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Düster und verbittert: Ex-MDR-Manager Udo Foht legt in Leipzig Geständnis ab


400.000 Euro Schaden
Geständnis: Ex-MDR-Manager hat Silbereisen betrogen

Von Andreas Raabe

Aktualisiert am 09.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Fortsetzung Prozess gegen Ex-MDR-UnterhaltungschefVergrößern des Bildes
Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht am Freitag im Landgericht Leipzig: "Die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit hat mein Lebenswerk zerstört." (Quelle: Jan Woitas/dpa/dpa-bilder)

Im Prozess in Leipzig hat der Ex-MDR-Schlagermanager Udo Foht ein Geständnis abgelegt. Er gab unter anderem zu, Florian Silbereisen betrogen zu haben.

Der frühere MDR-Unterhaltungschef Udo Foht hat am Freitag in Leipzig gestanden, von mehreren Geschäftspartnern und Bekannten Geld geliehen zu haben – in dem Wissen, die Beträge zu den vereinbarten Konditionen nicht zurückzahlen zu können. Unter den Geschädigten befinden sich auch Stars wie der von ihm entdeckte Florian Silbereisen.

Das Geständnis ist Teil eines Deals, den das Gericht und die Staatsanwaltschaft vorgeschlagen hatten, um den Prozess gegen den gebrechlich wirkenden 71-Jährigen abzukürzen. Foht, blauer Anzug, das lange Haar zum Zopf gebunden, saß zusammengesunken auf der Anklagebank, als sein Anwalt begann, das Geständnis vorzulesen.

Leipzig: Düstere Erklärung des Ex-Schlagermanagers Foht

"Sind das Ihre Worte?", fragte der Vorsitzende Richter Michael Dahms den Ex-MDR-Manager. "Ja", antwortete Foht mit dünner Stimme. "Ich verstehe Sie nicht", gab der Richter zurück. Foht nun etwas kräftiger: "Ja, ich habe das alles aufgeschrieben. Ich wollte es eigentlich selbst vortragen. Aber ich kann nicht, wegen meines Zustands heute."

Es war eine erstaunlich düstere und bittere Erklärung, die Fohts Anwalt daraufhin vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes vortrug. Er gehe auf den Deal ein, las Fohts Anwalt dessen Worte vor, unter anderem, weil "meine verbleibende Lebenszeit überschaubar geworden ist".

Die Vorverurteilung in der Öffentlichkeit habe sein "Lebenswerk zerstört", schrieb Foht. "Mein Leben war die Arbeit für die Unterhaltung. Ich war nicht auf Karriere aus." Die Offerte, Unterhaltungschef des ZDF zu werden, habe er abgelehnt, denn er habe beim MDR seine Vorstellung von Unterhaltung verwirklichen wollen. "So habe ich das 20 Jahre lang gehandhabt."

Nach seiner Entlassung beim MDR habe er aber keine Arbeit mehr gefunden, auch nicht im Ausland, "obwohl ich das drei Jahre lang intensiv versucht habe", klagte Foht. Also habe er sich für die Frührente entschieden, "mit allen Abzügen". Zusätzlich sei seine Rente seitdem gepfändet worden, um die Schäden aus den Betrügereien wiedergutzumachen.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht eine Produktionsfirma

Es geht dabei insgesamt um einen Schaden von etwa 400.000 Euro, den Fohts Tricks verursacht haben sollen. Ein großer Teil der Darlehen, die er sich von Bekannten und Kollegen lieh, seien für die Produktion der Sendung "Wir sind überall" gedacht gewesen, berichtete Foht in seiner Erklärung vor Gericht.

In dem Showformat reiste der ehemalige "Riverboat"-Moderator Carsten Weidling um die Welt und interviewte deutsche Emigranten. An der Produktion beteiligt war die Firma Just for Fun, die in Verbindung zu Weidling steht.

"Das war zu einer Zeit, als die ersten Formate mit deutschen Auswanderern auf den Markt kamen", rühmt sich Foht. Doch die Finanzierung der teuren Sendung über den MDR klappte nicht. Also habe Foht beschlossen, eine Art "Vorfinanzierung" auf die Beine zu stellen. Mithilfe seiner Position als MDR-Manager und seiner Kontakte warb er bei Bekannten um Darlehen.

Wollte Foht die Darlehen zurückzahlen oder nicht?

Die Idee war wohl, alles wieder zurückzuzahlen, sobald die Show fertig produziert und – mit Fohts Hilfe – im MDR auf Sendung war. Auf die Anfragen gingen so berühmte Leute wie der Burda-Manager Phillip Welte oder Schlagerstar Florian Silbereisen ein.

Während der Beweisaufnahme liest Richter Dahms eine Mahnung von einem Mitarbeiter Silbereisens an Foht vor, in der es heißt, dass noch mehr als 9.000 Euro offen seien, die schon vor zwei Monaten hätten zurückgezahlt sein sollen.

Ob Foht sich mit den nie oder viel zu spät zurückgezahlten Darlehen selbst bereichern wollte oder tatsächlich alles – wie er andeutet – für die Produktion seiner geliebten Unterhaltungssendungen und Showformate wie "Wir sind überall" tat, ist noch im Detail zu klären.

"Atmen Sie erst mal durch", sagt der Richter zu Foht

Tatsächlich aber zieht sich der Name der Produktionsfirma Just for Fun quer durch die Anklagepunkte der Staatsanwaltschaft. Und während Richter Dahms die Beweise des Gerichtes vorträgt, steht ein Name im Mittelpunkt: Carsten Weidling.

Dieser lebt inzwischen in Argentinien. Gegen Weidling ist in Leipzig ein Verfahren wegen Erpressung anhängig. Angeblicher Geschädigter: Udo Foht. Weidling, so die bisher ungeklärten Vorwürfe, soll Foht angeblich damit bedroht haben, ihn bei MDR-Chef Udo Reiter zu verpfeifen, wenn vereinbarte Zahlungen für Weidling-Sendungen nicht geleistet würden.

Udo Foht jedenfalls gibt am Freitagvormittag in seiner Erklärung alles zu, was er laut Deal gestehen soll. Er bedauert seine Vergehen und entschuldigt sich bei den von ihm getäuschten Personen. Danach gewährt der Richter allen Anwesenden 20 Minuten Pause. "Atmen Sie erst mal durch, Herr Foht", sagt er zum schwächlich wirkenden Angeklagten, der seinen Kopf mit der Hand abstützt.

Foht und sein Anwalt schleichen an der versammelten Journalistenschar vorbei aus dem Gebäude des Leipziger Landgerichts. Nach etwa 50 Metern biegen sie links um die Ecke. Dort zünden beide sich eine Zigarette an. Erst mal durchatmen.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Verhandlungen
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