Laden fĂŒhrt 1G-Regel ein â und kassiert Shitstorm
Genesen reicht nicht: Der Betreiber eines GeschĂ€fts bei Stuttgart lĂ€sst nur noch Menschen in seinen Copy-Shop, die geimpft sind. DafĂŒr erntet er jetzt einen Shitstorm â und zwar nicht nur im Netz.
Der Betreiber eines Copy-Shops in Backnang bei Stuttgart lĂ€sst nur noch Geimpfte in seinen Laden. Ein Schild vor dem GeschĂ€ft weist ausdrĂŒcklich darauf hin.
Dort ist zu lesen: "Hier kommen Sie nur rein, wenn Sie geimpft sind und Maske tragen. Da sich manche Menschen nicht an die bundesweite 2G-Regel halten wollen, sehe ich mich dazu genötigt." Scharfer Zusatz: "Sie hatten den ganzen Sommer Zeit."
Hintergrund der Aktion sei ein Vorfall vor etwa einer Woche gewesen, als jemand, der nicht gegen Corona geimpft gewesen sei, ohne Maske und Sicherheitsabstand das GeschÀft betreten habe, erzÀhlt die Frau des Ladenbetreibers.
Einzige Ausnahme: Die EinschrĂ€nkung fĂŒr Kunden gilt nicht fĂŒr den Teil des Ladens, der dem Brief- und Paketversand gewidmet ist und damit zur Grundversorgung gehört. Dort herrscht 3G.
Shitstorm gegen Ladenbetreiber bei Stuttgart
Im Internet sorgt die Entscheidung fĂŒr groĂen Unmut. In einer lokalen Facebookgruppe brach ein Shitstorm ĂŒber den 49-jĂ€hrigen Ladenbetreiber SĂŒleyman Higde herein. "Da ist wohl jemandem das Menschsein etwas kaputtgegangen", schreibt laut Bericht der "Stuttgarter Zeitung" jemand.
Das sei "genauso", als wĂŒrde Higde sagen, in sein GeschĂ€ft dĂŒrften keine AuslĂ€nder, meint ein anderer. Die Spaltung der Gesellschaft wird dem Ladenbetreiber ebenso vorgeworfen wie hanebĂŒchene Vergleiche mit der Nazizeit gezogen werden.
Ein Aufruf zur Gewalt â und ein echter Angriff
"Einer hat sogar dazu aufgerufen, mein Schaufenster einzuwerfen", zitiert die "Stuttgarter Zeitung" Higde. "Wissen die Leute nicht, dass sie damit eine Straftat begehen?"
Auf eine Anzeige habe er aber verzichtet. Es gebe ohnehin schon genug Ărger wegen des Schilds â und das bekomme er nicht nur online mit schlechten Google-Bewertungen und Hass auf Facebook zu spĂŒren. Higde: "Immer wieder zeigen mir Leute den Stinkefinger." Auch ein VorgĂ€ngerschild von dem, das nun vor dem Laden steht, sei bereits zerstört worden.
Allerdings: Es gebe auch Lob und Zuspruch. Und Hidge betont, seine Kundenzahl sei stabil, er lasse sich von den Attacken gegen ihn nicht unterkriegen. Wenn ihn jemand mit obszöner Geste begrĂŒĂe, dann zeige er eben zurĂŒck, sagte Higde der "Stuttgarter Zeitung".