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Berufsende, und jetzt? Ohne Lebenskrise in den Ruhestand


Leben als Rentner vorbereiten
Berufsende, und jetzt? Ohne Lebenskrise in den Ruhestand

dpa-tmn, Tobias Hanraths

Aktualisiert am 06.12.2017Lesedauer: 4 Min.
Ein Plan für die Zeit danach: Am besten klappt der Start in den Ruhestand, wenn sich angehende Rentner schon vorher ein paar Gedanken machen.Vergrößern des BildesEin Plan für die Zeit danach: Am besten klappt der Start in den Ruhestand, wenn sich angehende Rentner schon vorher ein paar Gedanken machen. (Quelle: Zinkevych/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Der plötzliche Eintritt in den Ruhestand kann ein Schock für Geist und Körper sein. Häufig sind ältere Menschen schlicht nicht ausreichend auf das Leben als Rentner vorbereitet. Damit der neue Lebensabschnitt nicht zur Krise wird, brauchen Rentner einen guten Plan – und neue Freunde.

"Was machst du hier?" – "Ich wohne hier." – "Aber doch nicht um diese Zeit." Diese Szene aus Loriots "Pappa ante Portas" ist legendär. Was wie so oft bei Vicco von Bülow daran liegt, dass sie so wahr ist. Klar: Nicht jeder Berufstätige wird wie Heinrich Lohse verfrüht und überraschend aus dem Arbeitsleben aufs Altenteil befördert. Meist steht der letzte Arbeitstag lange vorher fest. Trotzdem stellt sich dann oft die Frage: Und jetzt?

Für manche ist diese Frage der blanke Horror, für andere eine große Erleichterung. "Die Frage ist, wie man im Ruhestand ankommt – ist man erschöpft oder könnte man noch weitermachen?", sagt Ursula Staudinger, Leiterin des Columbia Aging Center an der Columbia University in New York. Denn unter Abschiedsschmerz leidet vermutlich nur, wer die Arbeit genossen hat. Wer froh ist, dass es endlich vorbei ist, fühlt sich oft wie befreit – erstmal. "Auch da kommt dann aber eine Phase, in der sich die neue Freiheit eher wie Leere anfühlt", sagt die Alternsforscherin und Professorin der Psychologie.

Wichtig: Im Ruhestand nicht in ein Loch fallen

Denn oft wird Menschen erst jenseits der 65 und nach einiger Zeit ohne Arbeit klar, wie wichtig der Job eigentlich war. "Arbeit gibt uns Struktur, sie gibt uns Sichtbarkeit, Verpflichtungen, aber im Idealfall eben auch Sinn", sagt Staudinger. Fällt all das plötzlich weg, hinterlässt es zunächst ein Loch. Viele frischgebackene Ruheständler fragen sich nun: Wie fülle ich dieses Loch? Und was passiert, wenn mir das nicht gelingt?

Staudinger rät: Das Loch am besten gar nicht erst entstehen lassen. "Ich würde immer versuchen, nicht von 100 auf 0 zu gehen", sagt sie. Berufstätige sollten also nicht gleich aus der 40-Stunden-Woche in den Ruhestand wechseln, sondern lieber schrittweise aussteigen – wenn der Arbeitgeber mitspielt.

Klappt das nicht, muss der Wechsel nicht gleich misslingen. "Die meisten, die in den Ruhestand gehen, bekommen den Übergang meiner Erfahrung nach sehr gut hin", sagt Prof. Ursula Müller-Werdan, ärztliche Leiterin der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin an der Berliner Charité und des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin. Es gibt aber eine Voraussetzung: "Wer sich schon einen Plan für den dritten Lebensabschnitt zurechtgelegt hat, kommt häufig besser zurecht."

Neue Kontakte suchen

Ideen für solche Pläne haben viele Rentner zur Genüge: Der eine will Zeit mit den Enkeln verbringen, der nächste den Garten in Ordnung bringen oder reisen, andere wollen sich ehrenamtlich engagieren. Was davon geht, hängt natürlich von Lebenssituation und Kontostand ab – und davon, wie viel Energie man noch hat. "Wenn jemand viel gearbeitet hat, sind die Hobbys und die Freundschaften meist zu kurz gekommen", sagt Staudinger. Das neu aufzubauen, ist mühsam.

Die Mühe lohnt sich aber, so die Expertin: "Man sollte sich im Ruhestand neue Aufgaben suchen – und sich klarmachen, dass es dabei auch Schwierigkeiten geben kann, ohne dass ich mir dann gleich die Frage stelle 'Warum tue ich mir das noch an?'" Vor allem empfiehlt sie Ruheständlern, nicht nur den Weg des geringsten Widerstands zu gehen – sich also nicht nur in den eigenen Garten oder zur Familie zurückzuziehen. "Ich würde dazu raten, sich auch neue Kontakte und neue Situationen zu suchen."

Das kann zu Beginn ruckeln: Im Ehrenamt muss man vieles erst neu lernen, neue Freunde sind nicht leicht zu finden, neue Aufgaben können in Alltagsstress ausarten. Das muss aber gar nicht schlecht sein: "Nicht jeder Stress ist gesundheitsschädlich", sagt Müller-Werdan. Es gebe aber sogenannte negative Stressoren, soziale Isolation zum Beispiel, die das Krankheitsrisiko deutlich erhöhen. "Vereinsamung ist ein negativer Stress, genau wie das Gefühl, nichts mehr vor sich zu haben."

Gesundheitliche Probleme

Gelingt der Übergang in den Ruhestand nicht, kann das verschiedene negative Folgen haben, wie Staudinger erklärt: von einem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit – weil der Verstand nicht mehr regelmäßig gefordert ist – über Depressionen wegen der neuen Leere im Leben bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes – wegen ungesunder Ernährung oder Bewegungsmangel.

Beziehung auf neue Bedürfnisse anpassen

Und noch eine Gefahr droht: eine Beziehungskrise – wie in "Pappa ante Portas". Dass es zu diesem Thema so viele Komödien und Witze gibt, ist kein Zufall, sagt Familientherapeut Björn Enno Hermans. "Gerade der Eintritt in die Rente wird oft humorvoll verarbeitet, mit Bemerkungen wie "Wie soll das denn werden, wenn der den ganzen Tag zu Hause ist?"", sagt der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie. "Dahinter stehen aber echte Sorgen, die auch berechtigt sind."

Denn Paare, die sich früher nur abends und am Wochenende gesehen haben, verbringen jetzt womöglich jeden Tag miteinander. Das kann für alle Beteiligten ein Schock sein – gerade dann, wenn nur einer in den Ruhestand geht und dem anderen jetzt in seinen festen Tagesablauf hineinpfuscht. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Ruheständler sich anpassen muss, sagt Hermans. Die Rente sei hier eher der Anlass, ganz neue Muster zu etablieren. "Die Rollen werden insgesamt neu verteilt– und in einer Partnerschaft sollte es ohnehin immer gleichberechtigt zugehen."

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