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Stuttgart: Kritik an Teilnahme von Klimaleugnern an Uni-Veranstaltung


Fachtagung zur Energiewende
Kritik an Teilnahme von Klimawandel-Leugnern an Uni-Veranstaltung

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Von Michael Ströbel

Aktualisiert am 19.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Fritz Vahrenholt und Björn Lomborg (Archiv/Collage): Beide sollen bei einer Fachtagung der Universität Stuttgart auftreten. Im Netz sorgt das für Kritik.Vergrößern des Bildes
Fritz Vahrenholt und Björn Lomborg (Archiv/Collage): Die beiden Wissenschaftler nehmen in Stuttgart an einer Fachtagung zur Energiewende teil. (Quelle: Future Image/Agencia EFE/imago images)

Die Universität Stuttgart veranstaltet eine Fachtagung zur Energiewende – und lädt dazu ausgerechnet zwei Klimawandel-Leugner ein. Das sorgt für heftige Kritik.

Mit der Fachtagung unter dem Titel "20 Jahre Energiewende – Wissenschaftler ziehen Bilanz" will die Universität Stuttgart am Freitag und Samstag eine interdisziplinäre Bilanz ziehen. Dass dazu ausgerechnet zwei Leugner des wissenschaftlichen Konsenses über den menschengemachten Klimawandel eingeladen wurden, sorgt im Internet für teils heftige Kritik.

Ein Nutzer äußerte den Verdacht, dass Professor André Thess die Zusammensetzung bewusst gewählt habe, weil das seiner Agenda entspreche.

Thess hat an der Universität Stuttgart einen Lehrstuhl für Energiespeicherung inne und hatte zu der Tagung eingeladen. Auf die Kritik hat er bisher nicht direkt reagiert. Allerdings verwies er mit mehreren Beiträgen auf die Redefreiheit in der Wissenschaft.

Professor der Uni Stuttgart verweist auf Redefreiheit

Hauptsächlich dreht sich die Kritik um die eingeladenen Wissenschaftler Björn Lomborg und Fritz Varenholt. Lomborg tritt schon seit Längerem als Mahner vor der "Klima-Obsession" auf, wie er es erst vor wenigen Wochen in einem Gastbeitrag in der "Welt" nannte. Sein Vorwurf: Sie lasse den Westen andere Gefahren zu wenig beachten. Damit meint er zum Beispiel die Bedrohung durch Russland. Der Text ist Ende April entstanden – also nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine.

Auch in einem Beitrag auf der Webseite "climatefeedback.org" wird Lomborg scharf kritisiert. Gleich zwölf Wissenschaftler nehmen seinen Gastbeitrag im "Wall Street Journal" auseinander. Das Fazit: Der Artikel informiere falsch und betreibe "Cherry-picking" – also Rosinenpickerei von Fakten, die zur eigenen These passten, ohne Fakten mit gegenteiligen Aussagen zu berücksichtigen. In einem Beitrag widmete sich 2019 der Watchblog "bildblog.de" den klimaleugnerischen Aussagen des Dänen.

Ein Twitter-Nutzer wirft dem dänischen Politikwissenschaftler Lomborg lügnerische Rhetorik vor und stellt Thess die Frage, ob er keine Ahnung habe, wer diese Leute seien, oder er "absichtlich Betrüger und Wissenschaftsleugner" einlade.

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Vahrenholt und Lomborg im Zentrum der Kritik

Nicht minder eindeutig fällt die Kritik an der Einladung von Fritz Vahrenholt aus. Vahrenholt ist studierter Chemiker, war in den 90er Jahren Umweltsenator in Hamburg und anschließend für diverse Energiekonzerne tätig. Er ist in der Öffentlichkeit bekannt dafür, die wissenschaftlichen Ergebnisse der Klimaforschung abzustreiten. Vor allem deshalb trennte sich die Deutsche Wildtier Stiftung 2019 von ihm als Vorstand.

So heißt es in der entsprechenden Mitteilung: "Die Deutsche Wildtier Stiftung und ihr Vorstand Prof. Dr. Fritz Vahrenholt sind aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen über die Positionierung der Stiftung in der aktuellen klimapolitischen Diskussion übereingekommen, ihre Zusammenarbeit zu beenden."

Auch der Wissenschaftsjournalist Volker Mrasek wirft Vahrenholt in einem Beitrag des Deutschlandfunks "Bashing der etablierten Klimawissenschaft" vor. Zudem behauptete Vahrenholt in seinem Buch "Die kalte Sonne", die Sonne habe einen größeren Einfluss auf die aktuelle Erderwärmung als Kohlendioxid-Emissionen.

"Wer Vahrenholt, der der mehrfachen Lüge überführt wurde, einlädt, zeigt, dass ihn naturwissenschaftliche Fakten nicht interessieren und einfach mal wieder 'false balance' pflegen möchte", lautet die deutliche Meinung von "@HolzelWolf" auf Twitter.

Nun streiten weder Fritz Vahrenholt noch Björn Lomborg den Einfluss der Menschen auf die Erderwärmung völlig ab. Als Klimaleugner werden allerdings auch solche Personen verstanden, die "den wissenschaftlichen Konsens über den menschengemachten Klimawandel dagegen in Abrede stellen" (Zitat SWR).

Vahrenholt wie auch Lomborg gehören nach dieser Definition also dazu, weil sie den Einfluss des Menschen kleiner machen, als von diesem in der breiten Wissenschaft übereinstimmend angenommen wird. Daher auch die Kritik der vielen Twitter-Nutzer.

Anmerkung der Redaktion: Wir haben den Artikel am 19. Juli 2022 hinsichtlich der Begrifflichkeit "Klimaleugner" aktualisiert und konkretisiert. Außerdem wurden weitere Quellen ergänzt und in den Text integriert. Die ursprüngliche Fassung des Artikels wurde am 7. Juli 2022 veröffentlicht.

Verwendete Quellen
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