Völkermord in Ruanda: Eine Chronologie der Gewalt
Vorbereitung des Genozids: Bereits in der Kolonialzeit im 19. Jahrhundert schwelte in Ruanda ein Konflikt zwischen den beiden Volksgruppen der "Hutu" und der "Tutsi", die von den europäischen Mächten vermehrt unterstützt werden. In Zuge der Entkolonialisierung radikalisiert sich der Konflikt zwischen den beiden Gruppen. Letztendlich übernehmen die "Hutu" die Macht und beginnen, die Vernichtung der "Tutsi" zu propagieren.
6. April 1994: Der Abschuss der Präsidentenmaschine von Juvénal Habyarimana löste den Völkermord aus. Bis heute ist ungeklärt, wer das Flugzeug abgeschossen hat. Es wird vermutetet, dass extremistische Hutu-Rebellen für den Abschuss der Maschine verantwortlich waren. Aber es gibt auch Gerüchte, dass "Tutsis" die Tat geplant hatten, um einen Bürgerkrieg zu forcieren.
7. April: Das Militär übernimmt die Macht und ruft extremistische Hutu-Politiker auf, eine neue Regierung zu bilden. Derweil breitet sich die Gewalt im Land aus. Tutsi suchen vor dem Hutu-Mob verzweifelt Zuflucht in Kirchen und Krankenhäusern. Angreifer versuchen die Flüchtenden auszuhungern.
12. April: Staatliche Radiosender feiern Morde an den Tutsi. Die Hutu-Rebellen bewaffnen sich mit Maschinengewehren und Handgranaten. Die Milizionäre rücken vor und töten Hunderttausende. Auch die Verwaltungsapparate rufen zum Mord an der Zivilbevölkerung auf. Eine Rebellen-Armee (RPF) unter Führung der Tutsi formiert sich im Norden des Landes. Von dort aus geht sie gegen die Regierungstruppen vor.
21. April: 210.000 Menschen sind bereits tot. Experten schätzen die Zahl der Täter, die bis zum Ende des Genozids einen oder mehrere Morde begingen, auf 175.000 bis 210.000. Etwa 75 Prozent der in Ruanda lebenden Tutsi werden sterben. Der UN-Sicherheitsrat beschließt, die Blauhelmsoldaten abzuziehen. Nur ein kleiner Teil der internationalen Friedenstruppe bleibt zurück.
17. Mai: Eine halbe Millionen Menschen hat ihr Leben verloren. Die UN beschließt, die Blauhelm-Mission wieder aufzustocken. Problem: Kein Ratsmitglied will Truppen beisteuern.
22. Juni: Die RPF kann immer mehr Gebiete erobern und die Völkermörder einkreisen. Jetzt entsendet auch Frankreich Soldaten nach Ruanda. Dabei richtet das Land auch eine "Schutzzone" für Hutu ein, denn: Auch die RPF-Einheiten begehen schwere Menschenrechtsverbrechen. 25.000 bis 45.000 Unschuldige sterben durch die Militärs. Der Sieg der RPF gegen die Regierungstruppen beendet den Bürgerkrieg und den Genozid.
Weg zum Frieden: Die juristische Aufarbeitung des Völkermordes begann 1994 und war ein wichtiger Schritt für den Weg zum Frieden. Die Hauptverantwortlichen des Genozids wurden vom Internationalen Strafgerichtshof für Ruanda verurteilt. Auf lokaler Ebene wurden Dorfgerichte, sogenannte Gacaca-Gerichte eingesetzt, um die große Anzahl an Tätern bestrafen zu können. 243 Gedenkstätten im Land erinnern an den Genozid.