Foto-Serie: Die Petraeus-Affäre
Zwei hohe Tiere des US-Militärs: David Petraeus und John Allen, Top-Generäle und Oberkommandierende, hochdekoriert und hoch angesehen - bislang. Und auf einmal steht ihr Privatleben im Fokus.
Im Irak und Afghanistan hatten sich beide einen Namen gemacht. Petraeus war von 2008 bis 2010 Befehlshaber der US-Armee in beiden Länder, danach Kommandeur der amerikanischen ISAF-Truppen. Diesen Job übernahm John Allen (General der berühmten US-Marines), als Petraeus CIA-Chef wurde.
Paula Broadwell (40): Mit ihr, seiner Biografin, hatte Petraeus, bis dahin eine moralische Instanz in den USA, eine geheim gehaltene Liebesaffäre.
Deswegen musste Petraeus, am 7. November gerade 60 geworden, am 9. November 2012 zurücktreten. Nur drei Tage, nachdem sein großer Förderer Barack Obama als US-Präsident wiedergewählt worden war.
Ans Licht gebrachte hatte die Affäre aber eine andere Frau: Jill Kelley (37). Sie schaltete die amerikanische Bundespolizei, das FBI, ein, nachdem sie Droh-E-Mails von Paula Broadwell erhalten hatte.
Paula Broadwell (im Bild keineswegs in einem Gefängnis, sondern in ihrem Haus) war eifersüchtig und sah in Jill Kelley eine Nebenbuhlerin um die Gunst Petraeus'.
Paula Broadwells Verdacht hat sich bislang nicht erhärtet - dafür fanden Ermittler hunderte von E-Mails mit zehntausenden von Seiten (wenn man sie ausdruckt), die zwischen Jill Kelly (im Bild vor ihrem noblen Haus in Florida) und General John Allen hin- und hergegangen waren.
Doch eine erste Untersuchung des E-Mail-Verkehrs hat keine Hinweise auf eine Affäre zwischen Allen, der im Dezember 59 Jahre alt wird, und Kelley ergeben. Der Inhalt, so das Pentagon, sei "weder sexuell freizügig noch verführerisch", höchstens "unprofessionell und kokett". Alles in allem harmlos.
Fragt sich nur, wann John Allen (im Bild links neben Petreaus und US-Verteidigungsminister Leon Panetta) in Afghanistan die Zeit für einen derart umfangreichen Schriftwechsel gefunden hat, während seine Soldaten dort regelmäßig ihr Leben riskieren.
Die Klatschpresse interessiert sich jetzt aber vor allem für Jill Kelley und lauert vor ihrem schmucken Anwesen in Tampa. Sie gilt als Society-Girl mit zahlreichen Verbindungen in die Führungskreise des US-Militärs. Mit Petraeus und dessen Frau Holly aber soll sie ganz normal befreundet gewesen sein.
Das FBI und die politische Presse interessieren sich mehr für Paula Broadwell (im Bild Beamte bei der Hausdurchsuchung in Washington). Problematisch ist die Frage, ob sich Petraeus mit seiner Affäre erpressbar gemacht haben könnte und dadurch als Amerikas Oberspion zum Sicherheitsrisiko hätte werden können.
Brisant in der Affäre ist auch die Frage, ob US-Präsident Obama bereits vor der US-Wahl von dem bevorstehenden Skandal wusste. Das Weiße Haus bestreitet dies; viele Kenner der Washingtoner Szene halten es jedoch für sehr unwahrscheinlich, dass Obama nichts von den laufenden FBI-Ermittlungen gegen seinen obersten Chef-Agenten mitbekommen haben soll.
Tragische Figur der Affäre ist Holly Petraeus, die offenbar nichts vom Doppelleben geahnt hat. Sie sei "nicht gerade erfreut", wütend sei noch "eine Untertreibung". Immerhin hatte Petraeus mehrfach öffentlich Loblieder auf seine Frau gesungen.
Nicht nur Petraeus', auch Allens Karrierepläne liegen jetzt erst einmal auf Eis. Der oberste Afghanistan-Kommandant sollte eigentlich 2013 zum NATO-Oberbefehlshaber für Europa ernannt werden, jetzt heißt's erst einmal: abwarten.