Die Eisheizung: Heizen mit Eis ist kein Widerspruch
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Heizen mit Eis, das klingt zunΓ€chst wie ein Widerspruch. Wie soll man bitte aus gefrorenem Wasser WΓ€rme gewinnen? Mehrere Firmen in Deutschland installieren inzwischen Eisheizungen fΓΌr private Ein- und ZweifamilienhΓ€user β im gewerblichen Bereich gibt es sie schon etwas lΓ€nger. Das Erstaunliche: Heizen mit Eis ist Γ€uΓerst effektiv und senkt die laufenden Heizkosten verglichen mit konventionellen Heizsystemen oft erheblich. Dabei macht sich die Eisheizung ein einfaches physikalisches PhΓ€nomen zunutze. Wie die Eisheizung und das Heizen mit Eis funktioniert, zeigt unsere Foto-Show.
Der Erfinder und Patentinhaber der Eisheizung, Alexander von Rohr, wurde bereits mehrfach fΓΌr das unter dem Namen "SolarEis" vertriebene Heiz- und KΓΌhlkonzept ausgezeichnet β unter anderem mit dem Innovationspreis Mittelstand 2011. Aber wie soll das ΓΌberhaupt funktionieren β heizen mit Eis?
Die Eisheizung macht sich die Kristallisationsenergie zunutze
Um Eis zu schmelzen, muss man WΓ€rme zufΓΌhren. Dieselbe WΓ€rmeenergie wird umgekehrt auch freigesetzt, wenn Wasser zu Eis gefriert. Die so entstehende Kristallisationsenergie macht die Eisheizung nutzbar. Und die Energiemenge, die beim Γbergang vom flΓΌssigen in den festen Aggregatszustand entsteht, ist beachtlich. Es wird dabei in etwa so viel Energie frei, wie man braucht, um null Grad kaltes Wasser auf 80 Grad zu erhitzen.
Bestandteile der Eisheizung
Die Energieausbeute einer Eisheizung ist also sehr hoch β ebenso hoch ist allerdings der bauliche Aufwand fΓΌr die Installation des Systems. Eine Eisheizung besteht aus einem groΓen, betonierten Wasserspeicher, sowie Kollektoren auf dem Dach, welche Luft- und Sonnenenergie nutzbar machen und einer WΓ€rmepumpe, die die gewonnene Energie zum Heizen nutzbar macht.
Installation der Eisheizung
Gerade der Wasserspeicher kΓΆnnte in dicht bebauten Wohngebieten zum Problem werden β schon wegen seiner GrΓΆΓe. "Bei EinfamilienhΓ€usern sind es meist zwischen 10 und 15 Kubikmetern", macht Erfinder von Rohr deutlich. In den Keller passt so ein Beton-Monstrum jedenfalls nicht. "Bei WohnhΓ€usern verschwindet der Tank meist unter der Garage oder im Garten", hΓ€lt der Erbauer eine LΓΆsung parat.
Die Genehmigung fΓΌr eine Eisheizung ist unproblematisch
Anders als etwa bei geothermischen WΓ€rmepumpen, die ebenfalls im Erdboden verschwinden, brauche der Bauherr fΓΌr die AushΓΌbe bei der Eisheizung keine spezielle Genehmigung fΓΌr Erdbohrungen, stellt Alexander von Rohr weiter klar. Weil der Eisspeicher nicht soweit versenkt wird, dass er in Kontakt mit dem Grundwasser kommen kann, unterliegt er weniger strengen Auflagen.
"Der Aushub betrΓ€gt nur drei bis vier Meter. Eine spezielle Genehmigung ist deshalb nicht erforderlich." Einen Eisspeicher, so der Erfinder, kΓΆnne man auch bedenkenlos mitten in einem Wasserschutzgebiet in den Erdboden setzen, ohne Genehmigungsprobleme mit den BehΓΆrden fΓΌrchten zu mΓΌssen.
Kosten fΓΌr die Eisheizung
Plant man die Eisheizung beim Hausbau gleich mit ein, seien die Installationskosten trotz des baulichen Aufwands noch vertrΓ€glich. "Die Installation kostet etwa so viel wie eine Pelletheizung, circa 12.000 Euro fΓΌr ein Einfamilienhaus", beziffert Erfinder von Rohr die Baukosten. Installiert wird das System vom Unternehmen isocal aus Friedrichshafen, dem von Rohr als GeschΓ€ftsfΓΌhrer vorsteht.
