Anwohner löschten Brände selbst Krawalle auf der Eisenbahnstraße: Warum es so eskalieren konnte

Im Leipziger Osten ist es am Dienstagabend zu Ausschreitungen gekommen. Erst nach Stunden hatte die Polizei die Lage unter Kontrolle. Woran lag das?
Zunächst versammelte sich am Dienstagabend gegen 18 Uhr eine mittlere zweistellige Zahl von Personen auf dem Torgauer Platz in Leipzig, wie die Polizei am Montag mitteilte. Die Personen, die zum Teil der linksextremen Szene angehören, solidarisierten sich mit der Aktion mit den Hausbesetzern der Initiative "Leipzig besetzen".
Die Versammlung lief zunächst friedlich ab. Gegen 20 Uhr wuchs die Menschenmenge jedoch an. Bilder und Videos zeigen, dass die Stimmung aufgeheizt war. Brennbares Material, wie Mülltonnen, Möbel und Holzgegenstände, wurde auf die Straße getragen und abgefackelt. Auch Pyrotechnik wurde gezündet.
Polizei konnte erst nach Stunden eingreifen
Zudem wurden die Polizisten mit Gegenständen beworfen. Die Beamten versuchten, weitere Einsatzkräfte hinzuzuziehen, was zunächst nicht gelang, da diese nicht sofort zur Verfügung standen, so die Polizei Leipzig. Erste Versuche, mit weniger Beamten einzugreifen, scheiterten nach Angaben eines Reporters vor Ort.
Nach einem Bericht der "Sächsischen" habe die Polizei zunächst nur die Eisenbahnstraße abgesperrt und sei mit einem Polizeihubschrauber über den Stadtteil Volkmarsdorf geflogen. Dann habe man auf weitere Einsatzkräfte gewartet. Ein Reporter vor Ort berichtete, dass aufgebrachte Anwohner und die Randalierer aneinandergeraten seien, um zu verhindern, dass ihre eigenen Mülltonnen angezündet würden. Die Anwohner hätten die Brände teilweise selbst gelöscht.
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Räumung erst um Mitternacht
Gegen Mitternacht seien mit Unterstützung der Polizei Sachsen-Anhalt genügend Einsatzkräfte zusammengekommen, um die Barrikaden zu räumen, heißt es in der Polizeimitteilung. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden keine Personen verletzt. Der Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und des Hausfriedensbruchs aufgenommen.
Leipzigs Polizeipräsident René Demmler kann den Ärger der Bürger über den verspäteten Polizeieinsatz nachvollziehen. "Wir standen vor der Herausforderung, genügend Einsatzkräfte aufgrund der vorherrschenden Situation zeitnah zu akquirieren und parallel in diesem Zeitraum weitere etwa 100 angefallene Einsätze im Stadtgebiet sowie in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen zu bewältigen", hieß es zur Erklärung in der Polizeimeldung.
- polizei.sachsen.de: Meldung der Polizei vom 27. Juni 2023
- Reporter vor Ort
- sächsische.de: "Krawalle auf Eisenbahnstraße in Leipzig: Polizei greift erst nach Stunden ein"