LKA Baden-Württemberg druckt Verschwörungs-Wimmelbild: Mehr als 60 Mythen

Von Reichsflugscheiben und "Hitler lebt" über "Q33NY" und den großen Austausch bis zu flacher Erde – und Antifa. Was hat es mit diesem Bild auf sich?

Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat zum diesjährigen bundesweiten Tag der Zivilcourage ein großes Wimmelbild herausgebracht. Darauf versteckt sind laut Mitteilung vom Dienstag mehr als 60 "verschwörungsrelevante Hinweise und mögliche Radikalisierungsanzeichen".

"In Krisenzeiten haben Verschwörungsmythen Hochkonjunktur", schreibt das in Stuttgart ansässige LKA dazu. "Menschen wollen dem Gefühl des vermeintlichen Kontrollverlusts entkommen und sehnen sich nach Entlastung durch einfache Erklärungsansätze. Verschwörungsmythen stellen in der aktuellen Zeit daher eine große Bedrohung für unser gesellschaftliches Zusammenleben dar und schlagen eine Brücke in extremistische Szenen."

LKA Baden-Württemberg: Adolf Hitler und Krokodile in Kanälen

Über der Wimmelbild-Szenerie schwebt ein Ufo. "Verschwörungsgläubige behaupten, Adolf Hitler würde noch leben", notiert das LKA in den Fußnoten der per QR-Code erreichbaren Wimmelbild-Auflösung. Manche seien der Überzeugung, Hitler sei von sogenannten Reichsflugscheiben abgeholt worden und würde in Neuschwabenland in der Antarktis leben.

Auch die "flache Erde", die wie die "hohle Erde" tatsächlich immer noch Anhänger hat, kommt auf dem Bild vor. Ebenso unpolitische Mythen wie die Erzählung vom Yeti oder die urbane Legende, in großstädtischen Abwasserkanälen lebten aus Zoos entkommene Krokodile.

Die antisemitische Lüge von Flug "Q33NY"

Die meisten auf dem Bild zitierten Legenden sind allerdings politischer Natur. Wie die antisemitische Lüge von der angeblichen Flugnummer "Q33NY": Einer der am 11. September 2001 entführten und ins World Trade Center gesteuerten Flüge habe diese Buchstaben- und Zahlenkennung gehabt, wollten damals Spammer Glauben machen.

Wenn man den Code in der Schriftart "Windings" eingibt, erhält man folgende Symbolfolge: ein Flugzeug, zwei Türme, einen Totenkopf und einen Davidstern. Obwohl nachweislich keiner der Flüge am 11. September die Flugnummer "Q33NY" trug, glauben immer noch einige daran.

LKA: "'Die Antifa' gibt es nicht"

Der angebliche "große Austausch" wird auf dem Wimmelbild durch einen Umzugswagen dargestellt, auf dem "Grand replacement" steht. "Die Verschwörungsgläubigen behaupten, dass durch geplante Einwanderung die westliche Mehrheitsbevölkerung durch Menschen anderer Herkunft und Hautfarbe ausgetauscht werden soll", heißt es dazu auf der Auflösungsseite des Landeskriminalamts.

Neben Hinweisen auf diese und andere Verschwörungsmythen hat das LKA auch noch "mögliche Radikalisierungsanzeichen aus den Phänomenbereichen der politisch motivierten Kriminalität" gepackt. Zum Beispiel die bei Pegida-Demos verbreitete Wirmer-Flagge mit dem schwarz-goldenen Kreuz auf rotem Grund. Aber auch: eine rote und eine schwarze Fahne nebeneinander in einem Kreis – das Symbol der 1932 ausgerufenen "Antifaschistischen Aktion". Hierzu schreibt das LKA: "'Die Antifa' gibt es aber nicht." Antifaschistische Gruppen und Strömungen würden heute von der gesellschaftlichen Mitte bis zum Linksextremismus reichen.