Gabriele Steinbach sorgt für Obdachlose "Radelnde Ärztin" erhält Bundesverdienstkreuz

2010 hängt Gabriele Steinbach ihren Arztkittel an den Nagel, doch auf Ruhestand hat sie keine Lust: Sie versorgt Obdachlose in Bremen – und wird dafür geehrt.
Gabriele Steinbachs Arbeitsplatz ist die Straße, ihre "Patienten" leben dort. Manchmal verbringen sie dort bereits viele Jahre, einige sind erst kürzlich obdachlos geworden. Für Gabriele Steinbach macht das alles keinen Unterschied. Sie hilft, wo sie kann, ohne Ansehen von Person oder Herkunft. Ihre Arbeit wurde nun geehrt. Am Donnerstag erhielt sie im Bremer Rathaus das Bundesverdienstkreuz am Bande – die höchste Auszeichnung für soziales Engagement in Deutschland.
Den meisten ist Gabriele Steinbach, 73 Jahre alt und vor ihrem Ehrenamt als leitende Oberärztin für Gefäßchirurgie am Klinikum-Nord tätig, als "radelnde Ärztin" bekannt. Manche nennen sie "Medizin-Engel"; für viele ist sie schlichtweg eine Institution.
Ihr Markenzeichen: der knallgelbe Regenmantel
Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hatte am Donnerstag nur lobende Worte für Steinbach parat. Er sagte: "Was für ein Engagement. Wo andere gerne betreten den Blick abwenden, guckt Gabriele Steinbach erst recht ganz genau hin. Damit gibt sie den Menschen auf der Straße mehr als nur ein Mindestmaß an medizinischer Betreuung. Sie begegnet ihnen auch auf eine Weise, die ihnen Würde gibt." Sie ergreife Partei für ihre Patienten, unter anderem, wenn es um eine Behandlung im Krankenhaus gehe.
Bekannt ist sie vielen aufgrund ihres Markenzeichens: dem knallgelben Regenmantel. Lassen es die Temperaturen zu, ziehe sie jeden Mittwoch diesen an, schwinge sich aufs Rad und fahre los. An belebten Orte sei sie so bereits aus weiter Entfernung zu erkennen.
Steinbach: "Ich bin auch Seelentröster"
In der Szene, so ein Sprecher des Senats, genieße sie "höchstes Ansehen und Vertrauen". Das liege nicht nur an der medizinischen Versorgung von kleineren Wunden, sondern daran, dass sie den Menschen zuhöre, immer ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte habe.
"Ich bin auch Seelentröster", sagte sie einst dem Bremer Pressedienst. Viele Obdachlose schämten sich für ihre Wunden, würden nur schwer Vertrauen fassen. Dass Gabriele Steinbach dieses überhaupt aufbauen konnte, hatte sie einst Jonas Pot d’Or von der Inneren Mission zu verdanken. Ein Jahr lang, so berichtet der Bremer Pressedienst, sei sie mit dem Streetworker mitgegangen. Er stellte Steinbach den Männern und Frauen vor, so konnten diese sie kennenlernen.
Das medizinische Material stammt aus Spenden, manchmal erhält Steinbach auch Geld von Vereinen oder Privatpersonen, das sie in ihre Ausrüstung steckt. Zu ihrer Standardausrüstung gehöre neben Desinfektionstüchern auch ein Stethoskop, ein Blutdruckmessgerät und Verbandszeug. Manchmal reiche auch schon eine Packung Taschentücher, um das Eis zu brechen, sagte sie dem Bremer Pressedienst.
- senatspressestelle.bremen.de: Mitteilung vom 09.03.2023
- wfb-bremen.de: "Die radelnde Ärztin"
- aekhb.de: "Standpunkt" (2015, PDF)
- Eigene Recherche