Experten warnen Stromtarif-Wechselhelfer: Verbraucher müssen kritischer sein

Wechselhelfer versprechen niedrigere Energiepreise und weniger Aufwand für Verbraucher. Verbraucherschützer warnen jedoch vor versteckten Kosten.
Immer den günstigsten Strom- oder Gastarif, ohne dafür etwas zu tun? Das klingt verlockend. Doch Verbraucherschützer warnen nun vor sogenannten Tarifaufpassern, also Dienstleistern, die eigenständig zu günstigeren Angeboten wechseln und Kunden so laut eigener Aussage mehrere Hundert Euro im Jahr ersparen. Oft lesen Kunden das Kleingedruckte dieser spezialisierten Firmen nicht.
Rechtsanwalt Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen kritisiert die Intransparenz einzelner Wechselportale. Die Provision von Strom- und Gasversorgern für manche Tarifaufpasser sowie die Preisverhandlungen zwischen Versorgern und Wechselportalen "sind nicht leicht zu durchschauen".
Positiv sind beispielsweise Tarifoptimierer, die eine Provision vom Kunden erhalten, etwa eine prozentuale Beteiligung an der Ersparnis nach einem Tarifwechsel. Das spricht laut Lassek für ein "erhöhtes Maß an Unabhängigkeit des Vermittlers" und diene der Kostentransparenz.
Manche Wechselportale zahlen ihren Kunden dem Juristen der Verbraucherzentrale zufolge auch Boni oder bieten Sachwerte wie eine Bahncard 25 oder eine bestimmte Versicherung an. Bei solchen Zugaben gelte es zu prüfen, ob sie überhaupt gebraucht würden.
Mehrere Fragen vor der Unterschrift
Lassek empfiehlt, sich bei Energietarifen darüber im Klaren zu sein, "was Arbeitspreis, Verbrauch und Grundpreis ist". Vor der Unterschrift unter einen Wechselservice-Vertrag sollten Verbraucher herausfinden, wie oft ein Tarifwechsel sein soll, wie und wann sie darüber informiert werden und was der Service kostet. Fragen sollten sie sich auch, wie die Kündigungsfristen sind, welche Extraleistungen es womöglich gibt und ob der Tarifaufpasser alle für den Kunden interessanten Energielieferanten berücksichtigt.
Neben ihrem Energievertrag mit einem Versorger unterschreiben Verbraucher in diesen Fällen zusätzlich die Vereinbarungen mit einem Tarifoptimierer. "Man muss also tatsächlich zwei Verträge inklusive deren Kleingedrucktes im Auge behalten", betont Rechtsanwalt Lassek. Ein wichtiges Stichwort laute Datenschutz: Somit würden auch persönliche Daten an gleich zwei Unternehmen weitergegeben.
Zwei Waagschalen: Ersparnis und Kosten
Der Anwalt der Verbraucherzentrale Hessen resümiert, Kunden von Tarifaufpassern könnten neben Geld auch Zeit sparen, verpassten keine Kündigungsfristen und hätten womöglich nur einen Wechselansprechpartner für mehrere Energieverträge etwa bei Gas, Wärme und Strom.
Doch gelte es auch, die Kosten der Wechselportale gegen die finanzielle Ersparnis abzuwägen: "Die zu zahlenden Entgelte sind nicht immer gleich ersichtlich und die monatlichen Kündigungs- und Serviceentgelte können schnell einen beachtlichen Teil der Ersparnis auffressen."
Hinzu kommt noch, dass die Tarifwechsler nur funktionieren, wenn alles online abgewickelt wird. Tarifangebote, die der Kunde über den Postweg oder telefonisch erhält, werden bei der Dienstleistung nicht erfasst und fallen somit aus der Prüfung.
- Nachrichtenagentur dpa
- test.de "Wechselservice im Test"