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Mainz: Frauennotruf geht gegen Fernseh-Datingshow auf "Joyn" vor


Sexismus im TV
Mainzer Frauennotruf geht gegen Fernseh-Datingshow vor

Von t-online, cf

19.06.2020Lesedauer: 2 Min.
Die 14 Kandidatinnen und "Junior" und "Senior" der Datingshow "M.O.M.":Seit Anfang Mai läuft die Sendung beim Streamingportal "Joyn".Vergrößern des BildesDie 14 Kandidatinnen und "Junior" und "Senior" der Datingshow "M.O.M.":Seit Anfang Mai läuft die Sendung beim Streamingportal "Joyn". (Quelle: Benedikt Müller/obs/Joyn)
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Der Mainzer Frauennotruf kritisiert die Fernsehsendung "M.O.M. – Milf oder Missy" – und kann gemeinsam mit anderen Kritikern einen Erfolg verbuchen. Doch das reicht dem Verein noch nicht.

Der Mainzer Frauennotruf hat in einem offenen Brief die Datingshow "M.O.M. – Milf oder Missy" der Streaming-Plattform "Joyn" von ProSiebenSat1 kritisiert und die Absetzung des Formats gefordert.

Das Konzept der Sendung: Ein 28-jähriger "Junior" und ein 57-Jähriger "Senior" lernen 14 Frauen zwischen 24 und 46 Jahren kennen. Die Teilnehmerinnen sind eingeteilt in jung und alt, oder eben in "Missy" und "Milf". "Milf" steht dabei für die Abkürzung "Mom I'd like to fuck" (übersetzt: Mutter, die ich gerne ficken würde).

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"Wir kritisieren das zugrunde liegende Konzept, welches Frauen in zwei Kategorien aufteilt und sie auf körperliche Attraktivität und zu Lustobjekten in den Augen der Männer reduziert", sagt Marla Kuhn vom Mainzer Verein gegenüber t-online.de. "Milf und Missy entsprechen Kategorien aus der Porno-Industrie." Doch nicht nur "Milf" sei eine fragwürdige Bezeichnung. Auch "Missy", was man als "kleines Fräulein" übersetzen könnte, sei für die Bezeichnung erwachsener Frauen herabwürdigend und infantilisierend, so der Frauennotruf.

"Diese klare Herabwürdigung der Frauen zum reinen Lustobjekt wird auch durch die neutralen Bezeichnungen der männlichen Kandidaten als Junior und Senior nochmal verdeutlicht", heißt es weiter. Solch ein Frauenbild sei laut Kuhn schädlich und sogar gefährlich, "da es Männern suggeriert, Frauen seien zu ihrem Vergnügen da und objektifizierbar." Schlimmstenfalls könne dadurch die Hemmschwelle zu sexualisierter Übergriffigkeit herabgesetzt werden.

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Auch die begleitende Werbekampagne, bei der die Frauen als "was Altes" oder "was Junges" bezeichnet wurden, erregte die Gemüter. Aber nicht nur in Mainz, sondern auch bundesweit: 111 Beschwerden sind beim Werberat eingegangen, berichtet das Medienportal "DWDL.de". Und auch eine Online-Petition gegen das Format wurde gestartet, die mehr als 6.000 Unterstützer fand.

Im Gespräch mit der "SZ" reagierte die Plattform "Joyn" auf die Kritik. Eigentlich habe man Rollenklischees aufbrechen wollen. "Wir verstehen aber, dass der Begriff 'Milf' und die Plakatkampagne für das Format ohne diesen Kontext irreführend sein kann", hieß es vom Sender gegenüber der Zeitung. So wurde der Titel der Show geändert, er lautet jetzt nur noch "M.O.M". Die Folgen sollen neu vertont und das "Milf" aus den Kommentaren gestrichen werden. Außerdem wurden Plakate, die das Wort "Milf" zeigten, entfernt beziehungsweise verändert. In Mainz seien sogar alle Plakate durch Initiative von Eva Weickart, Leiterin des Frauenbüros, entfernt worden.

"Das Konzept ist nach wie vor sexistisch"

Das Einlenken des Senders sei laut Mainzer Frauennotruf erfreulich. Allerdings greife das noch zu kurz, "da das Grundkonzept der Sendung nach wie vor sexistisch ist und weiterhin ausgestrahlt wird."

Der Mainzer Frauennotruf unterstützt und berät Frauen und Mädchen ab 14 Jahren, die sexualisierte Gewalt erlebt oder erfahren haben sowie Bezugspersonen und Fachkräfte. Im vergangenen Jahr haben knapp 400 Personen die Angebote des Vereins wahrgenommen. In den vergangenen Monaten verzeichnete der Frauennotruf einen Rückgang an Neuanfragen wegen der Kontaktbeschränkungen. Nun gebe es laut Kuhn aber wieder einen Anstieg an Beratungen.

Verwendete Quellen
  • Mailverkehr mit Marla Kuhn vom Frauennotruf Mainz e.V.
  • Pressemitteilung der Frauennotrufs Mainz'
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