Was neue Fenster kΓΆnnen mΓΌssen
Fenster mΓΌssen lange halten. Laut Verband Fenster + Fassade (VFF) sind Fenster und TΓΌren im Schnitt fΓΌr 48 Jahre im Einsatz. Dabei sind schon viele Fenster, die vor 20 Jahren eingebaut wurden, heute energetisch nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Durch defekte Dichtungen oder mangelnde Verglasung entweicht unnΓΆtig WΓ€rme. Je nach dem, wie veraltet die Fenster sind, kann sich ein Austausch schon ΓΌber die gesparten Energiekosten rechnen. ZuschΓΌsse vom Staat gibt's auΓerdem. Allerdings sollte man vor dem Kauf genau hinsehen. Darauf muss man bei Fenstern achten.
SpΓ€testens wenn ein Beschlag defekt, ein Glas trΓΌbe oder ein Einbrecher all zu leicht durchs Fenster eingedrungen ist, werden die Schwachstellen der alten Fenster offenbar. Und wer beim DΓ€mmen der Fassade darauf verzichtet, die alten Fenster auszutauschen, verschenkt womΓΆglich groΓes Energiesparpotenzial. "Neue Fenster mit Dreifachverglasung dΓ€mmen drei bis vier Mal so gut, wie die alten, undichten Fenster", weiΓ Ulrich Tschorn vom VFF. Das gilt natΓΌrlich nur, wenn man beim Kauf ein paar wichtige Kriterien beachtet.
1. WΓ€rmedΓ€mmung
Wie gut ein Fenster beim Energiesparen hilft, erkennt man am WΓ€rmedurchgangskoeffizient, dem sogenannten U-Wert. Er besagt, wie viel WΓ€rme bei einem TemperaturgefΓ€lle von einem Grad Kelvin zwischen AuΓen- und Innenraum durch einen Quadratmeter FensterflΓ€che verloren geht. Der WΓ€rmeverlust wird in Watt pro Quadratmeter Kelvin (W/m2K) gemessen. Je geringer der U-Wert, desto besser ist die WΓ€rmedΓ€mmung des Fensters. Dabei ist allerdings der U-Wert entscheidend, der sich auf das gesamte Fenster, nicht etwa nur auf die Verglasung oder nur auf den Rahmen bezieht. Er wird Uw-Wert genannt.
Die Energieeinsparverordnung schreibt fΓΌr VerΓ€nderungen von Fenstern bei Bestandsimmobilien einen Uw-Wert von hΓΆchstens 1,3 vor. Es gibt jedoch auch Fenster mit erheblich besserer DΓ€mmwirkung. "Am oberen Ende der Preisskala finden sich schmale Holzrahmen mit aufgeklebten DΓ€mmstoffen und Alu-Verschalungen", erlΓ€utert Thomas Weber, Berater im Verband Privater Bauherren (VPB). "Mit einem Uw-Wert von 0,7 bis 0,8 sind sie unter energetischen Gesichtspunkten spitze."
2. Gesamtenergiedurchlass
Weniger beachtet als der U-Wert wird meist der g-Wert. Er gibt an, wie viel Energie aus der Sonnenstrahlung, die auf das Fenster trifft, in den Wohnraum gelangt. Bei einem g-Wert von 0,60 sind dies 60 Prozent. Er ist vor allem fΓΌr Fenster wichtig, die sich auf der SΓΌdseite befinden und starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Ein hoher g-Wert kann bei SΓΌdausrichtung und groΓen FlΓ€chen im Sommer zur Γberhitzung der RΓ€ume fΓΌhren. Umgekehrt kommt bei einem niedrigen g-Wert auch an kΓΌhlen Tagen nur wenig SonnenwΓ€rme ins Haus. "Das heiΓt in den Γbergangszeiten: Ich muss frΓΌher die Heizung einschalten", erklΓ€rt Weber. Wer also ein SΓΌdseitenfenster mit hohem g-Wert einbaut, muss im Winter weniger Heizen und im Sommer fΓΌr einen guten Sonnenschutz sorgen. FΓΌr Nordseitenfenster spielt der g-Wert eine eher untergeordnete Rolle.
