"Außergewöhnlicher Moment" Graböffnung in Jever: Liegt hier eine legendäre Regentin?

Die friesische Stadt Jever umtreibt seit Jahrhunderten eine Frage: Liegt die Herrscherin Fräulein Maria von Jever unter dem Edo-Wiemken-Denkmal begraben? Nun gibt es zumindest Hinweise.
Am 5. September 1500 kam Maria von Jever auf die Welt. Sie wurde zur Regentin und zählt bis heute zu einer der bedeutendsten Person der Stadt Jever. Doch eine Frage blieb: Wo wurde sie nach ihrem Tod im Jahre 1575 begraben? Wegen fehlender Beweise halten sich in der Region bis heute Legenden um den Verbleib der Leiche. Der Antwort ist man nun ein Stück näher gekommen.
Am vergangenen Donnerstag hat das Staatliche Baumanagement Region Nord-West die vermutete Grabstätte von Fräulein Maria von Jever geöffnet. Sie war seit 140 Jahren verschlossen und befindet sich unter dem Edo-Wiemken-Denkmal in der Stadtkirche von Jever. Die Graböffnung erfolgte im Rahmen der Sanierung des Denkmals. Es gilt als "bedeutendes Zeugnis niederländischer Renaissancekunst", teilt das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften mit.
Möglicherweise folgen weitere Untersuchungen
Tatsächlich wurden im Inneren der Gruft Reste von Särgen und menschliche Gebeine gefunden. Eine Entscheidung, ob weitere archäologische oder anthropologische Untersuchungen folgen, steht noch aus.
"Die Graböffnung ist ein außergewöhnlicher Moment, der Denkmalschutz, Bauwesen und Geschichtsforschung zusammenbringt", sagte Sönke Gebken, Regionalstellenleiter beim Staatlichen Baumanagement Region Nord-West.
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Für alle Menschen in Friesland sei Maria von Jever eine bedeutende Persönlichkeit gewesen, so Professorin Dr. Antje Sander, Leiterin des Schlossmuseums Jever. "Das Grabmal, das sie für ihren Vater und ihre Familie geschaffen hat, ist ein herausragendes Kunstwerk von nationalem Rang."
Die Graböffnung gehört zu einem umfassenden Sanierungsprojekt des Edo-Wiemken-Denkmals in vier Bauabschnitten. Das Denkmal sei aufgrund von Rissen in den Alabasterfiguren, bröckelndem Holz und Absackungen über der Krypta dringend sanierungsbedürftig, teilt das Schlossmuseum Jever mit.
Die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde bietet jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat kostenlose Führungen durch die Stadtkirche an, bei dem auch das Edo-Wiemken-Denkmal zu sehen ist. Auch Sonderführungen sind nach Vereinbarung möglich.
Jever eignet sich für einen Kurztrip ab Bremen. Die beiden Städte sind etwa 100 Kilometer voneinander entfernt. Die Autofahrt dauert zwischen einer und 1,5 Stunden.
Ein Besuch des Schlossmuseums bietet sich bei einem Aufenthalt in Jever ebenfalls an. Es ist montags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Dort gibt es unter anderem eine Dauerausstellung, die einen Überblick über die Geschichte der Herrschaft Jever zeigt.
- schlossmuseum.de: Pressemitteilung: Graböffnung Fräulein Maria
- Mitteilung des Nds. Landesamt für Bau und Liegenschaften (per Mail)
- stadt-jever.de: Führung: Stadtkirche und Edo-Wiemken-Denkmal
- schlossmuseum.de: Schloss & Museum
- Eigene Recherche