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Karlsruhe: Wie "Das Fest" gegen den Müll kämpft


Nachhaltigkeit auf dem Festival
Wie "Das Fest" gegen den Müll kämpft

Von Ariane Lindemann

Aktualisiert am 18.07.2019Lesedauer: 3 Min.
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Das Fest 2018 in Karlsruhe: Auch dieses Jahr werden wieder viele Musikacts, wie hier im Jahr 2018 der Sänger Jim Kerr von der Band Simple Minds, erwartet.Vergrößern des Bildes
Das Fest 2018 in Karlsruhe: Auch dieses Jahr werden wieder viele Musikacts, wie hier im Jahr 2018 der Sänger Jim Kerr von der Band Simple Minds, erwartet. (Quelle: imago-images-bilder)

Musik, Kultur und jede Menge Spaß: Bei "Das Fest“ in Karlsruhe wird die Günther-Klotz-Anlage drei Tage lang zum Festivalgelände umfunktioniert. Von Freitag bis Sonntag werden dort über 200.000 Besucher erwartet.

Großveranstaltungen wie "Das Fest" sind eine Herausforderung für Entsorgungsbetriebe, denn sie erfordern ein optimales Müllkonzept, das auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. t-online.de-Autorin Ariane Lindemann wollte im Interview von Sebastian Wahl, Koordinator für Nachhaltigkeit bei "Das Fest" und bei der Karlsruher Marketing und Event GmbH, wissen, wie grün die 35. Ausgabe des Festivals in Karlsruhe ist.

t-online.de: Wenn die Fans weg sind, bleibt der Müll. Ist der "Mount Klotz" nach zehn Tagen ein Müllberg?

Sebastian Wahl: Überhaupt nicht. Zum einen bringen unsere Besucher schon sehr wenig mit, was als Müll auf dem Gelände liegen bleiben könnte und zum anderen wird die Günther-Klotz-Anlage täglich von einer fachkundigen Crew gereinigt, wobei der meiste Müll per Hand eingesammelt werden muss.

Wie viel Müll kommt auf dem Festival insgesamt zusammen?

Letztes Jahr fielen knapp zehn Tonnen Restmüll an. Im Vergleich zu den Vorjahren hatten wir die Müllmenge damit halbiert.

Gibt es ein spezielles Müllkonzept für "Das Fest"?

Die Themen Müll und Entsorgung, Nachhaltigkeit und Umwelt stehen bei uns schon lange vor dem Festival im Fokus. Gemeinsam mit dem Amt für Abfallwirtschaft entwickeln wir unser Abfallkonzept immer weiter, das die optimale ökologische Entsorgung auf dem Festivalgelände gewährleistet. In Sachen Nachhaltigkeit nehmen wir eine Vorbildfunktion ein und beraten auch andere Festivals.

Was beinhaltet das Konzept zur Müllentsorgung?

Seit Beginn des Festivals wird der Müll während der Auf- und Abbauphase in Wertstoffe und Restmüll und am Festivalwochenende noch nach Speiseresten getrennt. Unser Pfandsystem für Geschirr, Becher und Flaschen an den Ständen macht eine sachgemäße Mülltrennung möglich. Der Umweltbeauftragte des Festivals optimiert in jedem Jahr die Positionierung der Mülltonnen, um die Müllbelastung so gering wie möglich zu halten.

Mülltrennung auf einem Festival? Halten sich die Besucher daran?

Ja, das funktioniert sehr gut. Vor einigen Jahren wurde die "Festival-Tonne" mit orangefarbenem Deckel eingeführt. In diese kommen verschmutztes Papier, Pappe und Kunststoffverpackungen. An den Essensständen stehen Biotonnen mit grünem Deckel und Tonnen für Speisereste.


Wie sieht das Nachhaltigkeitskonzept aus?

Auf dem gesamten Gelände gilt eine umfassende Pfandregelung bei der Ausgabe von Verzehr-Behältnissen. Speisen werden auf Tellern aus Zuckerrohrfasern – einem Restwertstoff der Zuckerindustrie – serviert. Papierservietten und Tischtuchrollen werden aus reiner Cellulose hergestellt, chlorfrei gebleicht nach EN Norm 648. Die Kaltgetränke werden in PLA-Bechern ausgeschenkt. PLA besteht zu 100 Prozent aus schnell nachwachsenden Pflanzenrohstoffen.

Und wie können Sie garantieren, dass Ihre Richtlinien auch eingehalten werden?

Wir haben eine Umweltkaution eingeführt, die die Standbetreiber nur dann zurück erhalten, wenn der Umweltbeauftragte den Standplatz nach Festivalende in einwandfreiem Zustand vorfindet. Zusätzlich werden die Stände der Essensanbieter von speziellen Gastrosupervisoren betreut. Sie helfen, die Maßnahmen einzuhalten.

Wie sieht es in Sachen Stromverbrauch aus? Da kommt ja einiges an Kilowattstunden zusammen.

Seit mehreren Jahren setzen wir komplett auf Naturstrom der Stadtwerke Karlsruhe. Dieser Strom wird zu 100 Prozent in Wasserkraftanlagen erzeugt – ganz ohne klimaschädliche CO2-Emissionen. Bei der Stromversorgung der Hauptbühne ist man je nach Anforderung der Bühnenshow auf eine zusätzliche Unterstützung von Dieselaggregaten angewiesen. Die Stromversorgung in der Günther-Klotz-Anlage ist sehr begrenzt und bedarf einer strengen Kontrolle und aufwändigen Logistik. Sponsoren und externe Standbetreiber müssen daher im Vorfeld ihren Strombedarf angeben.

Thema Wasserverbrauch und Abwasserentsorgung: Wie wird hier eingespart?

Unsere Handwaschtanks sind mit Druckspülern ausgestattet, um Wasserverschwendung zu vermeiden. Bei der Helferschulung wird immer darauf hingewiesen, dass mit Wasser sehr sparsam umgegangen werden soll. Das Abwasser gelangt über die Kanalisation direkt ins Klärwerk und kann so nicht in den Boden gelangen.

Wenn von Nachhaltigkeit die Rede ist, geht es ja immer auch ums Essen. Sind Currywurst und Pommes noch zeitgemäß?

Currywurst und Pommes sind sehr beliebt und von einem Festival nicht wegzudenken. Es gibt aber auch ein reichhaltiges Angebot an veganen und vegetarischen Speisen. 21 Prozent der Essensstände haben ein rein vegetarisches und sechs Prozent ein rein veganes Angebot. Auch glutenfreie und laktosefreie Angebote erweitern das Portfolio. Über 65 Prozent der Food-Anbieter stammen aus der unmittelbaren Region und verarbeiten auch zum Großteil regionale Produkte.

Und was können die Besucher selbst für die Nachhaltigkeit tun?

Wenn jeder seinen Müll in die Behälter, sein Geschirr zur Pfandstelle bringt und nichts auf dem Gelände zurücklässt, ist das schon die halbe Miete. Auch informieren wir über unsere Webseite, über Programmhefte und über Facebook, wie die Besucher umweltfreundlich anreisen können.

Vielen Dank für das Gespräch!

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