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Polyamorie: So kann Mehrfachliebe als Beziehungsform funktionieren


Liebe ohne Exklusivität
Polyamorie: Kann man mehrere Menschen lieben?


Aktualisiert am 29.07.2025 - 07:53 UhrLesedauer: 3 Min.
Mehrfachbeziehung: Auch drei Frauen oder Männer können eine Beziehung eingehen.Vergrößern des Bildes
Mehrfachbeziehung: Auch drei Frauen können eine Beziehung miteinander eingehen. (Quelle: Giulio Fornasar/getty-images-bilder)
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Polyamorie ist umstritten. Man kann nur einen Menschen wirklich lieben, heißt es bei vielen. Aber stimmt das? Und sind polyamore Paare glücklicher als andere?

Eine Beziehung mit nur einem Partner? Dieses Konzept ist nicht für jeden etwas. Manche sehnen sich nach anderen Beziehungsmodellen, wie etwa einer offenen Beziehung, einer freien Liebe, Mehr- oder Vielbeziehung beziehungsweise Mehr- oder Vielehe. Letzteres wird auch Polygamie oder Polyamorie genannt. Doch was steckt dahinter?

Was ist Polyamorie?

Polyamorie beschreibt Beziehungsformen, in denen eine Person mehrere Liebespartner gleichzeitig hat. Wie viele und mit welchem Geschlecht ist nicht wichtig. Möglich sind mehrere hetero- und homosexuelle Beziehungen gleichzeitig.

Viele der Beziehungen zeichnen sich durch eine tiefe, intime und romantische Verbindung aus. Dabei stehen die seelische Verbundenheit und die Gefühle oftmals an erster Stelle. Sexuelle Bedürfnisse treten in den Hintergrund.

Wichtig in einer polyamoren oder auch polyamorösen Beziehung ist, dass alle Beteiligten Bescheid wissen und einverstanden sind. Das kann zwar keine Eifersucht und Enttäuschung verhindern, allerdings etwas eindämmen, da die offene, ehrliche Kommunikation essenziell für die Paare ist. Weiterhin sind Offenheit, Achtsamkeit, Toleranz, Ehrlichkeit und Kompromissbereitschaft wichtig. Die Partner müssen einander vertrauen und die Freiheiten akzeptieren.

Anders sieht es in monogamen Beziehungen. In diesem Modell leben die Partner ihre Bedürfnisse, Wünsche und das Leben im Allgemeinen ausschließlich miteinander aus.

Wie kann ich mir eine polyamore Beziehung vorstellen?

Polyamore Beziehungen können in verschiedenen Konstellationen gelebt werden. Ein Beispiel sind Liebesbeziehungen, in denen jeder Partner zusätzlich noch einen weiteren Partner hat. Mit diesem können dann andere Interessen geteilt oder Bedürfnisse befriedigt werden. Auch Dreierkonstellationen sind möglich. Alle drei Personen führen dabei eine Beziehung miteinander, in die sie gleichermaßen involviert sind.

Bei einigen Paaren gibt es auch Hierarchien. Sie legen beispielsweise einen oder mehrere Hauptpartner fest. Mit diesem oder diesen ist die Beziehung dann besonders innig und intim. Andere wiederum unterscheiden nicht oder haben einen Partner, mit dem sie ausschließlich bestimmte sexuelle Bedürfnisse befriedigen, mit den anderen dennoch körperliche Zärtlichkeiten ohne Sex austauschen. Grundsätzlich gibt es keine Regeln, die vorschreiben, wie eine polyamore Beziehung auszusehen hat.

Offene Beziehung?

Häufig wird Polyamorie mit einer offenen Beziehung oder auch freier Liebe gleichgestellt. Das ist aber nicht korrekt. Denn im Gegensatz zu einer offenen Beziehung liegt der Schwerpunkt bei Partnern in einer polyamoren Beziehung auf der tiefen, emotionalen Verbundenheit. Bei einer offenen Beziehung steht eher die Lust im Vordergrund, ebenso wie bei einem One-Night-Stand.

Unterschied zwischen Polyamorie und Polygamie

Polygamie und Polyamorie sind zwei verschiedene Beziehungsformen. Bei der Polygamie geht es um eine Vielehe, bei der eine Person mit mehreren anderen Personen verheiratet ist. Polyamorie hingegen beschreibt eine Beziehungsform, in der alle Beteiligten miteinander verbunden sind.

