Betrug beim MDR Silbereisen-Entdecker: Dieser Deal zeichnet sich beim Foht-Prozess in Leipzig ab
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.In Leipzig begann der Prozess gegen den Ex-MDR-Unterhaltungschef und Silbereisen-Entdecker Udo Foht. Schon am ersten Tag zeichnet sich ein Deal vor Gericht ab.
Mehr als zehn Jahre ist es nun her, dass der vormals legendäre Unterhaltungschef des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Foht, in einem Skandal unterging. Ihm werden jahrelanger Betrug, Steuerhinterziehung und Untreue vorgeworfen. Nach langer Krankheit Fohts begann nun am Donnerstag der Prozess in Leipzig.
Schon am ersten Verhandlungstag stellte der Vorsitzende Richter Michael Dahms einen Deal in Aussicht, mit dem Foht den Prozess schnell hinter sich lassen könnte. Demnach könnten die Vorwürfe von Untreue und Steuerhinterziehung eingestellt werden, wenn Foht ein "glaubwürdiges Geständnis" ablegte.
Leipzig: Foht dealt mit dem Gericht und hofft auf Bewährung
Anschließend würde ihm eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr und maximal einem Jahr und neun Monaten drohen. Eine Aussetzung der Strafe zur Bewährung sei möglich. Wegen der langen Verfahrensdauer würden drei Monate der schließlich verhängten Strafe als bereits verbüßt gelten.
Foht und seine Anwälte wollten den Donnerstagnachmittag nutzen, um über diese sogenannte "Verständigung" mit dem Gericht zu beraten. Zudem hatten sie zu Prozessbeginn neue Dokumente vorgelegt, die zeigen sollten, dass Foht bereits große Summen an Wiedergutmachung geleistet habe. Der Vorsitzende Richter Dahms wollte diese Dokumente noch sichten, machte aber klar, dass diese an dem Angebot kaum etwas ändern würden.
Da der zweiten Prozesstermin bereits für diesen Freitag angesetzt ist, könnte schon am Freitagvormittag ein Urteil fallen. Wenn Foht auf die Verständigung eingeht.
Das gilt unter Beobachtern als sehr wahrscheinlich. Foht, inzwischen 71 Jahre alt und einst der mächtigste Mann in der sehr quotenstarken MDR-Unterhaltungsabteilung, erschien vor Gericht als gebeugter Senior im taubenblauen Anzug. Er gilt als der Entdecker von Stars wie Florian Silbereisen. Die Beobachter im Gerichtssaal erkannten den Mann mit dem markanten Bart und kaum wieder: Der Bart war abrasiert und das lange, graue Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.
Leipzig: MDR-Ex-Manager vor Gericht kaum wiederzuerkennen
Die bei bekannten Angeklagten obligatorischen Gerichtsfotos waren Foht sichtlich unangenehm. Beim Fototermin drehte er der versammelten Presse demonstrativ den Rücken zu. Ein Gerichtsdiener musste ihm Kopfhörer bringen, da er den Vorsitzenden Richter schlecht verstehen konnte.
Dieser hatte offenbar auch Probleme, Foht zu erkennen und fragte darum zu Beginn der Verhandlung: "Sind Sie Herr Foht?" Dieser nickte. Als Beruf gab Foht "Diplom-Journalist" an. Anschließend trug der Staatsanwalt die lange Anklageschrift vor.
Hier wurde nochmal deutlich, in wie vielen Fällen Foht Gelder von Produktionsfirmen, Bekannten und Kollegen erbeten hatte – meist fünfstellige Summen –, die er nie zurückzahlen konnte oder wollte. Dahinter steckte ein weitreichendes, verwirrendes System von Hin- und Herzahlungen, in dem die Produktionsfirma "Just for Fun" offenbar eine zentrale Rolle spielte.
Prozess gegen Foht: Beweisführung langwierig, Anklagepunkte "wackelig"
Eine ausführliche Untersuchung all dieser Vorwürfe wollten Staatsanwaltschaft und Gericht sich selbst und dem gebrechlichen Foht offenbar ersparen. Die Beweisführung der Vorwürfe sei sehr langwierig und außerdem auch "wackelig", verkündete Richter Dahms. Darum könne man sich mit dem vorgeschlagenen Deal auch schnell einigen.
Der Vorsitzende Richter beendete den ersten Prozesstag nach etwa einer Stunde Verhandlungszeit. Foht blieb anschließend noch lange sitzen und ging schließlich mit entschlossenem Schritt an den wartenden Journalisten vorbei. Ein Statement des einst so jovialen Unterhaltungsmannes blieb aus.
- Besuch der Gerichtsverhandlung
- Eigene Recherchen