Anders als bei der Pelletheizung entstΓΌnden im laufenden Betrieb einer Eisheizung praktisch keine Kosten. "Das Heizmittel Eis steht ja quasi kostenlos zur VerfΓΌgung", freut sich der Erfinder. Lediglich die WΓ€rmepumpe benΓΆtige geringe Mengen Energie. Im Wohnumfeld werde sie meist mit Strom betrieben. "Der Verbrauch der WΓ€rmepumpe selbst betrΓ€gt aber nur einen Bruchteil der Energiemenge, die eine herkΓΆmmliche Heizung verschlingt, ob sie nun mit Pellets, Γl, Kohle oder Erdgas betrieben wird", hΓ€lt von Rohr fest. Und anders als bei all diesen Heizstoffen werde bei der Eisheizung nichts verbrannt, es entstehe demnach auch kein klimaschΓ€dliches CO2.
Kann man eine Eisheizung nachrΓΌsten?
Interessant ist das System der Eisheizung vor allem fΓΌr HΓ€uslebauer, die vΓΆllig neu bauen. Zwar kann es laut Alexander von Rohr auch nachgerΓΌstet werden, aber wo bleibt man dann mit dem riesigen Betonspeicher? Wer will schon fΓΌr die Installation einer neuen Heizungsanlage erst einmal die Garage abreiΓen, damit er darunter den Eisspeicher versenken kann?
Zumindest fΓΌr HΓ€user in dicht besiedeltem Gebiet erscheint ein NachrΓΌsten des Systems also nur wenig praktikabel. Wer etwas auΓerhalb wohnt und einen groΓen Garten sein Eigen nennt, kann den den Beton-Koloss womΓΆglich dort eingraben lassen. "Teilweise kΓΆnnen sogar die alten HeizkΓΆrper genutzt werden", wirbt von Rohr. Allerdings seien fΓΌr eine bessere Energieausbeute grundsΓ€tzlich groΓflΓ€chige HeizkΓΆrper zu bevorzugen. Bei kleinen HeizkΓΆrpern kΓΆnnte sich also ein Austausch auf Dauer lohnen.
Die anderen Komponenten der Eisheizung sind unproblematisch nachzurΓΌsten. FΓΌr den Luft-Sonnenkollektor braucht man ausreichen freie DachflΓ€che. er kann aber zur Not auch auf Garagen- oder Carport-DΓ€chern oder gar im Garten installiert werden. "Die WΓ€rmepumpe kann meist bequem im Keller untergebracht werden, sie ist ungefΓ€hr so groΓ wie ein gewΓΆhnlicher Heizboiler", sagt Alexander von Rohr. Im Keller werde meist auch das zentrale Steuerungsmodul untergebracht, mit dem sich die ganze Anlage betreiben und kontrollieren lΓ€sst.
Staatliche FΓΆrderung fΓΌr die Eisheizung
Γberzeugt vom Prinzip der Eisheizung ist offenbar auch das Bundesamt fΓΌr Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Es fΓΆrdert zumindest den nachtrΓ€glichen Einbau einer Eisheizung in Bestandsbauten mit mindestens 2400 Euro. Das ist derselbe FΓΆrdersatz, mit dem das BAFA auch Pelletheizungen bezuschusst.
Die Eisheizung soll in Zukunft nicht nur heizen
Auch die Heizungs-Branche scheint der Eisheizung viel zuzutrauen: Im Oktober 2012 erwarb BranchengrΓΆΓe Viessmann die Mehrheit an Alexander von Rohrs Firma Isocal. Offenbar hΓ€lt man das System der Eisheizung fΓΌr vielversprechend. Erfinder von Rohr jedenfalls steht schon in den StartlΓΆchern: er sieht in dem Eisspeicher zugleich einen idealen Stromspeicher.
"Wir glauben, dass wir eine LΓΆsung gefunden haben, mit der Stromspitzen aus regenerativen Quellen wie Sonne oder Wind im grΓΆΓeren MaΓstab besonders wirtschaftlich gespeichert werden kΓΆnnen." Allerdings befinde man sich noch in Entwicklungsphase. Genaueres mag der Erfinder jetzt noch nicht verraten. Wie das Heizen mit Eis funktioniert und die Komponenten der Eisheizung zeigt unsere Foto-Show.