Info

In Deutschland sind Bigamie und Polygamie, also die Doppelehe und Vielehe, nach § 1306 BGB grundsätzlich verboten. Dennoch kommt es in der Praxis vor, dass Menschen diese Gesetze umgehen oder es für bestimmte Gruppen Ausnahmen gibt.

Sind polyamore Paare glücklicher?

Frauen und Männer in polyamoren Beziehungen sind genauso glücklich wie in monogamen Beziehungen. Das zeigen mehrere Studien und Umfragen – vorausgesetzt, die Beziehung ist gesund, die Kommunikation offen und ehrlich und das Vertrauen sowie der Respekt füreinander sind groß.

Grundregeln polyamorer Beziehungen

Ehrlichkeit: Offene Kommunikation ist die Grundlage, auch über Unsicherheiten und Gefühle.
Treue: Bedeutet hier vor allem Verlässlichkeit, Absprachen und emotionale Bindung – nicht zwingend sexuelle Exklusivität.
Kommunikation: Erwartungen, Wünsche und Grenzen sollten regelmäßig besprochen werden – z. B. mithilfe gewaltfreier Kommunikation oder Zwiegesprächen.
Kein Besitzdenken: Eifersucht wird nicht vermieden, sondern als Signal verstanden und gemeinsam reflektiert.
Commitment: Wer mehrere Beziehungen führt, braucht Zeit, Energie und echtes Engagement – für alle Beteiligten.

Vor- und Nachteile der nicht exklusiven Liebe

Folgende Vorteile werden von den Beteiligten genannt:

  • Freiheit: Durch mehrere Beziehungspartnerinnen und -partner müssen weniger Kompromisse eingegangen werden. Das schafft Raum für individuelle Bedürfnisse.
  • Ergänzung statt Konkurrenz: Statt miteinander zu konkurrieren, ergänzen sich die Beteiligten mit ihren unterschiedlichen Stärken und Perspektiven.
  • Mehr Unterstützung: Wenn mehrere Erwachsene Verantwortung übernehmen, kann das den Alltag für alle spürbar entlasten, sei es emotional, praktisch oder organisatorisch.
  • Finanzielle Vorteile: Mehr Menschen im Haushalt bedeutet oft auch: mehr Einkommen, mehr Sicherheit und geringere Einzelbelastung, besonders in Zeiten hoher Lebenshaltungskosten.
  • Weniger Druck: In polyamoren Beziehungen muss nicht eine einzige Person alle Erwartungen erfüllen. Das nimmt Druck aus der Partnerschaft und schafft Gelassenheit.

Diese Nachteile nennen polyamore Menschen:

  • Eifersucht: Sich vom Besitzdenken zu lösen, ist oft schwieriger als gedacht – besonders wenn tiefe emotionale Bindungen im Spiel sind.
  • Trennungen: Wenn eine Beziehung endet, betrifft das häufig nicht nur zwei Menschen. Das macht Abschiede emotional und strukturell komplexer.
  • Familiengründung: Polyamore Familienmodelle funktionieren, setzen aber ein klares gemeinsames Verständnis von Verantwortung und Fürsorge voraus.
  • Vergleichsdruck: Wer bekommt mehr Aufmerksamkeit oder Zuwendung? Solche Fragen können belasten, gerade, wenn emotionale Bedürfnisse unterschiedlich sind.
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Was sagen Psychologen zu Polyamorie?

Paartherapeuten sehen Mehrfachliebe oft als Balanceakt. Die Beteiligten müssen sich von Vorstellungen trennen, die sie an eine romantisch-monogame Beziehung haben. Das kann viel Energie kosten, bringt aber auch tiefe Verbundenheit und kann den Druck nehmen, dem anderen gefallen zu müssen.

Fazit

Polyamorie ist kein Trend, sondern für manche Menschen ein echtes Lebens- und Liebesmodell. Es fordert Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen, kann aber tiefe Verbundenheit und persönliche Freiheit ermöglichen. Wichtig ist, dass alle Beteiligten sich mit dem gewählten Beziehungsmodell wohlfühlen und auf Augenhöhe miteinander kommunizieren.

Verwendete Quellen

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