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Tauben in Bremen: Darum ist Bürokratie für so viel Tierleid verantwortlich


Tierschutzbeauftragte mit Ansage
Streitthema Stadttauben: "Der Mensch ist für ihr Elend verantwortlich"

Von t-online, stk

12.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Nahaufnahme einer Ringeltaube (Archivfoto): Viele Tiere sterben, weil sich Städte und Kommunen nicht einig werden, kritisiert Bremens Tierschutzbeauftragte.Vergrößern des BildesNahaufnahme einer Ringeltaube (Archivfoto): Viele Tiere sterben, weil sich Städte und Kommunen nicht einig werden, kritisiert Bremens Tierschutzbeauftragte. (Quelle: Jakub Mrocek/IMAGO)
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Die einen hassen sie, die anderen lieben sie: Tauben sind aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Dabei geht es ihnen schlecht, kritisieren Tierschützer.

Kaum ein Tier polarisiert so sehr wie die Stadttaube. Sie werden gepflegt und versorgt, andere tun alles, damit die Tiere verschwinden. Das hat gravierende Folgen für die Vögel, kritisiert Bremens Tierschutzbeauftragte, Prof. Dr. Sibylle Wenzel. Sie sagt: "Stadttauben führen in den allermeisten Städten in Deutschland ein erbarmungswürdiges Leben, für das wir Menschen verantwortlich sind."

Zum Tag der Taube am Dienstag, 13. Juni, will sie deshalb mit Mythen und Vorurteilen gegenüber der Vogelart aufräumen. Zudem stellt die Tierschutzbeauftragte konkrete Forderungen auf, wie Mensch und Taube zukünftig mit- statt gegeneinander leben könnten.

Wenzel argumentiert, Wildtauben seien vom Menschen seit Jahrtausenden für ihre Zwecke gezüchtet worden. Wichtig war demnach früher, dass die Tauben "enorme Standorttreue" aufwiesen, sich rasant vermehrten und ein friedfertiges Wesen mit wenig Scheu verbanden. All das werde ihnen heute "zum bitteren Verhängnis".

Taubenabwehr mit meist tödlichen Folgen

Dass Tauben einen einmal auserkorenen Brutplatz auch künftig nutzen, wird insbesondere für die Jungtiere häufig zur tödlichen Falle. Während sogenannte Taubenspikes für Alttiere meist kein Hindernis darstellen, bedeuten die Stacheln für die Küken meist den sicheren Tod, sagt Wenzel. Anders als ihre Eltern würden sie in der Regel von den feinen Dornen aufgespießt und dadurch getötet. Netze versperrten ihnen zudem ihren Weg hinaus. Entweder würden die Tiere dann elendig verhungern oder an Erschöpfung sterben, weil sie sich in den Netzen verfangen.

Was vielen scheinbar kaum bewusst ist: Viele der angebrachten Tierabwehrmaßnahmen seien laut Wenzel verboten. Sie widersprächen den Grundsätzen des Tierschutzgesetzes, das vorgibt, dass Tiere weder Leid noch Schmerzen erfahren dürften. Doch genau das passiere bei "vielen kommerziell erhältlichen Taubenabwehrsystemen".

Tauben vermehren sich "rasant"

Stadttauben hätten im Laufe ihrer Domestikation darüber hinaus ihre Bruthygiene verloren, hat Wenzel beobachtet. Auch das habe tödliche Folgen für Jungtiere. Da viele Küken noch im Nest sterben, Tauben jedoch Eier auch auf verweste Küken legten, sei der Tod der nachfolgenden Generation quasi vorprogrammiert. Wenzel nennt das ein "hygienisches Desaster".

Trotz aller Gefahren vermehren sich Tauben im städtischen Gebiet laut der Tierschutzbeauftragten "rasant." Zahlen des Naturschutzbundes zeigen: In ganz Deutschland geht man von mindestens 2,6 Millionen Ringeltauben-Brutpaaren aus, in der Spitze seien aber auch rund 3,1 Millionen Brutpaare möglich. Eine genaue Zählung sei kaum möglich.

Hinzukommen weitere, weniger verbreitete Taubenarten im urbanen Raum: Neben der gemeinen Straßentaube, deren Bestand auf etwa 310.000 Brutpaare geschätzt wird, leben Hohltauben (bis zu 82.000 Brutpaare), Türkentauben (bis zu 205.000 Brutpaare) und Turteltauben (bis zu 45.000 Paare) in deutschen Städten.

Trotz des Bewusstseins für die Problematik ist eine Lösung nicht in Sicht. Der Grund dafür ist laut Wenzel ein einfacher wie kaum zu lösender: Bürokratie. Seit Jahren streiten sich laut der Tierschutzbeauftragten Kommunen und Städte, wer die Kosten für tierschutzkonforme Lösungen übernimmt. Während die einen sagen, Tauben seien herrenlose Haustiere, sagen die anderen, Tauben seien verwilderte Haustiere. Abhängig von der Einstufung sind letztlich die beiden Instanzen zuständig.

Für Wenzel mache die Einstufung keinen Unterschied, denn das Resultat sei das gleiche: "Grundsätzlich ist es aus Sicht des Tierschutzes völlig unerheblich, wie ein Tier eingestuft wird und es spielt keine Rolle, ob es ein herrenloses oder verwildertes Haustier ist. Fakt ist, dass die Tauben in vielen deutschen Städten ein Leben in unerträglichem Elend führen, für das entweder der Taubenzüchter oder eben wir gesamtgesellschaftlich verantwortlich sind."

Verwendete Quellen
  • senatspressestelle.bremen.de: Mitteilung der Landestierschutzbeauftragten vom 12. Juni
  • nabu.de: Tauben im Vergleich
  • Eigene Recherche
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