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Klassische Optik, toller Sound: Wenn man ein Motorrad als Oldtimer kauft


Klassische Optik und toller Sound
Wenn man ein Motorrad als Oldtimer kauft

Von dpa
Aktualisiert am 12.05.2021Lesedauer: 4 Min.
"Wasserbüffel": Diesen Spitznamen bekam die Suzuki GT 750 aus den 1970ern wegen ihres großvolumigen, wassergekühlten Zweitaktmotors, der schon aus dem Drehzahlkeller gut anschob.Vergrößern des Bildes"Wasserbüffel": Diesen Spitznamen bekam die Suzuki GT 750 aus den 1970ern wegen ihres großvolumigen, wassergekühlten Zweitaktmotors, der schon aus dem Drehzahlkeller gut anschob. (Quelle: Suzuki/dpa-tmn./dpa)
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Köln (dpa/tmn) - Bollernder Einzylinder oder säuselnder Vierzylinder. Dazu viel Chrom und wenig Kunststoff. Historische Motorräder besitzen heute noch durchaus ihren Reiz. Doch so schön das alte Blech aussieht, ganz problemlos fahren die wenigsten zweirädrigen Oldies.

Und auch sonst gibt es einiges zu beachten. Thorsten Rechtien empfiehlt, zur Besichtigung einen Experten mitzunehmen, der sich mit dem Modell oder mit klassischen Maschinen auskennt. Für den Sachverständigen beim Tüv Rheinland zählt der Gesamteindruck, also in welchem Zustand sich die Maschine befindet: "Flugrost oder kleine Rostflecken sind nicht schlimm, ein verzogener Rahmen, ein defekter Motor oder fehlende Teile hingegen schon."

Lieber keine Totalumbauten?

Typische Schwachstellen haben historische Zweiräder nicht, dafür können bei langer Standzeit Defekte an Vergaser, Reifen, Rädern, Bremsen und im Tank entstehen. Im Gegensatz zu Oldtimern mit vier Rädern sei ein durchgestempeltes Wartungsheft bei den Oldie-Bikes weniger kaufentscheidend: "Interessenten sollten sich lieber das Umfeld des Verkäufers anschauen und darauf achten, wie die Maschine gepflegt, gewartet, umgebaut oder restauriert wurde", sagt Klaus Herder. Moderate Patina ist gefragter als eine Überrestaurierung.

"Ist die Maschine original? Oder ist das dem Interessenten gleichgültig?", nennt der Redakteur der Zeitschrift "Motorrad" weitere Aspekte. Bei modifizierten Maschinen gibt es manche Teile wie Tanks oder Verkleidungsteile vielleicht nicht mehr zu kaufen.

Von Totalumbauten würde Rechtin Abstand nehmen, da es den Wert bei einem eventuellen Wiederverkauf mindert. "Wenn die Originalteile aber beim Kauf dabei sind, spricht nichts gegen einen Umbau. Vorausgesetzt, alle technischen Veränderungen sind eingetragen."

Für ein eventuelles Oldtimergutachten zählt laut Tüv Rheinland ein möglichst originaler Zustand oder zeitgemäßes Zubehör. Ein Wertgutachten können Besitzer unabhängig von der Zulassung zum Oldtimer beantragen.

Taschenlampe zur Besichtigung mitnehmen

Bei historischen Maschinen ist unbedingt ein Blick mit der Taschenlampe in den Tank wichtig. Rostet der von innen, kann er über den Kraftstoff Vergaser und Motor schädigen. Alte, ausgehärtete, poröse und rissige Reifen gehören direkt getauscht. Unumgänglich ist eine Probefahrt. Einen großen Unterschied sieht Rechtin beim Fahrverhalten historischer Maschinen: "Alte Maschinen besitzen häufig schwache Trommelbremsen. Piloten sollten deshalb vorausschauend unterwegs sein und den zeitgenössischen technischen Zustand beim Fahrverhalten berücksichtigen."

Interessenten sollten sich bewusst machen, dass historische Maschinen hinsichtlich Assistenzsystemen und Bremsleistung mit aktuellen Motorrädern nicht vergleichbar sind. Mit aktuellen Reifen und gewarteter Bremse fahren Piloten auf Maschinen der 1970er oder 1980er Jahre aber nicht unsicher, so Oliver Runschke. Der ADAC-Pressesprecher für Motorsport und Oldtimer rät, sich vor dem Kauf genau zu überlegen, wie man die Maschine einsetzen will: ob für eine lange Tour oder nur für kurze Ausfahrten am Wochenende.

