Stuttgart: Junge Liberale fordern Gleichberechtigung bei Friseurpreisen

Gleiche Preise für Männer und Frauen: Das ist eine Forderung der Jungen Liberalen in Stuttgart. Sie sehen darin Diskriminierung.

Die Nachwuchsorganisation der FDP in Baden-Württemberg fordert, dass Männer und Frauen beim Friseur nicht länger unterschiedliche Preise bezahlen müssen. Denn die aktuelle Differenz, bei der Frauen deutlich mehr als Männer bezahlen müssen, sei nichts anderes als Diskriminierung.

Das wollen die Jungen Liberalen ändern. Und zwar mit einem neuen Gesetz. In einem Antrag, der der "Bild"-Zeitung vorliegt, heißt es: "Wir Jungen Liberalen Baden-Württemberg fordern ein explizites Gesetz, das die Bepreisung von Dienstleistungen aufgrund des Geschlechts verbietet."

Auch die eventuellen Verstöße sollen laut Forderung von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes geahndet werden. Aber die jungen Politiker gehen noch weiter: Sie wollen laut dem Bericht erreichen, dass die Einteilung nach Geschlechtern beim Friseur aufgehoben wird. Einen Herrenfriseur würde es dann nicht mehr geben.

Friseure halten Vorschlag für nicht umsetzbar

Friseure kritisieren in der "Bild" den Vorstoß: Uwe Volz, Obermeister der Friseur-Innung Stuttgart-Ludwigsburg, hält gleiche Preise für Irrsinn. "Frauen haben längere Haare, fürs Waschen und Schneiden braucht man in der Regel eine dreiviertel Stunde." Männerfriseuren hingegen nähmen deutlich weniger Zeit in Anspruch. "Jeder Salon muss sauber kalkulieren", so Friseurmeister Andreas Ramp in dem Bericht. Und da sei Zeit pro Kunde entscheidend – und nicht die Gender-Gerechtigkeit.

Was für viele noch undenkbar ist, ist in Stuttgart im Bilir Salon Privé schon längst Praxis. Bei Gesellschafterin Annette Bilir und ihrer Angestellten Renata Marijanovic zahlen Frauen und Männer gleich viel.

"Wir haben uns gefragt, warum wir im Salon noch immer unterschiedliche Preise von Männern und Frauen verlangen", sagt Marijanovic in Gespräch mit den "Stuttgarter Nachrichten". "Dabei haben Haare kein Geschlecht, nur eine Länge", so Bilir.

Die beiden haben deshalb ihr Preismode umgestaltet: Männer zahlen genauso viel wie Frauen. Konkret heißt das: 80 statt bisher 55 Euro – es wird nach Arbeitszeit abgerechnet. Die 80 Euro entsprechen der Leistung einer Stunde.