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"Helden des Monats": Erfurter Sportler in der Krise – "Es ist ein Marathon"


"Helden des Monats"
Erfurter Sportler in der Krise: "Es ist ein Marathon"

  • Anne-Sophie Schakat
InterviewVon Anne-Sophie Schakat

03.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Birgit Pelke vom Stadtsportbund Erfurt: Bereits seit 20 Jahren engagiert sie sich als ehrenamtliche Vorsitzende des Dachverbands der Erfurter Sportvereine.Vergrößern des Bildes
Birgit Pelke vom Stadtsportbund Erfurt: Bereits seit 20 Jahren engagiert sie sich als ehrenamtliche Vorsitzende des Dachverbands der Erfurter Sportvereine. (Quelle: Stadtverwaltung Erfurt)

Zehntausende Mitglieder treiben in Erfurter Vereinen regelmäßig zusammen Sport. Das war vor Corona: Die Krise hat den Sportbetrieb in Erfurt hart getroffen – trotzdem lassen sich die Sportler nicht unterkriegen.

Seit Monaten befindet sich der Erfurter Sportbetrieb im Lockdown. Besonders im Breitensport haben Vereine mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen: Trainings- und Wettkampfbetrieb fallen weg, Mitglieder wandern ab und noch ist unklar, ob öffentliche Hilfen die finanziellen Verluste der Vereine abfedern können.

Dennoch lassen sich die Ehrenamtlichen in der Erfurter Sportfamilie nicht unterkriegen, weiß Birgit Pelke. Sie ist seit 20 Jahren ehrenamtliche Vorsitzende des Stadtsportbundes Erfurt und nimmt stellvertretend für alle sportlichen Ehrenämtler von der Stadt Erfurt die Ehrung der "Helden des Monats" entgegen. Im März ist sie auf den insgesamt elf digitalen Werbetafeln der Firma Ströer in Erfurt zu sehen. "Ich möchte all unseren 32.000 Mitgliedern Danke sagen", erklärt sie im Interview mit t-online.

t-online: Frau Pelke, worum kümmert sich der Stadtsportbund in Erfurt?

Der Stadtsportbund Erfurt ist der Dachverband der Erfurter Sportvereine. Wir haben über 30.000 Mitglieder in 280 Vereinen und unterstützen bei verschiedensten Organisationsfragen. Wir bieten unter anderem diverse Weiterbildungskurse an, helfen bei der Erstellung der Mitgliederbestandserhebung und sorgen dafür, dass die Hilfen der öffentlichen Stellen etwa hinsichtlich der Ehrenamtsunterstützung bei den Vereinen ankommen. An unsere hauptamtliche Geschäftsstelle kann sich der sportliche Ehrenamtliche in Erfurt mit allen möglichen Problemen wenden.

Sportvereine sind für viele Kinder und Erwachsene Orte des sozialen Miteinanders. Das fällt wegen der Corona-Beschränkungen nun weitestgehend weg. Wie ist die Stimmung unter den Erfurter Sportlern?

Die Situation ist sehr schwierig. Der Sport wird immer wieder als die größte Bürgerbewegung im Land bezeichnet – nicht nur in Thüringen, sondern bundesweit. Wir haben in Erfurt eine ganz tolle Vielfalt an allen möglichen Sportbereichen und -arten. Dabei ist das Sporttreiben die eine Sache, ganz wichtig ist aber auch das Gemeinschaftsgefühl. Gerade Kindern, die etwa durch Homeschooling ohnehin viel daheimsitzen, fehlt das Sporttreiben im Verein. Aber auch ältere Menschen leiden sehr unter der Einsamkeit und der fehlenden Bewegung.

Wie trifft die Pandemie die städtischen Sportvereine?

Infolge der Corona-Beschränkungen ist ein Mitgliederrückgang definitiv zu spüren. Wir haben bisher rund 2.600 Mitglieder verloren. Vor allem viele Kinder und Jugendliche, aber auch ältere Menschen sind aus den Vereinen ausgetreten, weil zurzeit einfach die Möglichkeiten, sich zu begegnen und Sport zu treiben, fehlen.

Viele haben auch kein Verständnis für die Unterscheidung zwischen dem Profi- und dem Breitensport. Dann kommt es zu Diskussionen: "Warum darf die erste Bundesliga spielen und wir nicht, obwohl auch wir Hygienekonzepte haben?", fragen sich viele.

Um die finanzielle Belastung für die Vereine abzufangen, haben wir uns als Dachverband dafür eingesetzt, dass die öffentlichen Hilfen etwa vonseiten der Stadtverwaltung Erfurt früher gezahlt werden und die Vereine auch wirklich erreichen. Ob damit jedoch alle Ausfälle kompensiert werden können, kann ich aktuell noch nicht sagen. Das muss die Zukunft zeigen. Sicherlich werden wir uns für zusätzliche Vereinsförderung einsetzen.

Finden Sie die aktuellen Corona-Beschränkungen im Sportbereich berechtigt?

Nein, das kann ich nicht nachvollziehen. Es gab zum Beispiel Zeiten, in denen Kitas noch geöffnet, der Breitensport aber schon verboten war. Ob eine Gruppe von 20 Kindern unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen gemeinsam im Kindergarten spielt oder in einer Halle Sport treibt, macht für mich keinen Unterschied. Auch die verschiedenen Vorgaben für den Leistungs- und Breitensport sind für mich – genauso wie für viele unserer Mitglieder – schwer zu verstehen. Gerade unter Beachtung der sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben, die Sportvereine auch erfüllen, halte ich das für einen Fehler. Dennoch lassen sich die Sportler in Erfurt nicht so leicht unterkriegen. Die aktuelle Krise ist eben kein Hundert-Meter-Sprint, sondern ein Marathon.

Wie blicken Sie auf die kommenden Monate? Was wünschen Sie sich?

Die Erfurter, die sich im sportlichen Ehrenamt engagieren, haben sich in den vergangenen Monaten sehr bemüht, die Nähe zueinander zu halten und den Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin stolz auf die Vielfältigkeit und den Einsatz der vielen Ehrenamtlichen im Sportbereich und hoffe, dass das alles auch in Zukunft erhalten bleibt.

Ich wünsche mir, dass wir so schnell wie möglich zu einem "Alltag" zurückkehren können, in dem Sport wieder zur Normalität gehört. Dass die Mitgliedereinbrüche nicht noch größer werden und wir schnell wieder miteinander Sport treiben dürfen. Die Menschen brauchen einander und das nicht nur über die Bildschirme.

Vielen Dank für das Gespräch!

Disclaimer: Das Nachrichtenportal t-online.de ist ein Angebot der Ströer Content Group, in deren Zusammenarbeit die Aktion entstanden ist.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Birgit Pelke
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