Ein bisschen Unvernunft

Alte Motorräder sind per se etwas unvernünftig. "Es geht auch darum, dass sich Besitzer schon in der Garage über den Anblick ihres Wunschmotorrads freuen", sagt Klaus Herder. "Wenn Interessenten von einer Honda CB 750 Four träumen, sollten sie sich auch dieses Modell kaufen und nicht die kleinere Maschine", sagt der Redakteur der Zeitschrift "Motorrad".

"Fahrspaß machen meist Maschinen ab den 1970er Jahren. Mit den japanischen Superbikes wurden Motorräder sportlicher, und mit aktuellen Reifen fahren sie sich noch heute gut", so Klaus Herder. Modelle wie Honda CB 750 Four, Kawasaki 750 H2 oder Suzuki GT 750 seien aber schon lange kein Geheimtipp mehr und daher relativ teuer.

Klassische Maschinen ab 1950 von NSU, Horex oder DKW werden günstiger, weil die Nachfrage zielgruppenbedingt sinke. Für eine NSU Max gebe es ausreichend Ersatzteile und Maschinen gebe es schon für rund 4000 Euro. Britische Café-Racer wie von AJS, Matchless oder Triumph seien hingegen teurer und die Ersatzteilversorgung etwas schwieriger. BMW-Vollschwingmodelle wie die R 60 (ab 1955) bieten ein gutes Fahrwerk und eine umfangreiche Teileversorgung. Aber die Boxermodelle kosten meist über 10.000 Euro.

Ein paar günstige Tipps für Einsteiger

Die DDR-Einzylinder-Zweitakter MZ ES 175 (ab 1957) und ES 250 gebe es dagegen noch relativ günstig. "Unterschätzte Modelle sind heute die BMW R 45 und R 65 ab 1978, die beide mit aktuellen Reifen gut und zuverlässig fahren, dazu nicht viel kosten", sagt Herder. Aber auch Maschinen aus den 1980er Jahren wie Yamaha XS 400, Honda CX 500 oder die Zweitakter Yamaha RD 250 und RD 350 würden viel Fahrspaß für vergleichsweise wenig Geld bieten. Die ab 1983 gebaute K-Reihe von BMW als K 100 oder K 75 finden Interessierte in gepflegtem Zustand für kleines Geld. Die in ihrer aktiven Zeit mäßig erfolgreiche Sportmaschine K1 sei etwas teurer.

Nach Meinung des Experten seien auch Harley-Davidson Sportster ab 1985 ebenso interessant wie die MZ/MuZ 660 Skorpion mit Yamaha-Motor der frühen 1990er-Jahre. Die ab 1991 gebauten Motorräder Trident 750/900, Trophy 900/1200, Daytona 750/1000 oder frühe Sprint und Tiger (ab 1993) der britischen Marke Triumph seien mittlerweile fast 30 Jahre alt und ein Tipp für kommende Klassiker. Aber auch die Rohrrahmenmodelle der US-Firma Buell (ab 1997) wie die S1, S3, M2 oder X1 sind laut Herder tolle Motorräder.

Wie es nach dem Kauf weitergeht, sollte vorher feststehen

Mit einer umfangreichen Recherche im Internet, bei Clubs oder in Fachbüchern über das jeweilige Modell lassen sich Unterschiede schnell feststellen. "Vor einem Kauf sollten sich Interessenten gründlich in die Maschine einlesen und bei Clubs oder in Foren nach Tipps fragen", sagt Herder.

Entscheidend für den späteren Kauf sei ein trockener Unterstellplatz in einer Garage oder Halle. Temperaturschwankungen wie unter einem Carport können einer alten Maschine schaden. "Für den Betrieb eines historischen Motorrads reicht meistens technisches Verständnis und ein Gespür für Technik", sagt Herder. "Besitzer müssen keine Hardcore-Schrauber sein, aber zumindest einen Spezialisten für ihre Maschine und eine zuverlässige Ersatzteilquelle kennen."

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