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Enormer Umsatzeinbruch: Biomarkt-Kette muss Insolvenz anmelden


Stellenabbau und Filialschließung
Supermarktkette Biomare meldet Insolvenz an

Von Andreas Raabe

Aktualisiert am 12.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Logo der Biomarktkette "Biomare" in LeipzigVergrößern des Bildes
Bio-Supermarktkette Biomare in Leipzig: Minus in Millionenhöhe. (Quelle: Grube)

Die Biomarktkette Biomare ist in Leipzig eine Legende – und umstritten. Nun hat das Unternehmen Insolvenz angemeldet. Der Gründer hofft auf einen Neustart.

Pleite für Malte Steinhart Reupert: Der streitbare Bio-Unternehmer aus Leipzig musste mit seiner Biomare GmbH Insolvenz anmelden. Dies bestätigte das Amtsgericht Leipzig mit einer öffentlichen Bekanntmachung. Das Insolvenzverfahren wurde demnach am 1. Dezember eröffnet und am 5. Dezember bekannt gemacht.

Die Biomarktkette Biomare betrieb in Leipzig vier größere Einkaufsläden, in denen ein breites Sortiment an Bioprodukten verkauft wurde. Die Filiale in der Dieskaustraße in Großzschocher wurde Ende November dauerhaft geschlossen. Die geplante Eröffnung einer fünften Filiale in Markranstädt ist abgesagt.

Biomare in Leipzig: Von 140 runter auf 80 Mitarbeiter

Der Erhalt der verbliebenen drei Geschäfte in Connewitz, der Südvorstadt und Plagwitz sei nun das Ziel des Insolvenzverfahrens, sagte Reupert zu t-online. Trotzdem müsse das Personal von etwa 140 Mitarbeitern in der Spitze auf 80 Mitarbeiter reduziert werden. So wolle man sich "gesundschrumpfen", sagte Reupert.

Aus der amtlichen Bekanntmachung geht hervor, dass die Biomare-Insolvenz in Eigenverwaltung abgewickelt wird. Das bedeute, sagte Reupert, dass er als Geschäftsführer im Amt bleiben könne und durch einen vom Amtsgericht bestellten Sachwalter überwacht werde.

"Ich habe schon im Frühjahr gesehen, dass es 2022 eng wird", erzählte Reupert t-online. "Wenn wir jetzt nichts unternommen hätten, wäre am Jahresende ein Minus von etwa einer Million Euro aufgelaufen." Nun befindet sich die Firma vorerst in einer Art Schutzzone vor den Ansprüchen der Gläubiger von Biomare.

Leipzig: Biomarktkette mit einem Minus von einer Million Euro

Als Gründe für die Insolvenz nennt Reupert vor allem die Kaufzurückhaltung der Kundschaft: Man habe in diesem Jahr 20 Prozent weniger Umsatz gemacht. Dazu kämen die gestiegenen Energiekosten, die sich laut Reupert verdreifacht hätten. Außerdem seien durch den Mindestlohn die Gehälter gestiegen, auch der allgemeine Personalmangel habe der Firma stark zugesetzt, sagte Reupert.

Biomare-Gründer Malte Steinhart Reupert gilt als Pionier in der Biomarktszene. 1997 startete er mit einem Bio-Lieferservice. Im Jahr 2006 eröffnete er mit dem Biomare in Leipzig-Connewitz nach eigenen Angaben den ersten Bio-Supermarkt in Ostdeutschland.

Die Innovation damals war, Bioläden aus der Spezialistenecke zu holen und das Sortiment einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen. Die Mittel dazu waren eine Orientierung an herkömmlichen Supermärkten, ständiges Wachstum sowie Expansion des Unternehmens.

Biomare-Supermärkte: In Leipzig heftig umstritten

Dieser Weg brachte Reupert in Leipzig auch Kritik ein. Seiner Biomare-Kette wurde vorgeworfen, kleinere Bioläden zu verdrängen und maßgeblicher Treiber von Gentrifizierung und damit steigenden Mieten zu sein. Dies führte so weit, dass Biomare-Geschäfte mit Steinwürfen und Farbe attackiert wurden.

Nachdem Reupert der rechten Wochenzeitung "Junge Freiheit" ein Interview gegeben hatte, wurde ihm gar Nähe zu ebenjenem Gedankengut vorgeworfen. Eine schwere Beschuldigung in der eher linken Bio-Szene der Stadt. Reupert reagierte regelmäßig mit langen Einträgen in sozialen Netzwerken.

Kritik gab es auch an den Arbeitsbedingungen in den Biomare-Geschäften. Das Leipziger Stadtmagazin "kreuzer" berichtete im vergangenen Jahr von einem Aufruf ehemaliger Mitarbeiter, die "unbegründete Kündigungen, Abmahnungen wegen Kleinigkeiten, unprofessionelle Führungskultur" anprangerten. Biomare setzte daraufhin den Verkauf des Magazins in den eigenen Läden aus.

Nun steckt Malte Steinhart Reuperts Biomarktimperium also tief in der Krise. Die geplante Expansion ist erst mal abgesagt, Mitarbeiter müssen sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Mindestens drei Monate dauere die Insolvenz, sagte Reupert. Er hofft auf eine gelingende Sanierung und auf den 28. Februar 2023, denn "dann sind wir endlich wieder frei".

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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