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Toilettenpapier mit weihnachtlichem Design und Duft


Toiettenpapier
Wer braucht denn bitte Weihnachts-Klopapier?

dapd, Hanna Hauck

Aktualisiert am 20.11.2012Lesedauer: 3 Min.
Toilettenpapier mit weihnachtlichem Duft und Design: Muss das wirklich sein?Vergrößern des BildesToilettenpapier mit weihnachtlichem Duft und Design: Muss das wirklich sein? (Quelle: Oliver Lang/dapd)
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Der alljährliche Weihnachtswahnsinn schlägt offenbar nun auch bis aufs stille Örtchen durch. Der Einzelhandel bietet immer mehr Toilettenpapier an, das mit weihnachtlichen Motiven gespickt ist oder gar nach Zimt und Spekulatius-Platzchen duftet. Was versprechen sich die Anbieter davon? Und wer verlangt eigentlich nach Klopapier mit Spekulatius-Duft? Ein Konsum-Expert versucht sich an einer Erklärung.

Hanna Hauck von der Nachrichtenagentur dapd ließ sich den skurrilen Trend in einem Gespräch vom Konsumexperten und Geschäftsführer des Rheingold Salons, Jens Lönneker, erläutern. Der Rheingold Salon gehört zum Rheingold Institut für qualitative Markt- und Medienanalysen.

Toilettenpapier als Weihnachtsdeko?

Hauck: Herr Lönneker, hat sich der Weihnachtskonsum-Wahnsinn inzwischen bis auf die Toiletten der Bundesrepublik ausgebreitet?

Jens Lönneker: Ein großer Teil der Leute wird das genau so sehen. Aber man sollte nicht unterschätzen, wie viele Menschen sich gerne auf allen Ebenen weihnachtlich einrichten. Da werden ja ganze Häuser verkabelt und mit Beleuchtung ausgestattet, sodass sie praktisch nicht mehr wiederzuerkennen sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch weihnachtlich bedrucktes Klopapier nicht wenige Abnehmer finden wird.

Hauck: Die Hersteller gehen aber noch weiter: Man findet sogar Toilettenpapier mit Weihnachtsduft in Drogeriemärkten. Spekulatiusgeruch auf dem Klo. Wie passt das denn zusammen?

Lönneker: Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, da fängt die dunkle Jahreszeit an und es wird deutlich, dass das Leben nicht nur sonnige Zeiten hat. Man versucht sich in engen, verlässlichen Bindungen einzurichten, es sich gemütlich, kuschelig und warm zu machen. Dazu zählt viel Schmuck, Geruch und Heimeligkeit, die damit verbunden wird. Der andere Zugang ist psychoanalytisch: Bei Klopapier geht es um anale Dinge, um ekelige Seiten einerseits, aber auch um Dinge, die Kinder mögen: Die Beschäftigung mit Kot macht Kindern in der frühen Kindheitsphase Freude. Im Rahmen der Kulturentwicklung wird es ihnen abtrainiert und mit Ekel belegt. Wenn Sie es mit einem Produkt schaffen, etwas davon in einer kultivierten Form zurückzuholen, dann wird es auch Abnehmer finden.

Duftendes Toilettenpapier erfüllt gleich mehrere Zwecke

Hauck: Das heißt, der Duft ist in erster Linie gar nicht dazu da, den Gestank auf der Toilette zu verdecken?

Lönneker: Es ist beides, das ist das Schöne. Zum einen wird der Gestank überlagert, so wie bei den normalen Toilettendüften ja auch. Andererseits ist es der – wie Freud es nannte – anal-sadistische Komplex. Das hat immer was zu tun mit Rumschmieren und mit Gerüchen. Und in dieser kultivierten Form können sie das dann weiter betreiben auf der Toilette. Es ist also kultiviert und unkultiviert zugleich.

Hauck: Sie gehen also nicht davon aus, dass viele Käufer gar nicht auf die Motive achten und das bedruckte Klopapier nur per Zufall in den Einkaufswagen legen? Glauben sie, dass sich die Leute den Hintern mit dem Rentierpapier abwischen, weil es ihnen tatsächlich gut gefällt?

Lönneker: Nicht alle werden das tun. Aber ein nennenswerter Teil der Menschen wird Spaß daran finden. (lacht)

"Die Welt käme auch ohne mit Rentieren bedrucktes Klopapier zurecht"

Hauck: Klopapier ist definitiv kein Ladenhüter. Warum muss denn dann überhaupt noch ein weiterer Kaufanreiz geschaffen werden?

Lönneker: Die Welt käme auch ohne mit Rentieren bedrucktes Klopapier zurecht. Aber es ist doch so: Wenn es schon mal da ist, wird es auch Leute geben, die das klasse finden und kaufen. Es wird das Volumen nicht steigern, weil die Leuten nicht öfter auf die Toilette gehen als vorher. Aber es ist wahrscheinlich, dass Hersteller mit bedrucktem Klopapier höhere Preise erzielen. Wer es denn mag, ist wahrscheinlich bereit, für bedrucktes oder parfümiertes Klopapier mehr zu bezahlen, als für einlagiges, recyceltes.

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