Proteste in Dortmund Erneute Demo nach tödlichen Polizeischüssen – aufgeheizte Stimmung

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 16-Jährigen zog es erneut Hunderte von Menschen auf die Straße. Innenminister Reul verspricht Aufklärung.
Erneut haben am Mittwochabend mehrere Hundert aufgebrachte Bürgerinnen und Bürger nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen 16-Jährigen gegen das Vorgehen der Polizei demonstriert. Die Demonstrantinnen und Demonstranten zeigten sich bewegt und aufgestachelt.
Der Demonstrationszug zog zunächst vor die Polizeiwache Nord, die dem Tatort des tödlichen Polizeieinsatzes am nächsten ist. Danach ging es weiter durch die Innenstadt direkt vor das Dortmunder Polizeipräsidium. Einsatzkräfte der Polizei schützten das Gebäude. Auch eine Hundertschaft war vor Ort.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer skandierten Rufe gegen die Polizei, unter anderem auch "fight the police". Auf den Schildern und Transparenten teilten viele Demonstranten Beileidsbekundungen, aber auch an den Staat und die Polizei gerichtete Forderungen mit. Viele verschiedene Gruppen unterschiedlicher Lager zeigten sich zu den Protesten solidarisch.
NRW-Innenminister Reul: Es muss fair zugehen
Derweil hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) volle Aufklärung versprochen. "Das wird hundertprozentig aufgeklärt", sagte Reul am Donnerstag im Radiosender WDR 5. "Aber es muss fair zugehen."
Die Polizisten hätten sich in einer "ungeheuer schwierigen Lage" befunden. Der mit einem Messer bewaffnete unbegleitete Flüchtling aus dem Senegal war am Montag erschossen worden, nachdem er die Beamten angegriffen haben soll. Er wurde von fünf Schüssen aus einer Maschinenpistole getroffen.
Wer ermittelt gegen die Polizei?
Die Ermittlungen in dem Verfahren führt aus Neutralitätsgründen die Polizei Recklinghausen – während gleichzeitig die Dortmunder Polizei einem Fall in der Zuständigkeit der Recklinghäuser nachgeht. Daran hatte es von verschiedenen Seiten Kritik gegeben. Reul verteidigte dieses Vorgehen. Allerdings könne man aber immer über mögliche Verbesserungen nachdenken, "zum Beispiel, indem man rotiert bei den Behörden, die dann prüfen".
Geleitet würden die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft, betonte Reul. Dabei werde der Beamte, der geschossen hat, als Verdächtiger behandelt – genau wie jeder andere Bürger in einem solchen Fall. "Wir sollten aufpassen, dass wir da nicht so eine Misstrauensstimmung kriegen, als ob man denen nicht trauen kann."
- Reporter vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa