Kiedrich Kunstschatz kehrt heim: "Schönste Frau des Rheingaus"

Sie gilt als einer der größten Kunstschätze am Mittelrhein: die Kiedricher Doppelmadonna. Nach mehr als sechs Jahren als Leihgabe im Mainzer Dommuseum tritt die Marienfigur nun ihre Heimreise nach Kiedrich (Rheingau-Taunus-Kreis) an. Am Montag wurde die Doppelfigur im Museum sorgfältig verpackt in eine Kiste gestellt, mit Gymnastikbällen zusätzlich gestützt und transportfertig gemacht. An diesem Dienstag soll sie etwas rheinabwärts auf hessischer Seite wieder ausgepackt und an ihren angestammten Platz in der Michaelskapelle aufgestellt werden. "Sie hinterlässt in Mainz eine große Lücke", sagte die stellvertretende Direktorin des Mainzer Dommuseums, Anja Lempges.
Der Leuchter, der auf beiden Seiten eine nahezu identische Marienfigur zeigt, war vor mehr als sechs Jahren wegen Restaurierungsarbeiten in der Kapelle als Leihgabe für die Sonderausstellung "Schrei nach Gerechtigkeit" dem Dom- und Diözesanmuseum überlassen worden. "Die schönste Frau des Rheingaus kommt nach Mainz", hatte sich das Dommuseum damals gefreut. Der gut sechsjährige Aufenthalt der Doppelmadonna im Dommuseum war den Angaben zufolge das erste Mal nach 500 Jahren, dass sie Kiedrich verlassen hatte.
"Auch wenn uns der Abschied von dieser herausragenden Figur traurig macht, freuen wir uns zusammen mit der Gemeinde in Kiedrich, dass der Leuchter wieder an seinen angestammten Platz in der nun frisch restaurierten Michaelskapelle zurückkommt", erklärte Lempges. Doppelfiguren seien für die spätmittelalterliche Kunst nördlich der Alpen typisch gewesen. Die Gesichter der beiden Marienfiguren ließen mit ihrer Schönheit und der üppigen Lockenpracht an italienische Vorbilder denken.