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Iron Maiden in Berlin: Heavy Metal mit Ü60 – geht das noch?


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Iron Maiden in Berlin
Heavy Metal mit Ü60 – geht das noch?


05.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Bruce Dickinson: Der Sänger von Iron Maiden lässt bei den Konzerten nichts anbrennen.Vergrößern des Bildes
Bruce Dickinson: Der Sänger von Iron Maiden lässt bei den Konzerten nichts anbrennen. (Quelle: IMAGO / Gonzales Photo)
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Die Heavy-Metal-Institution Iron Maiden feiert auf der aktuellen Tour seine 40-jährige Karriere. Doch werden die alten Herren ihres Ruhmes noch gerecht?

2018 gastierte die "Legacy of the Beast"-Tour zuletzt in Deutschland. Damals spielte die Band ein Best-of-Set, welches sich durch das künstlerische Schaffen seit dem selbst betitelten Debüt von 1980 schlängelte. Der Plan von Bassist und Bandchef Steve Harris war dann eigentlich, die erfolgreiche Welttour fortzusetzen. 2020 standen weitere Termine in Deutschland an. Was folgte, ist allgemein bekannt.

Nun, zwei Jahre später als gedacht, sind Iron Maiden wieder in Berlin. Mit dabei haben sie nicht nur das 2021 veröffentlichte Album "Senjutsu", sondern auch die Supportacts Lord of the Lost und Airbourne. Erstere müssen dank der "22 Uhr ist hier Ende wegen Lärmschutz"-Politik der Waldbühne so früh ran, dass viele Menschen – ich eingeschlossen – die Gruppe verpassen.

Bei Airbourne bin ich dann aber platziert. Was mich zumindest auf der Platte bei den Australiern stets gestört hat, sind die mehr als eindeutigen Verweise in Richtung AC/DC. "Eindeutige Verweise" soll meinen: Klingt 1:1 wie die ganz alten Sachen von Malcom Young und seiner Band. Was auf der Heimanlage Zeitverschwendung ist, funktioniert live jedoch ganz passabel. Das Quartett ist gut aufgelegt, das Berliner Publikum noch besser. Erste kleine Moshpits entstehen. Der eine oder andere Song wird sogar lautstark mitgesungen. Der sich durch nahezu alle Lieder ziehende Stampfbeat geht gut ins Bein, lässt die 45-Minuten-Show aber teilweise auch ein bisschen monoton wirken.

Iron Maiden: Neue Show, neue Songs, gleicher Elan

Wie Abwechslung geht, zeigen Iron Maiden. Statt einfach die gleiche Setlist zu spielen, wie beim letzten Halt in der Hauptstadt, macht schon der veränderte Bühnenaufbau deutlich: Hier bekommt man Neues geboten. Statt vor den Gemäuern einer Kathedrale spielt die Band in asiatisch angehauchten Requisiten und greift somit das Leitmotiv des aktuellen Albums auf.

Iron Maiden spielen noch weitere Konzerte in Deutschland. So treten die Engländer am 9. in Stuttgart, am 20. in Bremen und am 26. Juli in Frankfurt auf.

Von diesem spielen die Briten die ersten drei Songs. Und man muss sagen: "Senjutsu" war schon als Albumopener ein bisschen zu schleppend, live wird dieser Eindruck noch verstärkt. Es ist ein schöner Song, keine Frage. Die Performance der Musiker ist mehr als gut, aber mit einer Länge von zehn Minuten und deutlich zu wenig BPM startet die Metal-Ikone so nicht ganz ideal ins Set. Hier hätte direkt ein knackiger Klassiker folgen müssen, aber es folgen zwei weitere neue Nummern.

Dann wechselt man zum altbekannten Kathedralen-Hintergrund und zu alten Gassenhauern. Mit "Revelations" und "Blood Brothers" wählt die Gruppe aber wieder zwei eher progressivere Stücke, die an anderer Position im Set sicherlich besser funktioniert hätten. Doch ab dem sechsten Song kommt endlich Fahrt für den restlichen Verlauf auf. "The Sign of the Cross", "Flight of Icarus", "The Number of the Beast", "Hallowed Be Thy Name" oder die Live-Hymne "Fear of the Dark" folgen und das Publikum rastet aus.

Iron Maiden trotzen dem Älterwerden

Die sechs Musiker sind in Form. Gitarrist Adrian Smith wirkt cool wie eh und je, Jannik Gerrs hampelt noch immer so agil herum, als wären die letzten 30 Jahre nicht vergangen und Bassist Steve Harris rennt auf der Bühne einige Kilometer ab. Einzig Gitarrist Dave Murray wirkt etwas hüftsteif. Der 65-Jährige nimmt sogar während eines Stücks auf einer Box Platz und kann nicht mehr jeden Ton seiner Soli auf dem Griffbrett treffen.

Auch Sänger Bruce Dickinson kommt mit seiner Stimme, die für viele Metal-Anhänger stets als eine der besten der Szene gilt, nicht immer ganz so hoch. In mancher Passage fehlt der nötige Druck. Gleichzeitig ist der 63-Jährige fit wie ein Turnschuh, springt über die Bühne, spielt mit seinen Requisiten und versteht es noch immer, das Publikum zu animieren.

Dennoch: Der Barde verschwindet immer wieder hinter den opulenten Bühnenaufbauten. Vielleicht mal zum Aufatmen, oft aber auch schlicht für einen Kostümwechsel. In den knapp zwei Stunden Show wirft sich die Sirene unzählige Mäntel, Umhänge, Uniformen oder Masken über. Dadurch wirkt diese aktuelle Tour ein bisschen mehr wie ein Musical als frühere Konzertreisen. Stört das? Nicht immer. Muss es sein? Nicht unbedingt.

Aber Iron Maiden haben schon immer viel Show gemacht. All die auflodernden Flammen, die verschiedenen Backdrops, das wandelnde Maskottchen Eddie, die bunten Lichter oder die Spitfire, die bei "Aces High" von der Bühne baumelt, beweisen das eindrucksvoll. Und ja, im Grunde braucht ein Maiden-Auftritt all diese Gimmicks nicht, um die 20.000 Headbanger in der restlos ausverkauften Waldbühne glücklich zu machen. Aber sie zu haben, lässt wohl jeden noch einmal zum Teenie werden, der Iron Maiden gerade für sich entdeckt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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