Einsatz an der Nordsee Hilfe fürs Watt: Retter entwickeln Spezial-Schlitten

Wenn Menschen drohen, im Watt zu ertrinken, muss es schnell gehen. Retter setzen an der Nordsee auf neue Technik – mit Wurzeln, die viele Jahre zurückreichen.
Am Jadebusen bei Dangast setzt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) auf eine ungewöhnliche Rettungstechnik: Mit einem eigens entwickelten Schlickschlitten wollen die Retter Menschen helfen, die im Watt feststecken. "Das ist hier für uns das passende Rettungsmittel", sagt DLRG-Sprecher Nikolas Nacke. Denn der Untergrund verändere sich durch die Gezeiten ständig – an manchen Stellen sei er "wie Treibsand", so Nacke.
Ganz neu ist die Idee nicht: "Das Grundkonzept gibt es schon seit Hunderten Jahren", sagt DLRG-Mitglied Tim Schütte. Früher nutzten Fischer Holzschlitten, um Netze im Watt aufzustellen. Heute sind solche Fahrzeuge kaum noch zu finden.
Ortsgruppe entwickelt Schlitten neu – mit Carbon
Deshalb hat die Ortsgruppe Varel gemeinsam mit einem Ingenieurbüro einen modernen Schlickschlitten entwickelt – aus Glasfaserkunststoff und Carbon, etwas länger und breiter als die historischen Modelle. So können sie auch Verletzte liegend auf einer Trage transportieren.
Rund 8.000 Euro kostet so ein Schlitten, finanziert wird er über Spenden. Der Schlitten ist leicht genug, um schnell übers Watt zu gleiten, aber stabil genug, um nicht einzusinken. Über klappbare Reifen wird er vom Rettungsschuppen bis an den Strand gezogen. Damit sind die Retter deutlich flexibler.
Vermisster Mann und Hund stoßen Entwicklung an
"Früher sind wir einfach reingelaufen, nur mit Neoprenanzug und dem Nötigsten", sagt Schütte. Ein großer Rettungseinsatz im Jahr 2018, als ein Mann seinem Hund kilometerweit ins Watt folgte, habe die Entwicklung angestoßen.
Inzwischen hat die DLRG im Landkreis Friesland fünf dieser Schlitten stationiert, unter anderem in Dangast und Schillig. Regelmäßig üben die Retter damit – immer zu zweit, um einander abzusichern. Sogar Drohnen kommen dabei zum Einsatz. Für eine echte Menschenrettung wurde der Schlitten bislang noch nicht gebraucht.
Dennoch schauen schon andere Küstenorte und das Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz interessiert auf die Technik. "Die Kollegen waren überzeugt", sagt Nacke. Gut möglich, dass bald noch mehr Schlickschlitten an der deutschen Nordseeküste zum Einsatz kommen.
- Nachrichtenagentur dpa
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