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"Nach dem Sex ist vor der Lösung"


Wie man den Partner ändert
"Nach dem Sex ist vor der Lösung"

"Wer seinen

17.03.2016|Lesedauer: 4 Min.
Susanne Reininger
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Im Gespräch mit t-online stellt Thiel sein neues Buch "Liebe ist, den Partner nicht so zu nehmen wie er ist" vor und verrät einige seiner 14 Regeln, mit deren Hilfe sich der Partner ändern lässt und das Miteinander gestärkt wird. Das bleibt nicht selten auf der Strecke, wenn aus der innigen Verliebtheit Paar-Routine wird.

Körperliche Nähe schafft auch eine bessere Gesprächsebene.Vergrößern des Bildes
Körperliche Nähe schafft auch eine bessere Gesprächsebene. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Folgende Szene ist typisch dafür: Am Frühstückstisch tippt er abwesend auf seinem Tablet, den vollen Mülleimer im Flur übersieht er geflissentlich, abends schubst er seine Aktentasche in die Ecke und schlurft zum Kühlschrank, anstatt seiner Liebsten einen Begrüßungskuss zu geben. Sie schmollt oder macht ihm eine Szene. Er schnauzt zurück oder schweigt, je nach Stimmungslage. Ein allzu typischer Paar-Alltag, der alles andere als nach einer glücklichen Beziehung aussieht.

Oft zu lange im Schadens-Modus unterwegs

Thiel kennt diesen festgefahrenen Zustand. "Es ist schmerzhaft, wie lange Paare miteinander unglücklich sind und trotzdem zusammenbleiben, ohne etwas dagegen zu tun", berichtet er und fügt hinzu: "Kein Mensch fährt ewig mit einem kaputten Kotflügel durch die Gegend, aber manche meiner Klienten erzählen mir, dass ihre Partnerschaft schon über sechs Jahre 'kaputt' sei." Thiels Regel Nummer 1 lautet denn auch: "Den Partner so zu lassen, wie er ist, hilft nicht." Denn unliebsames Verhalten kann man ändern – den Charakter nicht.

Zunehmende Unhöflichkeit

Neben dem Verharren beobachtet Thiel einen weiteren Liebestöter, den er in seinem Ratgeber thematisiert: "Ich will auf das unglaublich hohe Maß an Negativität und Unhöflichkeit hinweisen", betont er. Je weniger sie bekämen was sie wollten, desto rüder forderten Männer und Frauen ihre Wünsche ein. "Im Zweifelsfall greifen die Partner zu unfairen Strategien und Waffen". Dabei würde auch die Grenze von verbalen zu körperlichen Attacken überschritten. "Diese dramatische Unhöflichkeit und Abwertung beschädigt Partnerschaften enorm", warnt er. Denn ständige Wutausbrüche zerstören eine Liebe. "Stoppen Sie die Wut“ und „Greifen Sie einen wütenden Partner niemals an", lauten Thiels Regeln Nummer 3 und 4.

Nicht ohne Fitnesstracker

"Ab einem Puls von 95 kann der Mensch sowieso nicht mehr allzu klar denken. Er ist nicht mehr in der Lage, besonnen zu diskutieren. Unser Körper ist dann im Kampf-oder-Flucht-Modus und viele Männer sind sehr angespannt in dieser Situation", konstatiert der Coach. Sollte man beim Ehekrach sicherheitshalber einen Fitnesstracker oder Pulsmesser am Handgelenk tragen, um Eskalationen zu vermeiden? Der Berliner stimmt lachend zu. Ein amerikanischer Paarforscher empfiehlt seinen Klienten tatsächlich, beim Überschreiten der Aggrogrenze das Gespräch abzubrechen. Trotz scheinbarer Ausweglosigkeit seien viele Beziehungen noch retten, sagt er. "Aber die Leute wissen definitiv nicht, was sie bei ihrem Partner überhaupt ändern wollen. Denn sie sind sich über ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse nicht im klaren, haben nie gelernt, sie konkret zu äußern und dafür einzutreten."

Klartext reden

Nörgeln hilft nicht, wenn sich der harmonische Gleichklang nach der Phase des Verliebtseins verflüchtigt hat. "Wir müssen klar und deutlich sagen, was wir wollen, wir müssen für uns werben", betont der Coach. Partnerschaft als Wunschkonzert? Wie soll das funktionieren? "Drei bis fünf Komplimente, dann eine Bitte anfügen", lautet die Wunscherfüllungsformel in Thiels Ratgeber. Doch der Lösungsweg ist kniffelig, Ziele und Interessen von Frauen und Männern sind meist unterschiedlich. Wer sich traut, seine Wünsche anzusprechen, der muss auch den angemessenen Ton treffen. Das gelinge beiden Geschlechtern nur selten.

Mehr Frauen wollen ihre Männer ändern als umgekehrt

"Männer sind beziehungsfauler, sie hinterfragen Probleme in ihrer Partnerschaft seltener als Frauen", stellt Thiel fest und fügt hinzu: "Frauen machen definitiv mehr Fehler in der Beziehung, einfach weil sie öfter Probleme thematisieren". "Wir müssen reden" – diesen typisch weiblichen Auftakt zu einem Beziehungsgespräch fürchten Männer wie ein gegnerisches Siegestor in der 89. Spielminute: In dieser Situation ist man(n) immer der Verlierer. "Paare glauben, es geht um Kommunikation, es geht aber immer um Gefühle", weiß Thiel und ergänzt: "Wer sich unverstanden fühlt, wendet sich irgendwann vom Partner ab und wertet ihn ab." Beziehungsgespräche seien ruinös, ebenso die Universalkritik: "Ich habe alles getan. Wenn die Beziehung nicht klappt, kann es nur an ihm liegen."

Emotionaler Vitaminmangel

"Positivität" heißt die Zauberformel des Beliner Beziehungsexperten. Im Klartext: Dem Partner den Rücken stärken anstatt ihm in den Rücken zu fallen, Lob und Bestätigung anstelle von Ablehnung und Respektlosigkeit, Komplimente statt ihn klein zu machen. Keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber Christian Thiel bringt sie eingängig auf den Punkt. Er diagnostiziert zudem einen emotionalen Mangel an den Vitaminen A, B und R: Anerkennung, Bestätigung und Respekt. Dieser Mangel zeige sich in vielen Lebenslagen. "Im Bett läuft bei uns schon lange nichts mehr" - dieser Satz sei ein weiteres Warnzeichen, den der Coach des Öfteren in seiner Praxis hört.

"Nach dem Sex ist vor der Lösung"

Wenn körperliche Zuneigung wegfalle, sei das sehr schwierig. Denn was Paare meist aus ihrer Starre befreie, seien Emotionen und sexuelle Bestätigung: Umarmungen, zärtliche Berührungen und ein aktives Liebesleben. Sex führe zu "einer hormonellen Hochstimmung". Daher lautet Thiels Regel Nummer zehn: Nach dem Sex ist vor der Lösung. "Wenn die Stimmung gut ist, kriegen Sie die Kuh vom Eis", weiß der Paarberater und ergänzt: "Menschen sind ausgesprochen offen für Veränderungen, wenn sie in Hochstimmung sind. Sie finden dann leichter einen Kompromiss".

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