Einkaufen Zeitlich unbegrenzt einkaufen: 13 Smart Stores in Sachsen

Smart Stores erleichtern den Alltag und werten Orte auf, sagt ein Experte. Trotzdem bleibt der Sonntag für viele heilig – und die Debatte um neue Ladenöffnungszeiten kontrovers.
Rund um die Uhr und auch sonntags shoppen können, ohne dass Mitarbeiter an der Kasse sitzen müssen: Smart Stores - automatisierten Minimärkten ohne Personal - können eine Lösung sein. In Sachsen gibt es nach Angaben der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Heilbronn derzeit 13 Smart Stores, bundesweit 723. "Im Moment gibt es fast jeden Tag eine Neueröffnung", sagte Prof. Stephan Rüschen von der (DHBW).
Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur glaubt mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent), dass (mehr) verkaufsoffene Sonntage dem Einzelhandel wirtschaftlich helfen würden. Doch ist der Ruhetag vielen zumindest im übertragenen Sinne heilig.
Die Smart Stores lösten den Widerspruch auf, betonte Rüschen. Auf der einen Seite könne die im Grundgesetz verankerte Sonntagsruhe gewahrt werden. Auf der anderen hätten Menschen die Möglichkeit auch sonntags einzukaufen - was die Nahversorgung gerade im ländlichen Raum aufwerte.
Nahversorgung gesichert, Ort aufgewertet
Die DHBW hat in einer eigenen Erhebung Menschen befragt, die schon konkret Erfahrungen mit einem rund um die Uhr geöffneten Smart Store in ihrer Umgebung gemacht haben. Jeweils ein sehr großer Anteil von über 80, teils über 90 Prozent findet Rüschen zufolge, dass der Alltag durch die sogenannten unbemannten Nahversorger vereinfacht und ihr Ort dadurch aufgewertet werde. "Die Kunden sind sehr sehr happy, dass sie dieses Angebot haben."
Bequemlichkeit spiele hier eine größere Rolle als Sortiment und Preis. Gerade die Sonntagsöffnung schätzten viele, sagte der Handelsexperte. Wiederum lohne sich der Betrieb für die Unternehmen in der Regel ohne den Sonntag nicht. "Rund 30 Prozent des Umsatzes werden sonntags gemacht."
Kritik von Kirchen und Gewerkschaft
Hingegen lehnt die "Allianz für den freien Sonntag", ein Bündnis aus kirchlichen Organisationen und der Gewerkschaft Verdi, die Sonntagsöffnung ab. Smart Stores seien an der Kasse zwar automatisiert, benötigten aber auch sonntags Personal, etwa um Ware einzuräumen, zur Reinigung und Überwachung, hieß es. Zudem verzerre es den Wettbewerb, wenn andere Läden sonntags schließen müssten, und verdränge mittelständische Händler, Bäckereien und Metzgereien.
Rechtlich duldet Sachsen derzeit die digitalen Kleinstsupermärkte und prüft eine gesetzliche Grundlage, um Rechtssicherheit für die Betreiber und Kommunen zu ermöglichen.
- Nachrichtenagentur dpa