"Nordstadt braut!" Neue Biersorte will Hannover erobern
Die Genossenschaftsbrauerei "Nordstadt braut!" legt mit einer neuen Sorte nach. Droht den etablierten hannoverschen Biermarken bald echte Konkurrenz?
Neben bekannten hannoverschen Biermarken wie dem "Herrenhäuser" und "Gilde" hat sich in den vergangenen Jahren ein Neuling unter das lokale Biersortiment der niedersächsischen Landeshauptstadt gemischt: "Nordstadt braut!" prangt auf den Etiketten der 0,33-Liter-Flaschen, die seit Gründung der Genossenschaftsbrauerei Supermarkt- und Kiosk-Regale in Hannover und Umgebung erobert haben. Bereits vor einigen Wochen ist mit dem "Rotbier Eins" eine neue Sorte hinzugekommen – und erfreut sich offenbar großer Beliebtheit. Doch bald sind die Chargen vergriffen – Anlass genug, eine neue aufzulegen. In leicht veränderter Rezeptur.
"Die meisten Flaschen gingen an unsere Anteilseigner und bald ist die letzte Palette weg", sagt Jens Bolm von der Biergenossenschaft, die 2017 gegründet wurde. Mittlerweile halten 520 Genossen insgesamt 600 Anteile.
Die Corona-Pandemie habe dem jungen Projekt jedoch arg zugesetzt: Viele Gaststätten waren lange geschlossen, konnten das Bier nicht mehr abnehmen. Doch inzwischen läuft die Bier-Lokomotive aus Hannovers Nordstadt wieder an. "Wir haben einige regionale Abnehmer", sagt Bolm. Neben dem freitäglichen Verkauf am Lager am Engelbosteler Damm in der Nordstadt werden einige Sorten auch in mehreren Supermärkten und Kiosken in der Region Hannover verkauft.
Was steckt im "Rotbier Eins?"
"Das 'Rotbier Eins'" ist im Grunde auch erst mal nur der Arbeitstitel", sagt Bolm über die Flasche, die mit dunkelrotem Bier mit dem für untergärige Biersorten typisch malzigen und doch äußerst fruchtigen Geschmack gefüllt ist, wie t-online testen durfte.
Die neue Sorte folgt auf "Hellga", ein helles Bier, das auf seinem Aufdruck klar Position für die LGBTQ+-Bewegung bezieht. Das gibt es bereits seit dem Brauereigeburtstagsfest im vergangenen Jahr.
Dass die Genossen kreativ und findig sind, haben sie während der Corona-Krise bewiesen: Um das lagernde Pilsener noch zu verwerten, haben sie es zusammen mit der Lister Destille Obstbrennerei in einen edlen Tropfen verwandelt. Die Auflage ist aufgrund der damaligen Umstände allerdings limitiert. Für 60 Euro lässt sich der Bierbrand erstehen.
Genossenschaft setzt auf kreatives Marketing
Anders die Stammmarke, das "30167 Pils": Die wird neben weiteren Sorten wegen ihrer hohen Auflage in einer Brauerei in Altenau im Harz auf Rezept der hannoverschen Genossenschaft abgefüllt. "Da ist das Harzer Quellwasser natürlich ein Qualitätsmerkmal", so Bolm. Tatsächlich schmeckt das "30167 Pils", namentlich eine Anspielung auf die Postleitzahl der Nordstadt, angenehm frisch und fruchtig. Allerdings auch erheblich malziger als die in Hannover üblichen Biersorten. Man schmeckt, dass die Genossen sich mit ihrem Bier selbst einen Gefallen tun wollten, als sie die Sorte 2017 als erste auf den Markt brachten.
Auch die Sorten "Haltenhopf II" und der "Kopernikuss" werden regelmäßig aus dem Harz geliefert. Beim "Haltenhopf II" handelt es sich um ein Märzen, das, wie der Name vermuten lässt, mit drei Hopfensorten spielt, aber deutlich fruchtiger schmeckt. Der "Kopernikuss" dagegen gleicht eher einem Alster, allerdings mit Rhabarber-Geschmack. Der Ein-Drittel-Anteil Rhababar-Limonade verringert den Alkohol-Anteil, macht es so zu einem erfrischenden Frühlingsgetränk.
Fernes Ziel: Die eigene Brauerei
Doch wie funktioniert eine Brauereigenossenschaft eigentlich? "Von den rund 500 Mitgliedern sind zehn Prozent aktiv", sagt Bolm. In verschiedenen Arbeitsgruppen würden verschiedene Aufgaben übernommen: "Manche testen Rezepte, andere organisieren den Lagerverkauf, andere bringen ihre Fähigkeiten im Marketing ein", so Bolm weiter.
Und die Zukunft der Brauerei? "Wir hoffen, dass noch mehr Menschen Genossenschaftsanteile kaufen", sagt Bolm. Ziel: "Die eigene Brauerei", sagt Bolm. Doch die liegt noch in weiter Ferne: "Momentan ist das trotz der großen Rückendeckung und der ersten großen Abnehmer leider nicht realistisch – doch wer weiß, wie es in fünf Jahren aussieht."
- Gespräch mit Jens Bolm von "Nordstadt Braut!"
- Test der verschiedenen Sorten
- nordstadt-braut.de: Website von "Nordstadt Braut!"