Im Betlehem-Krankenhaus 13 Mitarbeiter nach Krätze-Ausbruch freigestellt

Nach einem Krätze-Ausbruch müssen 13 Mitarbeiter des Betlehem-Krankenhauses zu Hause bleiben. Die Station wird jetzt wieder geöffnet.
Wegen eines Krätze-Ausbruchs (Scabies) ist am Dienstag eine Station des Betlehem-Krankenhauses in Stolberg vorübergehend geschlossen worden. Inzwischen ist die Station wieder geöffnet. "Es hat hier auch keine Patientengefährdung gegeben", sagt Heike Eisenmenger, Sprecherin des Betlehem-Gesundheitszentrums. Es seien lediglich 13 Mitarbeiter aus Sicherheitsgründen freigestellt worden. Dadurch konnte die Station zwischenzeitlich nicht mehr betrieben werden. "Dass wir so viele Mitarbeiter freistellen, ist aber auch für uns ungewöhnlich", sagt sie.
Auslöser für die Freistellung der Pflegekräfte, war ein Patient, bei dem die ansteckende und meldepflichtige Erkrankung zunächst nicht erkannt wurde. Der Patient habe an einer schweren Form der Krätze gelitten, die eine intensivere Behandlung erforderte. Dass die Krankheit nicht direkt erkannt werde, könne vorkommen, sagt Eisenmenger. Denn sie sei nicht mit bloßem Auge sichtbar.
Die versteckten Scabies-Milben verursachen den Juckreiz
Die Scabies-Parasiten würden unter die Haut kriechen und nur hervorkommen, um sich zu paaren und zu koten. Und dieser Kot verursache den für die Krankheit typischen Juckreiz. Um die Krankheit festzustellen, müsse ein Dermatologe mit einem speziellen Gerät nach den Kanälen suchen, in denen die Krätzemilben sitzen. Erschwerend komme hinzu, dass die Symptome erst zwei bis fünf Wochen nach Infektion auftreten. So könne es immer wieder vorkommen, dass eine infizierte Person in ein Krankenhaus komme, ohne dass ihre Erkrankung bei Aufnahme bekannt sei.
Gerade bei älteren Menschen, die mehrfach erkrankt seien und zum Teil auch andere Hautkrankheiten hätten, würde man aber auch nicht immer sofort an Krätze denken. Auch etwa eine Schilddrüsenerkrankung könne einen starken Juckreiz auslösen "Wir müssen trotzdem immer wachsam sein", sagt Eisenmenger.
Patienten, die hochinfektiös seien, müssten eigentlich immer isoliert werden. "Das ist auch Alltag im Krankenhaus." Auch die Pflegekräfte müssten sich dann entsprechend absichern. Handschuhe und Desinfektionsmittel würden als Schutz nicht reichen für den intensiven Hautkontakt, den die Pflege-Mitarbeiter teilweise mit den Patienten hätten. Für eine Übertragung der Krankheit brauche es mindestens zehn Minuten Hautkontakt, ein einfaches Handschütteln würde Kontaktpersonen eher nicht gefährden, sagt Eisenmenger.
Seit 2018 gibt es wieder mehr Krätze-Fälle in Deutschland
Dass sich nun die Pflegekräfte zum Teil infiziert hätten, zeige auch, wie intensiv der Pflegekontakt sei. Alle 13 Mitarbeiter, die Kontakt zu dem infizierten Patienten hatten, seien aus Sicherheitsgründen 48 Stunden freigestellt worden. Gesetzlich vorgesehen sind 24 Stunden.
Einige von ihnen waren tatsächlich infiziert, andere wurden prophylaktisch freigestellt. Um gegen die Milben vorzugehen, werde bei leichteren Fällen eine spezielle Lotion aufgetragen, die einwirken müsse. Partner und Familie infizierter Personen müssten zudem immer mitbehandelt werden. "Wir gehen hier immer auf Nummer sicher", sagt Eisenmenger.
Krankheit hat nichts mit Unsauberkeit zu tun
Krätze-Erkrankungen seien in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und auch Kindergärten nichts Ungewöhnliches, erklärt sie. Seit 2018 tritt die Krankheit sogar wieder vermehrt in Deutschland auf. "Aber es wird nicht oft darüber geredet. Es ist wie mit Läusen: Die Leute denken, es hätte etwas mit Unsauberkeit zu tun und verschweigen es." Doch das sei "Unsinn".
Bei der Bewertung der Krankheit schwinge auch immer viel Unwissenheit mit. Die Leute würden bei Krätze-Patienten oft an Drogensüchtige und Obdachlose denken. "Die Krankheit wird oft in die Schmuddelecke gestellt", sagt Eisenmenger. Dabei könne es jeden treffen: Menschen mit einem schlechten Immunsystem, ältere Menschen, Menschen mit Demenz, aber auch Kindergarten-Kinder mit viel Hautkontakt und Pflegekräfte.
- Anfrage beim Betlehem-Gesundheitszentrum