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Gil Ofarim: Hotelmanager berichtet von Drohung – "Kollegen haben geweint"


Aussage im Ofarim-Prozess
"Die Kollegen haben geweint, es war dramatisch"

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 07.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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German-Israeli singer Gil Ofarim appears in the courtroom on the day of his trial on false accusation charge at the regional court in LeipzigVergrößern des Bildes
Gil Ofarim im Gerichtssaal: Er hörte der Aussage des Nebenklägers aufmerksam zu. (Quelle: ANNEGRET HILSE)

Ein Hotelmanager habe ihn herausgeworfen, weil er Jude ist – das sagte Gil Ofarim im Oktober 2021, und deshalb ist er nun selbst vor Gericht. Dort begründet der Manager den Rauswurf ganz anders.

Am ersten Verhandlungstag im Prozess gegen Gil Ofarim hat der Hotelmanager als Zeuge ausgesagt, dem Ofarim eine antisemitische Äußerung vorwirft. Er tritt im Prozess als Nebenkläger auf. Der Mann schilderte den mehr als zwei Jahre zurückliegenden Vorfall aus seiner Sicht und berichtete von erheblichen Auswirkungen, die Ofarims Anschuldigungen auf ihn gehabt hätten.

In seiner Aussage zeichnete der Hotelmanager ein Bild von Ofarim als aufgebrachten Gast. Am Abend des 4. Oktober 2021 sei das Gerät ausgefallen, mit dem die Zimmerkarten codiert werden. Man habe auf ein Notfallsystem zurückgreifen müssen, weshalb es zu längeren Schlangen beim Check-in gekommen sei. Aus der Schlange seien zwei Stammgäste des Hotels auf ihn zugekommen und hätten um ihre Zimmerkarten gebeten, da für sie alles hinterlegt sei. Diesem Wunsch sei er nachgekommen, so der 35-Jährige.

Kurze Zeit später sei "der Angeklagte", wie er Ofarim fast durchgehend nennt, "wild gestikulierend und mit dem Finger auf mich zeigend" auf ihn zugekommen. Ofarim habe gefragt, was das Hotel für ein "Scheißladen" sei und dem Hotelmanager vorgeworfen, andere Gäste zu bevorzugen. Anschließend habe er gesagt, dass er der Welt erklären wolle, was das Hotel für ein "Scheißladen" sei und dass das viral gehen werde.

"Bedrohung gegen das Hotel"

Dies habe er als "Bedrohung gegen das Hotel" wahrgenommen, da man negative Internetbewertungen "nicht unterschätzen" solle, so der Nebenkläger. Er habe aber nicht gewusst, wer Ofarim sei oder was für eine Reichweite dieser habe. Um der drohenden schlechten Bewertung entgegenzuwirken, habe er Ofarim den Meldezettel weggezogen und gesagt, dass dieser dann nicht Gast im Hotel sein könne. Er habe angekündigt, vom Hausrecht Gebrauch machen zu wollen, wenn Ofarim sich nicht entschuldige. Dieses Vorgehen hatte einer von Ofarims Anwälten in einem Eingangsstatement am Vormittag als "völlig unplausibel" bezeichnet. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ofarim habe sich nicht entschuldigt und schließlich das Hotel verlassen. Am nächsten Tag veröffentlichte der Musiker ein Instagram-Video, das er noch am Abend vor dem Hotel aufgenommen hatte. Darin warf er dem Hotelmanager vor, ihn wegen seiner Davidsternkette, die er um den Hals trug, schlechter behandelt zu haben. Erst wenn er die Kette abnehme, dürfe er einchecken, habe der Hotelmanager zu ihm gesagt, so Ofarim.

"Als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen"

Das Video habe ihm eine Kollegin geschickt, sagte der Nebenkläger aus. "Ich war entsetzt, was da behauptet wurde. Das war, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen", sagte er. Er habe Nachrichten von Bekannten bekommen. Diese seien aber nicht anklagend gewesen. "Die kennen mich und wussten, das passte nicht", so der Hotelmanager. Auch im Hotel sei die Situation angespannt gewesen. "Unvorstellbar dieser Druck, die Kollegen haben geweint, es war dramatisch, es war wirklich schlimm."

Das Video Ofarims habe für ihn enorme Auswirkungen gehabt. Per Mail habe er noch am selben Tag eine Morddrohung erhalten. Auf Anraten seines Chefs sei er erstmal ein paar Tage an einem geheimen Ort untergetaucht. Bis heute sei er in psychologischer Behandlung und leide unter Schlaflosigkeit und Nervosität. Er habe kein Klingelschild mehr an seiner Wohnung und trage bei der Arbeit kein Namensschild.

Ofarim bestreitet die Vorwürfe

Der Angeklagte Gil Ofarim verfolgte die Aussagen des Hotelmanagers aufmerksam. Immer wieder machte er sich Notizen. Ofarim selbst sagte am ersten Prozesstag noch nicht aus. Das Eingangsstatement seines Verteidigers machte jedoch klar, dass er weiter abstreitet, sich den antisemitischen Vorfall ausgedacht zu haben.

Die Vernehmung des Hotelmanagers wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann richten Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Fragen an den Mann. Gil Ofarim steht unter anderem wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung vor Gericht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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