Basat al-Rih" ist "der fliegende Teppich", eine Streckfolter, siehe nächstes Bild.

Die gängigsten Foltermethoden hat Human Rights Watch von einem syrischen Zeichner darstellen lassen. Diese Variante heißt "Basat al-Rih" oder "der fliegende Teppich".
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Quelle: Human Rights Watch

Die gängigsten Foltermethoden hat Human Rights Watch von einem syrischen Zeichner darstellen lassen. Diese Variante heißt "Basat al-Rih" oder "der fliegende Teppich". Die Arme und Beine des Gefolterten werden an Brettern festgebunden. Immer wieder werden die Bretter zusammengeklappt, so dass die Zehen des Gefolterten seine Nase berühren. Gleichzeitig wird er mit einem Stock geschlagen.

s gibt mindestens vier Geheimdienstzentralen in Homs, konnte Human Rights Watch feststellen. Jeder Geheimdienstzweig hat seine eigene.
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Quelle: Human Rights Watch

Es gibt mindestens vier Geheimdienstzentralen in Homs, konnte Human Rights Watch feststellen. Jeder Geheimdienstzweig hat seine eigene. Der Kasten unten rechts markiert die Einrichtung des Militärgeheimdienstes. Anführer soll dort Muhammad Zamreni sein, so HRW. Unter seinem Kommando setzt es für die Häftlinge Schläge und Elektroschocks. Dazu kommt "Shabeh", wobei die Opfer über lange Zeit schmerzhafte Positionen einnehmen müssen.

Das Gefängnis von Idlib (Kasten oben rechts) hat nach dem Bericht von Human Rights Watch fünf Stockwerke.
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Quelle: Human Rights Watch

Das Gefängnis von Idlib (Kasten oben rechts) hat nach dem Bericht von Human Rights Watch fünf Stockwerke. Den dritten Stock sowie den Keller haben seit Ende April 2012 die Geheimdienste für ihre Gefangenen übernommen, weil ihnen in den eigenen Zentralen der Platz ausging. Ein übergelaufener Gefängniswächter sagte, allein im Keller habe man 900 Menschen festgehalten und gequält, weil sie Regimegegner waren oder man sie für solche hielt. Sie wurden verprügelt und sexueller Gewalt ausgesetzt.

Wer Damaskus beherrscht, regiert Syrien - darum gibt es in der Hauptstadt besonders viele Geheimdienstzentralen. Human Rights Watch konnte allein zehn davon dokumentieren.
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Quelle: Human Rights Watch

Wer Damaskus beherrscht, regiert Syrien - darum gibt es in der Hauptstadt besonders viele Geheimdienstzentralen. Human Rights Watch konnte allein zehn davon dokumentieren. In den zehn Zentralen werden alle bisher genannten Folterpraktiken angewandt. Dazu kommen der Einsatz von Säure, das Verbrennen mit Zigaretten und die gezielte Bedrohung von Familienmitgliedern.

Ins Quartier des Geheimdienstes für politische Sicherheit (Kasten unten rechts) in Latakia wurde der 23-jährige Amer gebracht, der aus einer kleinen Stadt in der Nordprovinz Idlib stammt.
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Quelle: Human Rights Watch

Ins Quartier des Geheimdienstes für politische Sicherheit (Kasten unten rechts) in Latakia wurde der 23-jährige Amer gebracht. "Sie haben mich ausgezogen, mir die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden und mich auf meine Genitalien geschlagen. Zwei Tage lang haben sie mich an der Decke aufgehängt, so dass meine Füße den Boden nicht berühren konnten. Als sie mich wieder herunterließen, waren meine Füße so geschwollen, dass ich nicht auf ihnen stehen konnte", erzählte er Human Rights Watch.

Allein der Aufenthalt in einem syrischen Gefängnis kommt Folter gleich. Nach Angaben von Human Rights Watch werden in der Regel 70 Gefangene auf 20 Quadratmetern zusammengepfercht.
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Quelle: SITU Studio and Forensic Architecture/ ERC-funded project

Allein der Aufenthalt in einem syrischen Gefängnis kommt Folter gleich. Nach Angaben von Human Rights Watch werden in der Regel 70 Gefangene auf 20 Quadratmetern zusammengepfercht. Europäischer Mindeststandard wären fünf Gefangene in einer solchen Zelle. Auch bekommen die Häftlinge kaum etwas zu essen. Eine Toilette gibt es nicht. Häufig werden ihnen sämtliche persönliche Gegenstände weggenommen, und sie müssen nackt in die Zelle.




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