3. Sonnenschutz
SonnenschutzglΓ€ser haben eine LichtdurchlΓ€ssigkeit von 50 bis 70 Prozent, sie bieten aber keinen Blendschutz. "Bei Fenstern mit SΓΌdausrichtung kΓΆnnen SonnenschutzglΓ€ser Sinn machen", erklΓ€rt Ulrich Tschorn. Aber das verringert in jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung den Lichteinfall. Die Alternative sind auΓenliegende Beschattungssysteme wie Markisen, RolllΓ€den oder Jalousien.
4. Helligkeit
Die LichtdurchlΓ€ssigkeit eines Fensters hΓ€ngt von seiner Dicke und von ZusΓ€tzen im Glas ab. Eisenarmes Glas etwa lΓ€sst viel Licht durch. Die LichtdurchlΓ€ssigkeit wird in Prozent angegeben und liegt bei WΓ€rmeschutzglΓ€sern bei etwa 80 Prozent. "Je geringer die FensterflΓ€chen sind, umso hΓΆher der Wert, das heiΓt, umso heller sollte das Glas sein", sagt Ralf Spiekers vom Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland.
5. Schallschutz
In HΓ€usern an stark befahrenen StraΓen wΓΌnscht sich mancher Anwohner, dass der LΓ€rm drauΓen bleibt. Geschlossen gehaltene Schallschutzfenster helfen. "Sehr effektiv und nicht allzu teuer sind asymmetrisch aufgebaute Fenster, bei denen die Γ€uΓere Scheibe dicker ist als die innere", erklΓ€rt Tschorn. Bei anderen Systemen werden die ZwischenrΓ€ume der Scheibe gedΓ€mmt, manchmal auch mit GieΓharzen gefΓΌllt. Aber: Durch die hΓΆhere Dichte werden die Scheiben dicker und schwerer, warnt VPB-Experte Weber. Das habe Auswirkungen auf den Bedienkomfort. Er rΓ€t daher, sich gut zu ΓΌberlegen, wo Schallschutz wirklich sinnvoll ist. "An einer vielbefahrenen StraΓe mag es nΓΆtig sein, aber vielleicht auch dort nur in einem Raum."
7. Sicherheit
Auch Einbruchschutz ist nicht bei allen Fenstern gleich wichtig. "Mitten in der Fassade im zweiten Obergeschoss brauche ich hΓ€ufig kein einbruchhemmendes Fenster", sagt Spiekers. "Auf der schwer einsehbaren RΓΌckseite des Hauses im Erdgeschoss macht dies hingegen Sinn." Kennzeichen von einbruchhemmenden Fenstern sind unter anderem stabile Pilzkopfzapfen, Fenstergriffe mit Drehhemmung, Anbohrschutz am Fenstergriff und eventuell Verbundsicherheitsglas. Die Polizeiliche KriminalitΓ€tsprΓ€vention der LΓ€nder und des Bundes empfiehlt im privaten Wohnungsbau Fenster der Widerstandsklasse 2, angeben mit RC 2.
8. LΓΌftung
Moderne, dichte Fenster verlangen ein Umdenken in Sachen LΓΌftung. Wer viel unterwegs ist, muss fΓΌr einen Luftwechsel sorgen, auch wenn er nicht da ist. "In die Fenster integrierte FalzlΓΌfter oder auch SchachtlΓΌfter sind gute LΓΆsungen", findet Spiekers.
9. Komfort
Tiefer gesetzte Fenstergriffe erleichtern Kindern und Rollstuhlfahrern das Γffnen und SchlieΓen der Fenster. ZusΓ€tzlichen Komfort bringt ZubehΓΆr wie Fliegengitter, sommerliche Beschattung und eine automatische Steuerung des Rollladens.
FΓΆrderprogramme erleichtern das Sanieren
Neue Fenster sind nicht so teuer wie es zunΓ€chst scheint. UnterstΓΌtzung vom Staat gibt es fΓΌr die energetische Sanierung. Die KfW-FΓΆrderbank unterstΓΌtzt den Fensteraustausch als EinzelmaΓnahme, darΓΌber hinaus gibt es regionale FΓΆrderprogramme. Bei EinzelmaΓnahmen ΓΌbernimmt die KfW zehn Prozent der fΓΆrderfΓ€higen Sanierungskosten. Maximal sind bis zu 5000 Euro pro Wohneinheit mΓΆglich. Gute SuchmΓΆglichkeiten bieten Internet-Datenbanken wie "foerderdatenbank.de" des Bundeswirtschaftsministeriums und "energiefoerderung.info" des BINE-Informationsdienst in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur.