Trotz Unwetter am Sonntag Große Punkrock-Sause beim Ruhrpott Rodeo

Mit der Erfolgsformel "Sommer, Sonne, Punkrock" will das beliebte Punk-Festival Ruhrpott Rodeo nahe Essen punkten. Doch der dritte Festivaltag fällt komplett ins (Regen-)Wasser.
Mit der Rapperin Nura holte der Ruhrpott-Rodeo-Veranstalter einen seiner beliebten "Ausreißer" ins Programm: Nura sang mit zahlreichen Kraftausdrücken Geschichten aus ihrem "Bongzimmer" oder von "Ich hab kein Feuerzeug". Dabei disste sie lautstark die Männer am Bühnenrand, die aufhören sollten, sie mit dem Handy zu filmen. Es folgte eine Rock’n’Roll-Show der Extraklasse mit dem Vintage-Rock der Hellacopters – mittendrin sogar eine kleine Hommage an die nordirischen Punks von Stiff Little Fingers, als Gitarrist Nicke Andersson kurz deren Song "Alternative Ulster" anstimmte.
Mit den Worten: "Wie schön es doch ist, einmal hier in Alex Schwers’ Wohnzimmer zu spielen", begrüßte Donots-Sänger Ingo Knollmann die Festival-Besucher – und bezog sich damit auf den Konzertveranstalter Alex Schwers, der 2007 das Festival gründete, damals noch im Amphitheater in Gelsenkirchen. Seit 2008 hat das Festival seine feste Heimat auf dem Gelände am Flughafen Schwarze Heide, zwischen Hünxe und Bottrop-Kirchhellen. Die Donots hatten das Publikum mit dem ersten Song "Auf sie mit Gebrüll" direkt im Griff.
Tag zwei stand im Zeichen vieler Punklegenden. Während man bei den Undertones Toten- Hosen-Bassist Andi vergnügt im Publikum sah, traf man etwas später Comedian Bastian Bielendorfer bei Cock Sparrer: "Punkrock war der Soundtrack in meinem Kinderzimmer", sagte er zu t-online und erzählte, wie sehr er sich im Vorfeld auf seine Lieblinge Lagwagon gefreut hatte. Aufgrund eines langen Staus auf der Autobahn konnte er jedoch nur noch die letzten vier Songs sehen.
Toilette wird zur Garderobe
Ein weiterer Höhepunkt des Tages war der Auftritt der britischen Altpunks The Damned. Ihr Gitarrist Captain Sensible ist in England ein Verfechter der Bewegung "Bring Back British Rail" – er ist gegen die Privatisierung des Bahnverkehrs und interessiert sich für Alternativen im Ausland. Auf der Bühne spielten Sensible und The Damned Punkrock-Hits wie "Love Song", "Eloise" oder "Neat Neat Neat".
Ein weiteres Highlight war der Auftritt der Berliner Stoner-Rocker Kadavar, die kürzlich mit "I Just Want To Be A Sound" veröffentlicht hat. Ihr Set dauert gute 50 Minuten und mit großen Bärten, Hüten und bunten Hemden wirken sie wie eine Horde Pferdediebe in einem Spaghetti-Western.
Die Publikumsmagneten am Samstag waren nacheinander Antilopen Gang, Slime und die Sex Pistols. Antilopen Gang hatten mit dem Song "Ruhrpott Rodeo" dem Festival sogar eine eigene Hymne gewidmet, die sie in Hünxe live uraufführten. Kurz darauf trat Danger Dan von der Antilopen Gang nochmals als Gastsänger bei Slime auf, die gerade ihren Klassiker "Deutschland muss sterben" spielten. Am Schlagzeug: Veranstalter Alex Schwers, der mit viel Energie ein beachtliches Set ablieferte.
"Holidays in The Sun" ertrinken im Platzregen
Kurz bevor die Sex Pistols um 23 Uhr die Bühne betraten, fing es platzartig über das Gelände zu regnen. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Frank Carter, der als Sänger für Johnny Rotten eingesprungen war, entpuppte sich als vitaler Performer – er sprang und hechtete über die Bühne und wagte später sogar den Sprung ins Publikum. Songs wie "Holidays in the Sun" oder "Pretty Vacant" saßen perfekt – Carters Gesang erinnerte stellenweise an Billy Idol.
Am Sonntag, dem dritten Festivaltag, regnete es nahezu durchgehend. Bei Danko Jones oder The Exploited leerten sich die Besucherreihen – viele der rund 12.000 Gäste traten vorzeitig die Heimreise an. Die Stimmung blieb dennoch herzlich: "Es ist hier eine Art Klassentreffen, das macht es so besonders", sagt Reinhard "Schlaffke" Wolff von der Band Schließmuskel, der zu den Stammgästen des Festivals gehört.
- Reporter vor Ort
- Kurz-Interviews in Hünxe mit Bastian Bielendorfer, Captain Sensible und Reinhard Wolff